Thema: Stiftung Philatelie: Wo sind die Millionen hin ?
Richard Am: 12.04.2017 06:08:23 Gelesen: 39176# 6@  
Stiftung Philatelie: Wo sind die Millionen hin ?

Liebe Mitglieder und Mitleser,

unser Aufruf im Forum und unsere Bemühungen, viele Stellen anzuschreiben, um Jahresberichte der Stiftung Philatelie einsehen zu können, waren nicht erfolgreich. Was uns vorliegt, ist der nachfolgend veröffentlichte Rechenschaftsbericht der Stiftung für das Jahr 2007 mit einigen ausgesuchten Zahlen. Die Hervorhebungen in fetter Schrift stammen von uns:

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Stiftung zur Förderung der Philatelie und Postgeschichte

1. Allgemeines

Der vorliegende Rechenschaftsbericht entspricht im Aufbau und Konzept den Rechenschaftsberichten, welche ich bis 2004 auf den Philatelistentagen mündlich vorgetragen habe. Um den Festakt zu straffen, haben sich der BDPh und die Stiftung geeinigt beginnend mit dem Philatelistentag 2005 in Bruchsal, den Rechenschaftsbericht in schriftlicher Form am Philatelistentag an Interessierte abzugeben.

Es ist eine bekannte Tatsache, dass die meisten (finanziellen) Aktivitäten der Stiftung den BDPh in dieser oder jener Form betreffen, so dass es wenig Sinn macht, im vorliegenden Rechenschaftsbericht alle irgendwie relevanten Ereignisse aufzulisten und zu kommentieren. Wir beschränken uns deshalb nachfolgend auf die wesentlichen Punkte, wobei immer zu berücksichtigen ist, dass das Hauptaugenmerk der Stiftungsarbeit die eigenständige Kapitalbewirtschaftung und der optimale Einsatz der Mittel ist.

Obwohl die Philatelie sich seit geraumer Zeit in einem schwierigen Umfeld befindet, vor allem in Konkurrenz zu den elektronischen Medien, darf das Berichtsjahr 2007 als ein sehr erfolgreiches und konstruktives bezeichnet werden. Dank der Stiftung und den vielen kleinen und großen Fördermaßnahmen konnte - trotz rückläufiger Mitgliederzahlen in den Vereinen - die Philatelie auf gutem Kurs gehalten werden. In finanzwirtschaftlicher Hinsicht ist 2007 das erfolgreichste Jahr der Stiftung überhaupt.

Das Kuratorium, bestehend aus zehn Personen, tagte, vor allem zur Beratung der Geschäftsberichte, des Wirtschaftsplanes und der Fördermaßnahmen, wie üblich zweimal jährlich jeweils im Frühjahr und Herbst. Der Kuratoriumsvorsitzende Herr Hartig und der Vorstand der Stiftung werden darüber hinaus laufend und lückenlos, vor allem über die vorgenommenen Anlagen der Stiftungsmittel, informiert. Sofern dringende Angelegenheiten zeitnah zu besprechen sind, ist der nötige Konsens dank Telefon, Fax und E-Mail mit dem Kuratorium jederzeit vollumfänglich gewährleistet.

Mitglieder des Kuratoriums im Jahr 2007 waren folgende Personen:

Herr Dieter Hartig, BDPh, Kuratoriums- und Vorstandsvorsitzender der Stiftung;
Herr Dr. Eckart Bergmann, BDPh;
Herr Franz Fischer, BDPh;
Herr Dr. Heinz Jaeger, BDPh;
Herr Franz-Karl Lindner, BDPh;
Herr Reinhart Pranke, Deutsche Post AG, Vorstand der Stiftung;
Herr Christian Faißt, Deutsche Post AG;
Herr Lutz Richter, Deutsche Post AG;
Frau Ulrike Bohm, Bundesministerium der Finanzen, Leiterin des Referats Postwertzeichen;
Herr Prof. Dr. Kallinich, Direktor des Museums für Kommunikation in Berlin (bis 30. April 2007);
Frau Dr. Lieselotte Kugler, Direktorin des Museums f. Kommunikation in Berlin (ab 1. Mai 2007).

2. Finanz- und Geschäftsbericht 2007

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Dr. Dornbach & Partner GmbH hat der Stiftung ein uneingeschränktes Testat erteilt, die Prüfung 2007 hat zu keinen Einwendungen geführt, das Stiftungskapital ist ungeschmälert in seinem Bestand erhalten geblieben und die Erträge des Stiftungsvermögens und der sonstigen Stiftungsmittel sind verfassungsgemäß verwendet worden. Es bestehen keine Bestandsgefährdende Tatsachen, die Werthaltigkeit der Finanzanlagen ist gegeben.

Die Stiftung schließt das Jahr 2007 mit einem Jahresüberschuss i.H.v. T€ 1.137 ab (2006: Jahresüberschuss i.H.v. T€ 371). Dieses hervorragende Ergebnis ist durch den kontinuierlichen Umbau des Finanzanlagevermögens möglich geworden; neben T€ 441 an Zinserträgen konnten auch noch T€ 1.339 an Gewinnen aus den Abgängen von Anlage- und Umlaufvermögen erwirtschaftet werden. Das Stiftungskapital beträgt zum 31.12.2007 17,114 Mio. Euro, das Eigenkapital der Stiftung beträgt 22,786 Mio. Euro.

