Thema: Deutsches Reich Infla Bewertung von Einzel- und Mehrfachfrankaturen
muemmel Am: 24.03.2016 23:43:14 Gelesen: 22719# 24@  
Guten Abend in die Runde,

die Bewertung von Einzel- und Mehrfachfrankaturen auf Belegen der Inflationszeit ist eine nicht triviale Angelegenheit. Exemplarisch zeige ich hier zwei Belege mit Einzelfrankaturen (EF) der MiNr. 321, welche extrem selten sind, da tarifrichtige EF mit dieser Marke in der Portoperiode (PP) 22 vom 1. bis 4. November 1923 nur auf Zeitungssachen (ZS) möglich waren.

In dieser PP betrug die Gebühr für für eine ZS 25 Millionen Mark für die Nachlieferung einer Zeitung. Für jedes weitere nachzuliefernde Exemplar fielen ebenfalls diese 25 Millionen Mark an.

1. Zeitungssache zur Nachbestellung von zwei Exemplaren der "Frankfurter Zeitung" vom 3.11.1923, frankiert mit einer Marke der MiNr. 321 AP.



Dieser Beleg wurde 1996 (Damals ohne Michelbewertung) für 15.300 DM einschl. aller Zuschläge auf einer Auktion verkauft. Im Michel-Briefe-Katalog 2003 wurden dafür 10.000 Euro angesetzt.

Im Übrigen ist dies bis heute der einzig bekannte Beleg dieser Art.

Quelle: INFLA-Bericht 224

2. Zeitungssache zur Nachbestellung von zwei Exemplaren wiederum der "Frankfurter Zeitung" und ebenfalls vom 3.11.1923. Frankiert wurde hier mit einer Marke der MiNr. 321 BP.



Im Michel-Briefe-Katalog ebenfalls mit 10.000 Euro notiert. Allerdings sind mit dieser Frankatur bisher zwei Belege bekannt.

Quelle: INFLA-Bericht 225

Nun kann man trefflich darüber streiten, ob die Michelbewertungen zutreffend sind. Belege mit 321 AP gibt es deutlich mehr als solche mit 321 BP und in diesem Fall könnte man die Bewertung aufgrund der vorhandenen bekannten Exemplare als gerechtfertigt ansehen. Betrachtet man hingegen die
Relation der Mehrfachfrankatur (MeF) der 321 AP und 321 BP von 6,– zu 35,– Euro, könnte man auch zu anderen Schlüssen kommen.

Bei diesen beiden Belegen handelt es natürlich um ganz große Raritäten der Infla-Philatelie. Aber wie sieht es denn bei anderen Belegen aus?

Als Beispiel nenne ich einmal die Verwendung der MiNr. 318 AP für einen einfachen Fernbrief bis 29g in EF und MeF. In der PP 21 betrug das Porto 10 Millionen Mark, als EF häufig zu finden und bei Michel mit 3,– Euro bewertet. In der PP 22 bedurfte es dann zehn solcher Marken, Katalogwert für die MeF 4,– Euro plus 8 Einzelmarken je 1,70 Euro ergibt 17,60 Euro. In der PP 23 betrug das Porto dann 1 Milliarde Mark und für die Frankatur musste ein ganzer Bogen verklebt werden, Katalogwert für die MeF 4,– Euro plus 98 Einzelmarken je 1,70 Euro = 170,60 Euro. Zugegebenermaßen sind Briefe mit kompletten Bogen recht selten, aber es gibt sie.

Noch interessanter wird es aber bei der Bewertung von MeF Drucksachen, Orts- und Fernbriefen ab der 3. Gewichtstufe, denn solche muss man lange suchen.

Nach meiner Meinung sind einheitliche Bewertungskriterien nicht möglich, letztendlich ist es nur eine Frage, wieviel jemand bereit ist, für diesen oder jenen Beleg auszugeben.

Vorosterliche Grüße
Mümmel
 
Quelle: www.philaseiten.de
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