Thema: Antrag des WPhV zum LV-Tag am 07.04.18: Austritt des LV Südwest aus dem BDPh !
DL8AAM Am: 21.03.2016 23:01:36 Gelesen: 233099# 78@  
@ WPhV Stuttgart [#77]

Die Finanzierung von Ausstellungen, Werbeschauen kann m.E. nicht pauschal beantwortet werden.

Genau das, Ausstellungen, ist aber einer der Kernaufgaben des Verbandes. Und gerade zu diesem Punkt stellt man noch nicht einmal eine schwammige Idee vor, wie diese letzten öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen dann weiterhin nachhaltig garantiert werden sollen. Selbst kleinere überregionale Veranstaltungen kann kaum ein LV aus eigenen Mitteln bestreiten.

Grundsätzlich sollte jedoch gelten, dass der "Breitensport" nicht den "Spitzensport" subventionieren muss.

Doch, genau auf dieser Basis ist sämtliches Vereins- und Verbandswesen in Deutschland aufgebaut. Es ist eben nicht kommerziell ausgerichtet. Nur die Masse garantiert die Funktionsfähigkeit des Ganzen und die "Spitzen". Und für dieses, immer noch recht gut funktionierende, Vereinswesen ist speziell für Deutschland (nein, ich spreche nicht von der Vereinsmeierei) typisch. In anderen Ländern mag das anders aussehen, auch da engagiert man sich meist viel stärker vor Ort, direkt in der Nachbarschaft, nur wird dort dann auch ein vielfaches mehr 'gespendet' bzw. 'erwartet', siehe USA. Dass man 10-20% seines Einkommens spendet ist nicht untypisch.

Der FC Hintertupfingen muss nicht den FC Bayern München subventionieren, sondern umgekehrt!

Der FC Bayern, bzw. seine Fußballabteilung ist eine echte kommerzielle Aktiengesellschaft, kein gemeinnütziger Verein ("FC Bayern München AG"), den kannst Du hier nicht anbringen.

Aber das was Du hier bemängelst, ist genau die Stärke unseres deutschen Vereinswesen. Der SV Hintertupfingerrode und all seine großen und kleinen e.V.-Kumpels, machen es möglich, dass die Landes/Bundes(fach-)verbände "Landes/Bundesleistungszentren" für ihre Fachaufbauen und unterhalten können. Das Landes- und Deutsche Meisterschaften ausgerichtet werden können, dass deutsche Mannschaften an Europa- und Weltmeisterschaften teilnehmen können. Die Teilnehmer, Deine elitäten "Spitzensportler", können das in keinem Fall selbst. Auch sind die staatlichen Zuschüsse, wenn es denn einmal welche gibt (je nach Sparte), verhältnismäßig minimal. Selbst die "Lotto-Totto"-Gelder sind bei weitem dafür nicht ausreichend und die gibts in der Regel auch nur für die großen publikumswirksamen Verbände.

Und sich nur auf die Sponsoren, die sowie nur böse (sprich kommerzielle) Hintergedanken haben und deren Nähe man deshalb besser nicht suchen darf, zu verlassen, ist auch keine Lösung. Wenn man dann aber für 'zwangsliegengelassene' Sponsorengelder (man soll ja unabhängig bleiben) den Beitrag um 50 Cent pro Jahr erhöhen will, hat man den nächsten Shitstorm an den Hacken. Die gesamte Spitzensportförderung vollständig auf den Staat abzuwälzen, was ja auch einige Staaten machen/gemacht haben, falls es überhaupt politisch durchsetzbar sein würde, wäre möglicherweise eine Lösung für diese bekannten, publikumswirksame Sportarten, wie Hallenhalma oder Boßeln, aber nicht für das gesamte, sehr breite sportliche Spektrum, vom Schützenverein, über die Leichtathletik und bis zum Lacrosse und Football.

Und was hier für den Sport gilt, gilt insbesondere (stärker) auch für solche Nieschenbeschäftigungen, wie unsere Philatelie. Wir können das alles nur aus uns selbst schaffen. Bevor hier jetzt jemand sagt 'der redet ja immer nur vom Sport', das Thema Sport hast Du ja selbst angestossen, mit dem - in meinen Augen gewusst abwertenden gemeinten - Vergleich zum "Spitzensport". Und da sehe ich die Grundproblematik, die hier immer wieder durchblitzt, es ist eine Kritik bzw. eine eigentliche Ablehnung des Prinzips des Verbandsvereinswesens, unabhängig vom Verbandszweck. Wir hier und die da oben.

