Thema: Fälschungsbekämpfung: Der Kampf gegen Windmühlenflügel
drmoeller_neuss Am: 05.04.2017 12:45:58 Gelesen: 20665# 13@  
@ bovi11 [#8]

Marken- bzw. wettbewerbsrechtliche Abmahnung: Hört sich recht einfach ein, aber irgendwer muss den ersten Stein werfen. Im Idealfall bekommt man als Anmahner seine Kosten wieder herein, wenn man Pech hat, ist beim Gegner nichts zu holen. Ausser Spesen nichts gewesen. Den Zeitaufwand zahlt niemand. Der Aufwand für die Beweissicherung ist nicht zu unterschätzen. Ich kann es auch gut verstehen, wenn ehrliche ebay-Händler nichts gegen die schwarzen Schafe in ihren Reihen unternehmen. Fälschungsbekämpfung in allen Ehren, aber niemand geht deswegen das Risiko ein, dass der eigene ebay-Shop dabei zerschossen wird und die eigene Existenz auf dem Spiel steht. Verbände haben es da besser, aber auch hier muss jemand Zeit und Kosten aufbringen.

Ich unterstelle einfach, dass es vielen Prüfern eigentlich egal ist, wenn gefälschte Prüfzeichen auf dem Markt sind. Schliesslich entsteht den Prüfern kein Schaden, und weniger geprüft wird dadurch auch nicht, weil die auf ebay angebotenen Gurken niemals den Weg zum Prüfer finden.

@ Reinhard Fischer [#6]

Der allergrößte Teil der Fälschungen wird über Ebay vertrieben.

Schön, dass hier ein Auktionator mitliest. Schon einmal in Kataloge Deiner Kollegen geschaut? Ich greife einmal einen Katalog heraus, das Auktionshaus spielt hier keine Rolle, da es keine Einzelfälle sind. Einzellose sind meistens sauber, aber die Sammlungslose ...

Ich schlage das Kapitel Saar auf, ein fälschungsgefährdetes Gebiet, und zitiere aus den Losbeschreibungen:

9032 Da nichts aktuell geprüft ist, berücksichtigt unser Ausruf sämtliche Risiken.
9033 Stempel ungeprüft . . . wie besehen
9038 Hochwasser-Blöcke gest. (Mi. 5500,-, ungepr. und daher vorsichtig bewertet)
9043 Gebietstypisch verweisen wir auf die Stempelproblematik und versteigern "wie besehen"
9050 Für die gest. Ausgaben übernehmen wir gebietstypisch keine Garantie!


Das ist jetzt nur eine Auswahl der Lose, wo der Auktionator selbst nicht von der Echtheit der Ware überzeugt ist. Dazu kommen noch die Lose, wo die Fälschungen bei der Bearbeitung im Auktionshaus nicht entdeckt wurden. Wer kauft solche Lose? Warum sind die Spitzen nicht geprüft? Ist der zuständige BBP-Prüfer, Herr Geigle überlastet? Selbst wenn, gäbe es noch einen VP-Prüfer.

Sicher ist in solchen Posten auch viel echtes Material enthalten. Aber es gibt genügend Privatleute, die sich von den Fälschungen blenden lassen, und dann das Material auf ebay weiterverticken. Jürgen Kraft von stampsx hat einmal treffend geschrieben, dass solche Sammlungen an die Käufer gehen, die am wenigsten Fälschungen erkennen. Händler sind meistens nicht darunter. Der Fisch stinkt vom Kopf her. Natürlich kann ein Auktionshaus bei Sammlungslosen nicht jede Marke herumdrehen, aber bei den Spitzen kann man sich schon festlegen. Und wenn es der Auktionator nicht kann, dann kann es ein Prüfer.

Rechtlich gesehen ist alles in Ordnung, aber moralisch nicht, wenn ich in einem Verband Mitglied bin, der sich Fälschungsbekämpfung auf die Fahnen geschrieben hat.
 
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