Thema: Gestempelte, handschriftliche oder Postvermerke als Label auf Belegen
DL8AAM Am: 16.08.2016 21:19:17 Gelesen: 328201# 288@  
@ DL8AAM [#287]

Und hier gleich ein weiteres Beispiel so einer direkten "Kleinkram"-Lieferung aus China an Privat, diese wurde aber bereits vom Versender in China selbst der Deutschen Post DHL übergeben.



"Großbrief"-Einschreiben aus China nach 37073 Göttingen. Versendet über die Deutsche Post DHL in Shanghai als "DHL eCommerce (DHLeC)", d.h. ein spezielles DHL-Produkt für Online-Händler. Im überklebten, ursprünglichen Versandlabel (gedruckt auf der recycelten Rückseite eines passendgeschnittenen, chinesischsprachig bedruckten Blattes) wird die Sendung als Product "GM PACKETPLUS STANDARD" bezeichnet (GM: DHL Global Mail, das sind - obwohl da von Paket gesprochen wird - sind es i.d.R. aber keine Pakete, sondern eher 'kleinformatige Päckchen und briefähnliche Sendungen für gewerbliche Versandhändler'). In Deutschland dann als Einwurf-Einschreiben - mit Barcode und Sendungsnummer aus der RX-Serie (diese findet sich bereits auch schon eingedruckt auf dem Ursprungsadresslabel) - zugestellt. Vorausgehend die notwendige zolltechnische Behandlung bzw. Freigabe und entsprechende Dokumentation durch den dunkelgrünen Aufkleber Von zollamtlicher Behandlung befreit, Deutsche Post NL IP B Frankfurt-Flughafen / Q82 (NL IP B: Niederlassung Internationale Produktion Brief). Rückseitig ein "Commercial Invoice", d.h. eine Handelsrechnung, die (ausschließlich) für die zolltechnische Behandlung gedacht ist.

Als Absender fungiert auf dem Versandlabel SINOHF Sinotrans Hongfeng aus Shanghai, eine Firma der chinesischen SINOTRANS&CSC-Gruppe, einer weltweit aktiven Logistik-Holding, mit Hauptsitz in Beijing [1]. Als fiktiver "Rücksende-Absender" wird aber das Postfach 2721 in 36243 Niederdaula (beim Internationalen Postzentrum IPZ 2 der DPAG) angegeben, d.h. sehr, sehr, sehr ... wahrscheinlich wieder so ein DPAG DHL-eigenes ("Remailing", Sammel-) Postfach für chinesische DHL-Kunden. Als einzigen Hinweis auf eine Frankatur findet sich lediglich im Vermerk "PREPAID Germany" (?) auf der Sendung, eher ungewöhnlich für ein (Remailing-) Einschreiben. Das Kürzel LHR steht für den Flughafen London-Heathrow, die Sendung lief also von China über London nach Frankfurt. Auch im Trackingbericht findet sich als Zwischenstop (neben "Deutsche Post Singapore") "GBSLOX" [2], das UPU-Kürzel ("IMPC Code", International Mail Processing Centre) für das ETOE (Extraterritorial Exchange Office) der Deutschen Post im britischen Slough (nahe Heathrow).

In diesem Fall wurde (rückseitig) keine standardisierte, UPU-konforme CN22-Zollerklärung verwendet, sondern nur ein "Commercial Invoice", vermutlich da die Sendung planmäßig nicht über UPU-Postwege von China in die EU gekommen ist, sondern bereits durch die Deutsche Post DHL in dessen Niederlassung in Shanghai/China übernommen wurde und anschließend über eigene Wege nach Europa verbracht wurde. In dieser Rechnung wird als Herkunft ("Sender", Absender) die Zweigstelle Shanghai der Firma Beijing Yanwen Logistics [3] angegeben, das aber ebenfalls nur ein Transportunternehmen ist. Scheinbar erfolgte die Versandabwicklung in China selbst bereits über einen weiteren Subdienstleister oder Konsolidierer. Der eigentliche chinesische Online-Händler ist für mich auf der Sendung selbst nicht erkennbar. Versendet wurden "Auto parts" (Autoteile, korrekt wäre aber gewesen Fahrradteile, denn es handelte sich um ein Zahnkranz) zu 1,349 Lbs (Lbs=Pfund, d.h. ca. 675 Gramm) mit einem Wert von 12 US$, also auch hier wieder unter der deutschen "Kleinkram"-Zollgrenze.

Auch hier die dazu gehörigen DHL-Trackingdaten. Leider ist wohl das Datum und die Uhrzeit für Singapur etwas verwirbelt worden?



Ich liebe ich den chinesischen Onlinehandel, zumindest als Philatelist ;-)

Gruß
Thomas

[1] http://www.sinotrans.de/index.php?option=com_content&view=article&id=56&Itemid=28&lang=de
[2] http://www.upu.int/uploads/tx_sbdownloader/108b.txt
[3] http://www.yw56.com.cn/english/index-en.asp
 
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