Thema: Antrag des WPhV zum LV-Tag am 07.04.18: Austritt des LV Südwest aus dem BDPh !
Richard Am: 30.04.2016 21:47:25 Gelesen: 220416# 247@  
Rede des Ersten Vorsitzenden des WPhV am 30.04.2016 auf dem LV-Tag in Freiburg:

ERKLÄRUNG zum WPhV-ANTRAG:

„Austritt des Landesverbandes Südwestdeutscher Briefmarkensammlervereine e.V.“ (LV) aus dem Bund Deutscher Philatelisten e.V. (BDPh) zum nächstmöglichen Zeitpunkt“

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Johannes Feifel, seit 10 Jahren Vorsitzender des Württembergischen Philatelistenvereins Stuttgart, gegründet 1882 - sechs Jahre, bevor das Auto erfunden wurde - auch in Stuttgart. Lassen Sie mich deshalb mit einem Beispiel aus der Autobranche beginnen.

Stellen Sie sich vor, Sie sind Autohändler, verkaufen Mercedesse. Sie haben einen teuren Vertrag mit Daimler, dass alle Pkws in Ihrer Stadt über Sie verkauft werden müssen. Sie verdienen an jedem Wagen. Deshalb haben Sie investiert (Verkaufsräume, Werkstätten, Büros, Personal und und und ) und müssen Ihre Investitionen durch Autoverkäufe finanzieren.

Eines Tages kommt Daimler auf Sie zu und sagt: Für selbstfahrende Elektroautos gelten unsere alten Regel nicht mehr. Die Elektroautos werden ab sofort direkt von uns vom Werk verkauft. Umsatzverluste können Sie als Händler durch bessere Serviceleistungen wettmachen.

Sie stehen da und staunen. Und da alle Welt auf einmal wie verrückt Elektroautos kauft, und weil es Staatsprämien gibt, sind Sie bald pleite.

Dies ist nur ein konstruierter Fall. Doch in dieser Situation stecken wir alle mit unseren Ortsvereinen.

Seit der Bund Deutscher Philatelisten 1996 die sogenannten Direktmitgliedschaften eingeführt hat, tritt er als unser direkter Konkurrent auf und wirbt uns mögliche neue Mitglieder ab, die angeblich keinen Bock auf die „spießigen“ Ortsvereine haben.

Und wenn die Direktmitglieder unsere Angebote nutzen wollen, kommen Sie trotzdem. Zum Tauschen, zum Vortrag usw. – weil ja jedermann bei uns kostenlos und unverbindlich schnuppern darf. Doch wir als Ortsverein haben nichts davon, sondern nur Aufwand.

Doch wir Ortsvereine sind Kernzelle und Träger der organisierten Philatelie. So gut wie alle Ortsvereine haben Probleme bei der Mitgliedergewinnung und noch mehr beim Generationenwechsel im Vorstand. Je weniger neue Mitglieder gewonnen werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Generationenwechsel im Vorstand scheitert. Der BDPh muss daher Ortsvereine bei der überlebenswichtigen Mitgliedergewinnung unterstützen und nicht als Konkurrent über Direktmitgliedschaften auftreten.

Die Einführung der Direktmitgliedschaften 1996 war nur möglich, weil die Direktmitgliedschaften mit deutlich teuren Beiträgen als „ortsvereinsverträglich“ verkauft wurden. So betrug 1996 der BDPh-Beitrag für ein Direktmitglied 60 Mark und für ein Ortsvereinsmitglied 12 Mark, d.h. eine Direktmitgliedschaft war 5mal so teuer wie eine Ortsvereinsmitgliedschaft. Weil der BDPh die Beiträge der beiden Mitgliedschaften über die Jahre immer weiter angenähert hat, wurden die Direktmitgliedschaften zunehmend attraktiver. Ab 2017 kostet der BDPh-Beitrag für ein Direktmitglied 42 € und für ein Ortsvereinsmitglied 15 €, d.h. nur noch 2,8mal so viel. Nach ursprünglicher BDPh-Planung waren für Ortsvereinsmitglieder ab 2017 sogar 18 € anvisiert, d.h. nur noch 2,3mal so viel.

