Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 09.01.2016 14:05:25 Gelesen: 333201# 21@  
Liebe Freunde,

aus der Reihe "Briefe, die es gar nicht gab", zeige ich heute diesen fragmentarisch erhaltenen Riesenbrief aus Ering 26.1.1860 mit Postaufgabe in Simbach am Inn vom 27.1.1860, der an die "Königliche Post Expedition Poking (heute: Pocking)" gerichtet war und 9 Kr. Franko erforderte, womit wir einen Brief bis 12 Meilen über 2 - 3 Loth vor uns haben.



Interessant ist jedoch der Inhalt:

"Königl. Post Expedition wird gebeten das anliegende Schreiben gefälligst sogleich nach Pillham zu befördern durch eigenen Boten.
Ering den 26. Decem. 1860
Ergebenster Baumgartl
Verw(alter)

Porto 18 X ---
Chr(istian) Fischer ( = der Bote)"



Dem hier erhaltenen Brief war also ein weiterer Brief eingeschoben worden, der für den auf diesem nominierten Empfänger in Pillham vorgesehen war, der von Pocking aus für 18 Kr. (lokaler Botenlohn für 7 km Strecke einfach!) vom Boten Christian Fischer, dem Expressen, dahin bestellt wurde.



Ein "direkter" Expressbrief hätte das Franko von 3, 6 oder 9 Kr., die Recogebühr von 6 Kr. und die Expressgebühr von 9 Kr. tagsüber bzw. 18 Kr. des Nachts, jedoch bei einer Zustellung wie hier im Lokalbezirk das treffende Franko von 3 Kr., 6 Kr. oder 9 Kr., die Recogebühr von 6 Kr., 9 Kr. für den Expeditor der Abgabepost für die Beschaffung des Boten und die lokale Ganggebühr, von der wir wissen, dass sie 18 Kr. betrug. So hätte das Franko für diesen "direkte" Expressbrief minimal betragen 3 + 6 + 9 + 18 = 36 Kreuzer, bzw. 39 Kr. oder 42 Kr., je nach Gewicht des Einlagebriefes.

In diesem Fall war es nur 9 Kr. Franko und 18 Kr. für den Boten = 27 Kr., womit sich die Ersparnis leicht nachvollziehen lässt. Man muss halt nur einen Postexpeditor haben, der dabei mitspielt ...

Ich glaube nicht, dass es viele Briefe dieser Art in Bayern gab und gibt.

Für die graphische Qualität meiner Kinderzeichnung bitte ich jetzt schon um Entschuldigung.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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