Thema: Rumänien: Postrouten und Transportwege
nor 42 Am: 02.02.2015 23:20:15 Gelesen: 133980# 21@  
Hallo Sammlerfreunde,

sehr interessant und lehrreich, wie sich die Diskusion um den Brief aus Gallatz nach Constantinopel entwickelt hat. Ich möchte an dieser Stelle ein paar Ergänzungen bringen und damit vielleicht noch offene Fragen klären. Und zwar:

- Die drei Tage Laufzeit von Gallatz nach Bukarest, in einem Fall sogar nur zwei, entsprechen den damaligen Postkutschenverbindungen zwischen den beiden Städten. Das ist auch aus den schon erwähnten INDRUMAR AL FILATELISTULUI Seite 257 u 261 zu entnehmen. Eine Bahnverbindung gab es zu dieser Zeit noch nicht, die erste Bahnlinie wurde in den Donaufürstentümern erst 1869 zwischen Bukarest und Giurgiu eröffnet, zu einer Zeit als die Österreichische Post dort nicht mehr tätig war.

- Für den Postweg Gallatz-Constantinopel gab es eine Winterroute über Bukarest-Giurgiu-Rustschuk in den Monaten, wo die Donau zugefroren war und eine Sommerroute mit Schiff in den anderen Monate. Der Post, Passagier und Warenverkehr zwischen Gallatz und Constantinopel wurde nach 1845 nicht von der DDSG sonder vom Österreichischen Lloyd getätigt.

-Leider fehlen bei den meisten vorgestellten Briefen Angaben über das Jahr, wahrscheinlich handelt es sich dabei um Briefhüllen. Um die Zeit eingrenzen zu können, müssen wir uns daher auf die Portoangaben beziehen. Auf den ersten Brief aus Gallatz vom 17/1 ist 15/20 vermerkt. Das entspricht der III. (15 kr/sld) und IV. (20 kr/sld) Levantezone. Das Porto beträgt also 35 kr/sld was bedeutet, dass der Brief zwischen 1858 und 1866 einzuordnen ist (Siehe auch Blistyar S. 50-51).

- Bis Herbst 1854 waren die Donaufürstentümern von Russland besetzt und mit Ausbruch des Krimkrieges 1853 der direkte Postweg nach Constantinopel über die Donau bei Giurgiu und auf der Donau abwärts, unterbunden. Die Briefe von Bukarest aus nach Constantinopel liefen über Herrmannstadt und Semlin. Die Portoangaben auf den Briefen vom 4 Feb und 19 Aug (beide wahrscheinlich aus dem Jahr 1853 oder 1854) 19 u 12 (kr) würden einem Gebührenbaum von 10 kr Konsulatstaxe Gallatz, 9 kr Öst Taxe und 12 kr Levantetaxe für Constantinopel entsprechen. Ich habe einen ähnlichen Brief aus Bukarest 1854 mit Portoangaben 15 u 12 bzw. 6 kr Konsulatstaxe Bukarest-Grenze, 9 kr Öst Taxe und 12 kr Levantetaxe Constantinopel. Wohlgemerkt hat dieser Brief aber auch den Transitstempel Herrmannstadt. Über einen "forwarded" Weg für die Zeit 1853-1854 ist in der Literatur bis heute noch nichts gemeldet. Die fehlenden Transitstempel könnten vielleicht so etwas andeuten, doch fehlt bis heute jede Information darüber.

Morgen sprechen wir über den Brief, der über Sereth lief.

nor 42
 
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