Seit 2015 gibt es sogenannte Arge-Direktmitgliedschaften für nur 12 € bzw. ab 2017 15 €, d.h. einmal so viel wie für ein Ortsvereinsmitglied. Diese Arge-Direktmitgliedschaft werden die Ortsvereine massiv schädigen, da so gut wie kein neues Arge-Mitglied künftig seinen BDPh-Beitrag über eine Ortsvereinsmitgliedschaft abführen wird, denn bei Ortsvereinen fallen noch Vereins- und LV-Beiträge an.

Der BDPh, der als Dachverband eigentlich seine Ortsvereine unterstützen müsste, schwächt mit den neuen Arge-Direktmitgliedschaften weiter die Ortsvereine. Der BDPh zeigt keinerlei Verständnis oder Entgegenkommen in Sachen Direktmitgliedschaften. Um sich als Ortsverein gegen diese Direktmitgliedschaften zu wehren, ist ein Austritt aus dem BDPh daher die logische Konsequenz, doch ein Austritt aus dem BDPh kann nur über den Landesverband erfolgen.

Die Vorteile für Ortsvereine bei einem Verbleib im BDPh beschränken sich im Wesentlichen auf den Bezug der Zeitschrift „philatelie“, auf Ehrungen des BDPh und auf Vorteile für BDPh-Aussteller. BDPh-Aussteller, die bei Ortsvereinen in einer deutlichen Minderheit sind, haben Alternativen zur Beibehaltung ihrer BDPh-Mitgliedschaft, um weiterhin als Aussteller aktiv sein zu können. Die Einmalkosten durch neue EDV-Programme, neue Mitgliederausweise usw. bei einem Austritt des LV aus dem BDPh sind vernachlässigbar angesichts der Finanzmittel des LV i.H.v. 435 T€ und der mit dem Re-Start verbundenen Optimierungsmöglichkeiten.

Die Leistungspalette eine neuen BDPh-freien LV muss nicht identisch sein mit der des BDPh, sondern wird auf Anforderungen und Wünsche der Ortsvereine abgestimmt.

Die Einführung der Arge-Direktmitgliedschaften zu 12€ bzw. 15€ hätte nach der BDPh-Satzung auf einer Hauptversammlung (HV) des BDPh beschlossen werden müssen.

Die Arge-Direktmitgliedschaften wurden aber ohne Beschluss auf einer HV und ohne Information und Beteiligung der Ortsvereine Anfang 2015 eingeführt.

Im Mai 2015 wurden einem Rundbrief der Arge Württemberg zufolge die Arge-Direktmitgliedschaften wegen zu hohen Verwaltungsaufwands wieder abgeschafft.

Durch Zufall erfuhren wir Mitte Februar 2016, dass die Arge-Direktmitgliedschaften doch weiterhin bestehen. Wir schrieben daraufhin im BDPh-Internetforum, dass mit Art und Weise der Einführung der Arge-Direktmitgliedschaften eine rote Linie vom BDPh überschritten worden ist, also Konsequenzen folgen werden.

Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch bereits die Einladungen mit Tagesordnungen für unsere Jahres-HV sowie für den LV-Tag bereits verschickt.

Daher war eine 100%ig saubere, nicht angreifbare Vorbereitung zur Beschlussfassung eines möglichen Austritts des LV aus dem BDPh weder auf unserer JHV noch heute auf dem heutigen LV-Tag möglich.

Die Ausführungen eines möglicherweise BDPh-Verantwortlichen in einem Internet-Forum lassen sich so interpretieren, dass ein satzungsgemäßer Beschluss zu den Arge-Direktmitgliedschaften auf der nächsten BDPh-HV nachgeholt werden würde.

Um einen möglichen Beschluss zum Austritt des LV aus dem BDPh nicht angreifbar zu machen, haben wir beschlossen, diesen Antrag zurückzuziehen und gegebenenfalls in optimierter Form wasserdicht und nicht angreifbar zum nächsten LV-Tag erneut zur Beschlussfassung einzureichen.

Mit dem Zurückziehen unseres Antrags hat der BDPh die Chance, sein Modell der Direktmitgliedschaften auf seiner nächsten HV in einer ortsvereinsverträglichen Form zu beschließen, so dass sich eine erneute Antragsstellung erübrigt.

Parallel dazu werden wir weiterhin gegen Direktmitgliedschaften werben und hoffen, dass bis zum nächsten LV-Tag alle hier vertretenen Ortsvereine noch existieren!

Vielen Dank!
 
Quelle: www.philaseiten.de
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