Thema: Ausstellungen: Bewertungskriterien für elektronische Datenträger und Internetseiten
Brigitte Am: 12.03.2017 09:44:54 Gelesen: 7820# 1@  
Die nachfolgend aufgeführten Kriterien zur Bewertung elektronischer Datenträger und Internetseiten wurden zusammengestellt von unseren Mitgliedern Michael Lenke und Lars Böttger, basierend auf den Beiträgen für das Literaturjurorenseminar am 16. und 17 Juni 2012 im „Haus der Philatelie“ in Bonn.

Die Erstveröffentlichung erfolgt im "Philatelic Journalist" Oktober 2012, der Mitgliederzeitschrift der AIJP, einer Vereinigung von Philatelistischen Journalisten, in der wir Mitglied sind [1].

Mit Dank an Michael Lenke und Lars Böttger sowie an Wolfgang Maassen für die zur Verfügung gestellten Texte.

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Allgemeine Bewertungskriterien und Voraussetzungen:

Voraussetzungen:

Der Juror sollte einen internetfähigen Rechner besitzen, der eine möglichst aktuelle Softwarelandschaft aufweist (ab 2007). Der Internetanschluss sollte DSL-basiert sein, um kurze Zugriffszeiten zu gewährleisen.

Einfache Nutzung:

Idealerweise findet sich ein Nutzer auf einer Internetseite oder einem elektronischer Datenträger ohne Einweisung oder Gebrauchsanleitung zurecht. Dies setzt eine klare und einfache Struktur voraus. Je komplizierter und unstrukturierter die Seite oder der Datenträger ist, je schlechter fällt die Bewertung aus.

Optimale Darstellung:

Die Darstellung der Übersichtsseite findet optimalerweise auf einer normalen Bildschirmseite platz. Lange Menuleisten, die den Nutzer zum scrollen zwingen, verschlechtern die Bewertung.

Optimierung:

Elektronische Datenträger und Internetseiten bieten verschiedene Vorteile gegenüber gedruckter Literatur. Je besser der Autor diese Vorteile (Suchfunktion, Abbildungen, Datenbanken, interaktiver Austausch usw.) nutzt, desto besser fällt die Bewertung aus. Die reine Veröffentlichung eines bereits gedruckten Werkes auf einem elektronischen Datenträger oder im Internet ohne einen erkennbaren Zusatznutzen für den Anwender fällt in der Bewertung ab.

Präsentation:

Handwerkliche Mängel wie unterschiedliche Schriftarten, Vermischung von Blocksatz, Zentrierung, linksbündigen Absätzen usw. und Rechtschreibfehlern sollten vermieden werden.

Zugang:

Internetseiten und elektronische Datenträger können zugangsgeschützt sein. Der Autor muss sicherstellen, dass Passwörter o.ä. dem Juror zur Verfügung gestellt werden.

Elektronische Datenträger

Inhaltliche Bearbeitung (30 Punkte)

Klarheit/Übersichtlichkeit:

Der Anwender sollte den Inhalt des Datenträgers bzw. das Thema schnell erfassen können. Langwierige Suche und ständiges Blättern verringern die Punktzahl.

Auswahl/Zuordnung/Bearbeitung Bilder:

Farbige Abbildungen in hoher Qualität gehören zum Standard. Aussagekräftige und philatelistisch gehaltvolle Bildunterschriften sind einfacher zu realisieren als bei einem Buch. Ein Fehlen dieser Merkmale führt, je nach Ausprägung, zu einer unterdurchschnittlichen Bewertung.

Originalität/Bedeutung/Tiefe der Forschung (40 Punkte)

Originalität:

Unterscheidung zwischen Veröffentlichung von originärer Forschungsarbeit oder Wiederveröffentlichung eines bereits erschienen Werkes auf einem elektronischem Datenträger. Unter Umständen kann es bei einer Wiederveröffentlichung zu Problemen mit der Aktualität des Inhaltes kommen. Grundsätzlich kann hier beider Bewertung analog zu gedruckter Literatur vorgegangen werden.