Was den Beitrag anbetrifft, bin ich aber vollkommen bei Dir. Durch eine Beitragsstruktur sollte sich keiner einen billigeren Zugang vom Verband, auf Kosten den anderen Mitglieder, erschleichen dürfen. Der Weiterleitungsposten bzw. der Beitrag für den Verband muss für jedes Mitglied im Verband gleich sein, egal in welchem Verein man Mitglied ist, ob OrtsVerein oder ArgeVerein oder sogar Direktmitglied (wobei letztere sicherlich für den Verband höhere Verwaltungskosten bedeuten). Auf diesen Grundsockel kann dann der einzelne Orts-/Arge-Verein, je nach seinem Gusto oder seinen angebotenen (Zusatz-) Leistungen, auch entsprechende Zusatzbeiträge erheben. Aber der Sockel muss für alle gleich sein. Nur das ist gerecht.

> In Zeiten des Internets ist es anachronistisch, wenn Fachliteratur in Miniauflagen für teures Geld gedruckt und dann auch verschickt wird.

Auch hier bin ich vollkommen bei Dir, so etwas sollte inzwischen idealerweise bzw. sogar grundsätzlich in elektronischer Form veröffentlicht werden. Sollte man das dann zusätzlich doch noch in gedruckter Form haben wollen (so wie ich gerne), dann findet man sicherlich in jedem größerem Ort eine Möglichkeit, das Werk gegen ein kleines Geld ausdrucken und sogar binden zu lassen. Oder, falls man Probleme mit der Autorenvergütung haben sollte, es gibt hier sicherlich auch genügend zertifizierte Ausdruckdienstleister, die sicherstellen können, dass nur lizensierte Datenfiles zum Audruck kommen. Hier käme zum Beispiel der Verband zum Zuge, der einen sicheren "Zertifizierungsrahmen" bieten könnte. Aber auch selbst rein elektronische "Gratis-" Veröffentlichungen zum pdf-Download sind nicht kostenfrei zu erstellen (und sicher bzw. auch dauerhaft im Netz bereitzustellen). Hier könnte man eingesparte "Veröffentlichungs-Druckzuschüsse" zur verstärkten Literaturförderung, insbesondere bei philatelistischen Randthemen, die sonst vielleicht nur maximal 50 Kaufexemplare im Markt unterbringen könnten, einsetzen. Die Ortsvereine "in der Tiefe" oder sogar die LVs, der das aus eigener Kraft schaffen könnten, will ich sehen.

Ob Deine abgedachten gleichaussehenden Standardwebseiten für 100te von LV-Mitgliedsvereinen noch wirklich eine gute Idee sind, wage ich zu bezweifeln. Uniforme Webseiten sprechen heutzutage keinen mehr wirklich an. Der Standard bzw. der Trend geht eher inzwischen auf mehr Individualität. Solche Webseiten kann man kaum über eine standardisierte Basis erstellen. Insbesondere bei der Zielgruppe des jungen, hippen, 20-25jährigen "hoffentlich-dann-bald-Philatelisten"-Nachwuchs, erwartet man hier eher mehr. Standardsoftware zum Erstellen von Einfachwebseiten for Dummies gibt es inzwischen an jeder Ecke, häufig sogar kostenlos, zu haben. Ob, sowas der Bringer ist ... hmmm. So kann ich vielleicht noch meine letzten Urlaubsbilder ins Netz stellen, aber als moderne, "hippe" Werbeaktion für vollkommen außenstehende Zufallsreinsurfer ist das meist weniger ideal. Gerade wenn ich Werbung für das "Vereinswesen" der Philatelie machen will, muss ich wohl etwas mehr investieren. Bevor man hier etwas standardisiertes vom Verband nimmt, sollte man eher einmal bei den Enkeln nachfragen, da hilft auch kein Abendkurs vom LV oder eine VHS-Reihe. ;-)

Leider ... Trotzdem versuchen sollte man es auf jeden Fall doch, womöglich sehe ich das einfach auch nur etwas zu pessimistisch. Man sollte sich nur nicht zu viel davon erhoffen. 99% der Besucher werden bereits situierte Philatelisten sein, auf der Suche nach speziellen Informationen. Warum auch nicht, und auf jedem Fall als nichts. Für diese Zielgruppe ist der Inhalt sicherlich auch wichtiger, als die Optik. Denn leider wird eine kommerziell, individuell gut erstellte Profivereinsseite für uns kaum jemals in einem positiven finanziellen Verhältnis stehen.

Was ich aber absolut ablehne, ist Deine Forderung, dass jedes Verbandsmitglied in dem lokalen Verein seines Ortes Mitglied sein muss, selbst bzw. insbesondere bevor man in eine Arge eintreten will. Dein Verein ist sicherlich nicht "besser", als jeder andere Mitgliedsverein. Welchen Verein ich auswähle, ist noch vollkommen meine Entscheidung. Damit stärke ich sicherlich nicht die Ortsveine, sondern vergraule potentielle Neumitglieder. Der BDPh hat gleichberechtigte, individuelle Mitgliedsvereine und keine (Verbands-)Ortsgruppen!

Ciao
Thomas
 
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