Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 26.07.2016 11:43:39 Gelesen: 328942# 68@  
@ Max78 [#67]

Hallo Max,

eine gute Frage, die der Michel sicher nicht erklären kann.

Die Nr. 11 wurde am 1.10.1862 an die Schalter gegeben. Innerbayerisch galt bis zum 31.7.1865 das Reglement vom 1.1.1861 mit Veränderung des Lothgewichts zum 1.4.1862 von 15.625g auf 16.66g, indem man das Zollpfund von 500g nicht mehr in 32 Lothe aufteilte, sondern nur noch in 30 Lothe.

Ortsbriefe oder Briefe in den Lokalbezirk der Aufgabepost konnten bei einem Gewicht von 9 bis 10 Loth mit 9 Kr. frankiert werden (größte Raritäten, die vierstellig kosten würden), aber es gibt sie von München.

Fernbriefe innerhalb Bayerns kosteten je Loth in dieser Zeit 3 Kr. bis 12 Meilen und 6 Kr. über 12 Meilen oder im Wechselverkehr zwischen der Pfalz und dem rechtsrheinischen Bayern.

9 Kr. konnten also erreicht werden durch Briefe in der 1. Entfernungsstufe bis 12 Meilen mit über 2 bis 3 Loth und für die Pfalz alle Briefe ohne Entfernungsunterschied innerhalb der Pfalz bei gleichem Gewicht.

Zum 1.8.1865 reduzierte man das Franko innerhalb Bayerns auf 3 Kr. je Loth unabhängig von der Entfernung, also auch im Wechselverkehr zwischen der Pfalz und dem rechtsrheinischen Bayern. Aber es gab nur noch 2 Gewichtsstufen, nämlich bis 1 Loth wie eben beschrieben und über 1 bis 15 Loth, für welche nun nur noch 6 Kreuzer zu frankieren waren. Ortsbriefe kosteten nun 1 Kr. bis 1 Loth und 2 Kr. bis 15 Loth. Der Wert von 9 Kr. war also im normalen Briefpostverkehr nicht mehr erreichbar und auch Drucksachen, die zuvor noch 1 Kr. je Loth gekostet hatten, waren nun mit 1 Kr. je 2 1/2 Loth zu frankieren, so dass wir hier auch keine 9 Kr. mehr erreichen konnten.

Theoretisch möglich wären ein innerbayerischer Expressbrief mit einer Nr. 11, bei dem der Absender portofrei gestellt war, die Rekommandationskosten von 6 Kr. bar bezahlt wurden und nur die Expressgebühr als Weiterfranko für die Abgabepost/den Expressboten in Höhe von 9 Kr. durch Marke(n) frankiert wurde. Einen derartigen Brief habe ich jedoch in 40 Jahren Bayernsammelei nie gesehen und es ist fraglich, ob es ihn so je gegeben hat.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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