Bedeutung:

Analoges Vorgehen zu gedruckter Literatur.

Korrektheit:

Analoges Vorgehen zu gedruckter Literatur; eventuell kann es aufgrund des Umfanges notwendig sein, Stichproben zu machen.

Forschung:

Analoges Vorgehen zu gedruckter Literatur; eventuell kann es aufgrund des Umfanges notwendig sein, Stichproben zu machen.

Technische Gestaltung (30 Punkte)

Gliederung:

Eine sinnvolle und leicht verständliche Gliederung ist Voraussetzung für die sinnvolle Nutzung des Datenträgers. Auf aussagekräftige Überschriften sollte der Autor achten. Das PDF-Format bietet hier gute Möglichkeiten zur Strukturierung.

Format:

Als sehr bedienerfreundlich wird das PDF-Format von adobe angesehen. Zum einen lassen sich über http://www.adobe.de jederzeit kostenfreie Leseprogramme herunterladen, zum anderen können die Texte durchsucht werden. Auf andere Dateitypen wie .doc, .ppt oder .jpg kann man ebenfalls in der Regel ohne Problem zugreifen.

Wenn Formate wie Word oder Powerpoint genutzt werden, kann es Probleme mit älteren/neueren Versionen geben. Der normale Anwender kann kaum verschiedene Versionen der Software vorhalten. Manche Fremdsoftware – z.B. Open Office - kann zwar das Wordformat lesen, aber nicht alles richtig darstellen. Darum sind Formate, die formathaltend sind – insbesondere PDF – vorzuziehen. Verschiedene PDF-Writer sind kostenlos verfügbar.

Datenformate, die ohne zusätzliche (eventuell kostenpflichtige) Software, nicht zu öffnen sind, sollte der Autor vermeiden. Ggfs. muss der Juror entscheiden, ob er den Datenträger bewertet oder nicht. Wenn für die Darstellung spezielle Software nötig ist – es gibt Reader-Software für EBook-Formate – sollte diese auf dem Datenträger verfügbar sein oder problemlos aus dem Netz installiert werden können. Wenn es keinen speziellen Grund für die Nutzung solcher Formate gibt, ist es eher negativ zu werten.

Suchfunktionen:

Ein Index bzw. Register lassen sich leicht anlegen und sind notwendig, da elektronische Datenträger vielfach sehr viele Informationen enthalten und eine Suche u.U. sehr langwierig ist. Suchfunktionen, die den gesamten Inhalt des Datenträgers umfassen und eine sinnvolle Suche ermöglichen, sollten höher bewertet werden.

Archiv:

Gerade CDs und DVDs bieten sich aufgrund ihres vorhandenen Speicherplatzes an, weiterführende Informationen (Amtsblätter oder Bildarchive) zur Verfügung zu stellen. Der Autor sollte nur sicherstellen, dass Abbildungen in entsprechender Qualität vorhanden sind und ein Archiv logisch aufgebaut ist. Eine Suchfunktion ist wünschenswert.

Präsentation (10 Punkte)

Layout:

Ausreichende Seitenränder, farbige Abbildungen, Seitenzahlen, Bildunterschriften usw. sollten selbstverständlich sein.

Kompatibilität:

Die Dateien sollten auf gängigen Betriebssystemen ohne Vorkenntnisse nutzbar sein. Installationshinweise können hilfreich sein. Ein automatischer Start ist nicht immer notwendig; eventuell vorhandene Sicherheitseinstellungen auf dem Lesegerät des Jurors blockieren u.U. den automatischen Start und sollten vor der Jurierung abgeschaltet werden.

Internetseiten

Um Internetseiten leichter bewerten zu können, ist der Aufbau einer Favoritenliste von Seiten sehr empfehlenswert. Eine Sortierung von gleichartigen Seiten erleichtert später das Wiederfinden von bestimmten Seiten.

