Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
bayern klassisch Am: 26.09.2016 10:51:46 Gelesen: 244591# 95@  
Liebe Freunde,



den hier gezeigten Brief liebe ich über alles - er stammt von der Firma Javelier - Fremiot vom 29.7.1854 aus Remiremont (etwa 90 km südwestlich von Strasbourg) und wurde über die Strasbourger Brücke im badischen Kehl am 1.8.1854 als einfacher Portobrief aufgegeben.

Baden leitete ihn, siehe Curs II * am 1.8.1854, der Bahnstrecke Haltingen (Südbaden) Richtung Heidelberg (Nordbaden) zu, wofür der Nordstern stand (mit Punkt waren die Bahnsendungen Richtung Süden geleitet worden, das zu wissen ist sehr, sehr wichtig). Von Heidelberg aus wurde er im geschlossenen Transit via Frankfurt am Main (Taxis) über Aschaffenburg, Würzburg, Schweinfurt, Bamberg und Plauen (Sachsen) nach Leipzig verschickt, wo er abbog nach Dresden und Bodenbach (Österreich), wo er bereits am 2.8.1854 eintraf. Dort wurde das badische (nicht französische!) Briefpaket geöffnet und alle Poststücke mit dem österreichischen Eingangsstempel bedruckt.

Er lief nun südlich auf der Linie Prag - Wien und kam am 5.8.1854 in Steyr an (3.8. 10 Uhr Abends wohl in Wien).



Im Inhalt lese ich "Chef de Gare de Chemins de fer Donauwörth" - kann mir einer den Zusammenhang erklären?

Auf Grund der Mitnahme des Briefes nach Baden war die Portostruktur natürlich eine ganz andere, als bei einer gewöhnlichen Aufgabe in Frankreich.

Hätte der Brief bei regulärer Aufgabe 29 Kreuzer Conventionsmünze (CM) gekostet, so waren es nun nur 12 Kreuzer CM, also ca. 60% Ersparnis und das war nicht eben wenig. Dazu kann man sagen, dass die Versanddauer nicht auf Kosten dieser Leitung ging, denn bei normaler Versendung (via Schweiz und Vorarlberg) war man so nicht langsamer geworden und genau dies wurde den Korrespondenten auch klar.

Nun bekam Baden 12 Kr. CM von Österreich gutgeschrieben (die 14,4 Kreuzern rheinisch entsprachen) und musste hiervor intern an Taxis, Bayern und Sachsen seinen Obolus abführen, der zusammen etwa 4 Kreuzern rh. entsprach, so dass Baden noch gut 10 Kr. rheinisch netto blieben. Bei korrekter Versendung hätte Baden gar nichts bekommen!

So war eine Bahnlinie zwischen dem fernen Berlin und dem noch ferneren Wien via Dresden, Bodenbach und Prag Grund und Glück für Baden in finanzieller Hinsicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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