Thema: Antrag des WPhV zum LV-Tag am 07.04.18: Austritt des LV Südwest aus dem BDPh !
DL8AAM Am: 09.03.2016 22:20:32 Gelesen: 235330# 32@  
@ Cantus [#31]

Landesverbände dagegen empfinde ich als überflüssig.

Das sehe ich auch so. Aber eigentlich wollte ich hier nichts Schreiben, denn nachdem ich die Begründung auf der Facebookseite des WPhV gelesen hatte, hätte ich mich doch sehr auf die Zunge beissen müssen, um nicht wegen "bad language" sofort aus dem Forum zu fliegen. Eine Nacht drüber schlafen, reichte da bei weitem nicht aus. Insbesondere die schon fast an "Hetze" erinnernden Formulierungen gegen die "Spitzensportler" sind mir doch übelst aufgestossen, dann noch übler die Forderung nach einer Zwangsmitgliedschaft in einem vor Ort-Ortsverein, bevor man in eine ARGE eintreten darf. Oder gar ein zusätzlicher Strafbeitrag für vor-Ort-lose Mitglieder.

Gerade heute, ist eine Mitgliedschaft in einer ARGE oder ein Ortsverein bzw. in einem überregional organisierten Verein eine gleichrechtigte Mitgliedschaft in einem "BDPh-Verein". Gut, man muss hier aber sicherstellen, dass der an die übergeordneten Institutionen (Lands- und Bundesverband) abzuführende "Weiterleitungsposten" für alle Mitglieder, egal in welchem e.V. des BDPh sie Mitglied sind, gleich ist.

Das 95% aller Mitglieder keinen persönlichen, direkten bzw. unmittelbaren Vorteil an der BDPh-Mitgliedschaft haben, ist eigentlich auch sonnenklar, sollte bzw. darf hier aber auch nicht das Totschlagargument pro oder contra einer BDPh-Mitgliedschaft sein. Das ist wie in jedem kleinen und großen Sportverein so. Das "Ganze", sprich die überregionalen Aktivitäten, wie "Meisterschaften" bzw. (Groß-) Ausstellungen können nur über die breite (finanzielle) Masse der Solidargemeinschaft aller Mitglieder ausgerichtet werden. Die Aussteller (bzw. die Meisterschaftsteilnehmer) selbst können das nicht tragen. Man nennt das eben nicht umsonst Solidargemeinschaft. Das ist beim uns Philatelisten, wie im Sportbund so. Die 95% Normalmitglieder bilden den (finanziellen) Rahmen, den "Boden", damit so etwas stattfinden kann. Und gerade diese nationalen oder gar internationalen Großveranstaltungen sind die, die die "Öffentlichkeit machen" und für einen positive Stimmung sorgt. Siehe kürzlich Gotha.

Und wenn man mal wirklich ehrlich ist, der Weiterleitungsposten an den BDPh ist wirklich ein nennenswerter 'Jahresbeitrag', den ich - als einzelnes Mitglied - an den BDPh leisten muss, nicht einmal im Ansatz. Das ist aber im Sportbund ebenso, wenn der Landesverband 50 Cent PRO JAHR (!) den Beitrag erhöhen will (um vielleicht das Landessportzentrum endlich mal wieder renovieren zu können), dann wird gleich mit dem Austritt von 100.000den Dorfvereinsmitgliedern gedroht. Wenn man sich aber an solchen Peanuts stört, dann geht es einem nicht ernsthaft um diesen Punkt - sondern um ganz andere Dinge. Wie vielleicht "was kümmert mich die Gemeinschaft, ich will durch meine Mitgliedschaft einen spürbaren Gewinn für mich persönlich erzielen" bis zu "was interessiert mich so eine internationale Ausstellung (wahlweise deutsche Meisterschaften) für die Elite, soll die doch das selbst zahlen", "was soll ich hier in Hintertupfingerode mit einem Landesleistungszentrum, ich nehme ja nicht einmal an den Vereinsmeisterschaften teil, ich will doch nur ein Bier mit meinen Kumpels trinken" etc. Das sind alles irgendwie Aspekte der gleichen Krankheit, eine Art von Geiz-ist-Geil Entsolidarisierung. Darunter leidet aber fast das gesamte deutsche Vereinswesen, nicht nur der Sport bzw. das Zackenzählen.

Das im BDPh etwas (vielleicht auch etwas sehr viel mehr) im Argen liegt, ist unbestritten und muss hier nicht nochmals thematisiert werden (Stichwort u.a. moderne Medien, Folienproblematik etc. etc. etc. - nein an der naßklebenden Doppelausgabenflut der DPAG und an den Tintenstrahlentwertungen ist der BDPh nun wirklich nicht schuld...). Aber das liegt u.a. auch daran, dass sich kaum jemand selbst überregional engagieren will (man meckert daheim halt lieber über die da 'oben', das ist eben leichter; kleinräumigeres "Südwester"-Denken ist auch einfacher, als die komplexen Großzusammenhänge da 'oben' versuchen zu blicken, falls sie überhaupt je durchblickbar sind, auch für die da 'oben'...hi). Vom Prinzip her, ist es auch keine Grundaufgabe eines deutschen Dachverbands, den einzelnen Mitgliedsvereinen direkt zu helfen, insbesondere nicht bei der Mitgliedergewinnung, sondern er soll nur für einen positiven Rahmen, für eine positive Grundstimmung 'da draußen' sorgen, in dem er dann selbst aktiv werden muss. Idealerweise macht er, der Dachverband, das u.a. durch eine überregionale Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit, ebenso wie durch "internationale Ausstellungen" und "nationale und internationale Vernetzungen". Mehr wäre auch auf Grund der doch sehr mageren finanziellen Ausstattung (auf grund der geringen Mitgliedsbeiträge) eh kaum drin.

Und nein, ich bin kein Aussteller. Kein Funktionär, bekomme auch keine Aufwandsentschädigungen oder ähnliches. Nur ein einfaches Mitglied, ohne jedes Pöstchen. Meine philatelistischen Themen sind - um es in Euren Worten zu sagen - auch nicht 'spitzensportlich' genug, d.h. leider kein Großvermeil mit Eichenlaub und Gummibärchengarnierung bei einer internationalen Superduperrang-Ausstellung für mich, kein Handshake- und Sektanstoß-Foto in einem runtergekommenen Altbau mit God Father in der Philatelie mit mir. Snüfff... Keiner mag mich, ich trete aus, basta.

Aber diesen Gewinn muss meine Sammlung auch nicht erzielen, um im "Sportbund" zu sein ;-)

Ich hoffe auch nicht, dass dieser WPhV-Mitgliederversammlungsgeist repäsentativ für BDPh-Ortsvereine ist, ansonsten verstehe ich sehr gut, wenn man sich (nur noch) in einem BDPh-ARGE-Verein wohl fühlt. Aber 12 von knapp 100 Mitgliedern mögen zwar satzungsgemäß die legale Mehrheit sein, aber (hoffentlich) nur dort.

Mit sehr verständnislosen Kopfschütteln
und philatelistischem Gruß
Thomas
 
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