Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
juni-1848 Am: 23.03.2016 09:22:02 Gelesen: 3623039# 4987@  
@ muemmel [#4981]

Unauffällig, aber geschichtsträchtig, wie mir ein inzwischen erimitierter Prof. der WWU Münster mitteilte:

Gemeint ist hier höchstwahrscheinlich der Vulkanologe Gottfried Immanuel Friedlaender (im folgenden: G.I.F.), geboren 1871 in Berlin als Sohn des Nationalökonomen Carl Friedlaender (Professor) und Enkel des Berliner Arztes Nathan Friedlaender - eine alteingesessene jüdische Akademiker- und Forscherfamilie.

Josephine (Therese) Deutschmann heiratete den Wiener Physiker Stefan Meyer. Er und das Ehepaar Marie und Pierre Curie waren die Pioniere der Erforschung der Radioaktivität.

G.I.F. heiratete Hertha Meyer, die jüngere Schwester des Physikers Stefan Meyer und des Organ. Chemikers Hans Leopold Meyer († 1942 in KZ Theresienstadt). Die drei Geschwister wurden von den Eltern Gotthelf Karl Meyer (Jurist, Grossist, Schriftsteller und Generalkonsul der Republik Guatemala in Wien) und Clara Regina (Tochter des Mainzer Kaufmanns Benedikt Goldschmidt) nicht jüdisch sondern christlich erzogen!

G.I.F. promovierte zwar in Physik, doch während einer Reise mit seinem Bruder Benedict Friedlaender (Zoologe) nach Hawaii, entdeckte er seine Leidenschaft für die Vulkanologie.

1910 regte er auf dem Internationalen Geologen-Kongress in Stockholm die Gründung eines internationalen Vulkaninstituts in Neapel. Da trotz Aufruf mit Unterschriftenliste zahlreicher Wissenschaftler die zugesagten Mittel nur kläglich ausfielen, verwirklichte G.I.F. den Bau des Instituts mit Laboratorien aus privaten Mitteln.

Das Institut widmete sich vorrangig der Registrierung von Erdbeben in der Region des Vesuv und der systematischen Untersuchung vulkanischer Aktivitäten rund um den Golf von Neapel.

Heute hat die Stiftung "Vulkaninstitut Immanuel Friedlaender" ihren Sitz an der ETH Zürich, in der auch der G.I.F.-Nachlass, eine umfangreiche Fotosammlung mit über 8900 Fotos vulkanischer Formationen lagert.

Laut Mitgliederverzeichnis der Geographisch-Ethnographischen Gesellschaft Zürich von 1921 wohnte G.I.F. in der Zürichbergstraße 118.

1922 rief er zusammen mit zahlreichen nahmhaften Wissenschaftlern in Leipzig die Deutsche Seismologischen Gesellschaft ins Leben, Vorläufer der heutigen Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft.

1922 nahm G.I.F. die schweizer Staatsbürgerschaft an.


Aus der Nach-INFLA-Zeit sei nur angemerkt, dass eine der drei Töchter von G.I.F. im Jahre 1930 am "1. Internationalen Rhönradturnier" in Bad Kissingen teilgenommen haben soll.

Damit wären alle Details der Adressseite erschöpfend behandelt... fast alle:

Mit Blick auf obige Konstellationen scheint es nicht weiter verwunderlich, dass nach der Schmach des 1. Weltkrieges die Devisenkontrollstelle München (Zettel-Nr. 16) ein prüfendes Auge auch auf die nicht eingeschriebenen internationalen Aktivitäten der jüdischen Familie Friedlaender geworfen hat.

Sammlergruß, Werner
 
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