Der Juror sollte vor dem Betrachten der Seite sog. „Pop-Up-Blocker“ abschalten, um eventuelle Werbeeinblendungen o.ä. registrieren zu können. Es ist empfehlenswert, die zu beurteilende Seite mindestens mit zwei gebräuchlichen Internetbrowsern anzusehen (Internet Explorer, Chrome, Safari, Firefox etc.). Damit wird geprüft, ob die Darstellung im Internet nicht browserabhängig ist und handwerkliche Mängel enthält.

Eine Mischung von Fachbeiträgen und Verkaufsaktivitäten wird – mit Ausnahme von Händler- und Auktionsseiten als störend empfunden. Ein privater Internetseitenbetreiber sollte diese Funktionen trennen.

Externe Bewertungen via Internetseiten wie http://www.seitwert.de können interessante Indikationen zur Einbindung von Webseiten ins Internet geben. Die technische Qualität der Seiten im Vergleich untereinander lässt sich ebenfalls vergleichen. Eine abschließende Aussage, ob der Betreiber der Internetseite sein Ziel erreicht, kann damit nicht getroffen werden.

Für die Beurteilung von Internetseiten wird empfohlen, einen festen Zeitraum (zwei Wochen) fest zu legen. Damit wird sichergestellt, dass keine zu großen Veränderungen durch den Betreiber erfolgen, die das Ergebnis beeinflussen.

Inhaltliche Bearbeitung (30 Punkte)

Klarheit/Übersichtlichkeit:

Der Anwender sollte den Inhalt der Internetseite bzw. das Thema schnell erfassen können. Langwierige Suche und umständliche und unübersichtliche Menuführung verringern die Punktzahl.

Werbung bzw. Werbe-Pop-Ups werden vom Betrachter als störend empfunden. Kommt eine Internetseite ohne Werbung aus, dann ist das ein positives Merkmal.

Auswahl/Zuordnung/Bearbeitung Bilder:

Farbige Abbildungen in hoher Qualität gehören zum Standard. Aussagekräftige und philatelistisch gehaltvolle Bildunterschriften sind einfacher zu realisieren als bei einem Buch. Ein Fehlen dieser Merkmale führt, je nach Ausprägung, zu einer unterdurchschnittlichen Bewertung.

Aus Rücksicht auf Internetbesucher, die nur eine langsame Datenleitung zur Verfügung haben, sollten Abbildungen als kleine Dateien (sog. „Thumbnail“) eingebunden werden, die man im Bedarfsfall vergrößern kann.

Originalität/Bedeutung/Tiefe der Forschung (40 Punkte)

Originalität:

Unterscheidung zwischen Veröffentlichung von originärer Forschungsarbeit oder Wiederveröffentlichung eines bereits erschienen Werkes auf einer Internetseite. Wenn sich die Internetseite nur mit einem philatelistischen Thema auseinander setzt, dann kann die Bewertung analog zu gedruckter Literatur vorgenommen werden. Schwieriger zu bewerten sind Webseiten, die eher einen werblichen Charakter verfolgen.

Bei Internetforen kann die Quantität der Beiträge nicht unbedingt etwas über die Qualität der Seite aussagen. Hier gilt es, sich stichprobenhaft einen Eindruck zu verschaffen.

Bedeutung:

Analoges Vorgehen zu gedruckter Literatur, sofern möglich. Bei stark interaktiven Internetseiten kann die Anzahl der Mitglieder und die Menge der Beiträge ein Indiz für eine – zumindest vom Nutzer – wahrgenommene hohe Bedeutung sein.

Korrektheit:

Analoges Vorgehen zu gedruckter Literatur; eventuell kann es aufgrund des Umfanges notwendig sein, Stichproben zu machen. Bei Internetseiten mit starker Forenaktivität sind Rechtschreibmängel in den Beiträgen fast zu erwarten. Hier sollte darauf geachtet werden, dass der Betreiber der Seite moderierend eingreift.

Häufen sich in einem Forum Spam-Beiträge, dann ist das ein Zeichen von mangelnder Pflege der Seite. Das sollte einen entsprechenden Einfluss in der Bewertung finden.

Forschung: Analoges Vorgehen zu gedruckter Literatur, sofern möglich; eventuell kann es aufgrund des Umfanges notwendig sein, Stichproben zu machen. Quantität von Beiträgen bzw. Seiten ist hier nicht unbedingt ein zuverlässiger Hinweis.

Technische Gestaltung (30 Punkte)

Gliederung:

Eine sinnvolle und leicht verständliche Gliederung ist Voraussetzung für die sinnvolle Nutzung der Internetseite. Lange Menüleisten, die den Betrachter zum Scrollen zwingen, sollten vermieden werden.

Eine Sitemap wird in den Bewertungskriterien ausdrücklich erwähnt. Bei gut strukturierten Seiten ist sie nicht notwendig, da der Nutzer sich intuitiv zu Recht findet. Wird eine Sitemap notwendig, um sich überhaupt auf der Seite zu orientieren, dann sollte das entsprechend negativ in die Bewertung einfließen.

Bedienerfreundlichkeit: Die Seite sollte möglichst mit mehreren neueren Browsern (Internet Explorer, Firefox, Chrome, Opera) betrachtet werden. Eine kurze Ladezeit ist ein gutes Zeichen für eine sorgfältige Gestaltung. Links und Bilder sollten funktionieren bzw. angezeigt werden. Veraltete Links und Bilder, die nicht mehr anzeigt werden, hinterlassen einen schlechten Eindruck.

Suchfunktionen:

Eine Suchfunktion kann gerade bei Seiten, die auf Datenbanken beruhen, sehr hilfreich sein. Der Juror sollte sich die Zeit nehmen, die Funktion zu testen. Sinnvoll ist die Kombination von mehreren Suchkriterien, um eine zielgerichtete Auswahl zu erhalten.

Archiv:

Je nach Intention der Seite sind Archive nicht unbedingt notwendig. Bei Webseiten mit vielen Artikeln oder Nachrichten macht diese Funktionalität durchaus Sinn.

Interaktionsfähigkeit:

Lässt sich leicht Kontakt mit dem Betreiber aufnehmen, ist eine E-Mail-Adresse oder eine Telefonnummer hinterlegt? In vielen Fällen gibt es integrierte Foren. Hier kann der Juror nachsehen, ob es eine vielfältige Aktivität gibt oder ob der Betreiber als Alleinunterhalter fungiert.

Präsentation (10 Punkte)

Layout:

Weniger ist mehr. Bunte und überladene Internetseiten schrecken ab. Farblich zurückhaltende Seiten, die durchgehend ein einheitliches Layout aufweisen, sind sehr viel angenehmer.

Grafiken/Bilder müssen in einer guten Qualität vorliegen. Offensichtlich minderwertige Bilder wirken negativ.

Der Einsatz von kostenlosen Zoomfunktionen ist auch für Laien realisierbar und sollte bei sinnvollem Einsatz positiv gewertet werden.

Regelmäßigkeit Updates:

Der Betreiber sollte möglichst auf der Startseite auf neue Artikel oder Funktionalitäten hinweisen. Es ist ärgerlich, wenn man nicht erkennt, ob es neue und interessante Veränderungen gibt.

Regelmäßige Updates können i.A. nicht überprüft werden, da die Seiten zu einem einzelnen Zeitpunkt betrachtet werden. Sind offensichtlich länger nicht gepflegte Informationen erkennbar, die aktualisiert werden sollten, führt dies zu einer Abwertung.

Bei Blog oder Forenseiten bleiben alte Beiträge verfügbar und haben keinen Einfluss auf die Aktualität.


[1] http://www.aijp.org/1,1,1e1f8ca588888b30f1005f3ce41d30d8,startseite.html
 
Quelle: www.philaseiten.de
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