Die Fördermaßnahmen im Berichtsjahr 2007 betrugen T€ 862, wovon T€ 149 auf die Stiftungsbeilage "philatelie" entfielen (weitere Erläuterungen hierzu siehe Punkt 4). Bedingt durch die Rahmenanschaffungen haben sich die Abschreibungen auf Sachanlagen auf T€ 194 stark erhöht, der Personalaufwand ist mit T€ 65 unverändert geblieben.

Seit meinem Antritt als Geschäftsführer der Stiftung am 1.8.2000 ist das Stiftungskapital von 13,788 Mio. Euro auf 17,114 Mio. Euro angewachsen, das Eigenkapital von 17,687 Mio. Euro auf 22,786 Mio. Euro gestiegen. Die Finanzlage der Stiftung darf als gesund bezeichnet werden, wobei die fragilen Kapitalmärkte mit den kaum planbaren Ertragsaussichten immer einen Unsicherheitsfaktor darstellen. Wünschenswert wäre daher, dass die Erträge von den Kapitalmärkten nicht nur die einzige regelmäßige Einnahmequelle der Stiftung sind, sondern die Stiftung auch Spendeneingänge verzeichnen könnte.

3. Ausstellungsrahmen

Die nach langer Vorbereitungszeit und vielen Praxistests vom BDPh zusammen mit der Schweizerischen Stiftung zur Förderung der Philatelie entwickelten und von uns finanzierten neuen Ausstellungsrahmen kamen erstmals 2005 zum Einsatz und haben sich seither in der Praxis gut bewährt und auch den Helfern die Montage und Demontage stark erleichtert. Noch immer nicht endgültig gelöst sind die Probleme mit den Verpackungseinheiten für die Vitrinen, wo die Stabilitat dringend verbessert werden muss. Wie Tests gezeigt haben, ist Abhilfe möglich und in Sicht. Die Anschaffung von weiteren Rahmen ist nicht angedacht, da die angeschaffte Anzahl von 2.400 Rahmen für die laufenden Bedürfnisse ausreichend ist und für sehr große Ausstellungen uns noch weitere 600 Gestelle/900 Vitrinen der befreundeten schweizerischen Stiftung zur Verfügung stehen, welche denselben Rahmentyp beschafft hat.

Eingesetzt wurden die neuen Rahmen in 2007 bei nachfolgenden Veranstaltungen:

Ausstellunsstermin Veranstaltunq Rahmenanzahl

April 2007 Rhein-Ruhr-Posta 648 Stück
Mai 2007 ECTP, Essen 720 Stück
Mai 2001 SAMOLUX 816 Stück
Juni 2007 Regenia 800 Stück
August 2007 HEIDE-POSTA 640 Stück
Oktober 2007 Messe Sindelfingen 864 Stück
November 2007 Habria 380 Stück


Bedauerlicherweise werden immer wieder die Rahmen und/oder die Verpackungskisten im Freien gelagert bzw. das Be- und Entladen der Rahmen vom bzw. in den LKW nicht von qualifizierten Kräften vorgenommen, so dass es häufig zu vermeidbaren Beschädigungen bis hin zum Totalverlust kommt. Um eine deutliche Verschärfung der Ausleihebedingungen zum Nachteil des Ausleihers künftig zu vermeiden, bitte ich ausdrücklich nochmals um Beachtung der Leihbedingungen. Eine Anschaffung von wetterfesten Planen um eine Lagerung der Verpackungseinheiten im Freien zu ermöglichen, wird z.Zt. gepruft.

4. Fördermaßnahmen

Auch in 2007 hat die Stiftung die Philatelie und die Postgeschichte stark gefördert. Insgesamt wendete die Stiftung 713.412 Euro im Berichtsjahr für Fördermaßnahmen auf, wobei der BDPh mit T€ 571 gefordert wurde, die DPhJ mit T€ 80, die Deutsche Gesellschaft für Post und Telekommunikation mit T€ 2, der Bund Phil. Prüfer mit T€ 2, Ausstellungen mit T€ 9, diverse Literatur und Druckwerke mit T€ 39, der Arbeitskreis Jugend mit T€ 7 und philatelistische Bibliotheken mit T€ 3. Die Zeitschrift Philatelie wurde über die Stiftungsbeilage "philatelie" mit T€ 149 gefördert, so dass das gesamte Fördervolumen der Stiftung über T€ 862 für das Jahr 2007 betragen hat.

5. Was sonst noch erwähnenswert ist

Arbeitskreis Jugend/Jugendarbeit

Besonders viel Einsatz und auch einiges an finanziellen Mitteln investiert die Stiftung im Bereich Jugendarbeit, vor allem im Arbeitskreis Jugend zusammen mit engagierten Vertretern des BDPh und der DPhJ. Viele Ideen und Vorhaben sind zwischenzeitlich in die Realitat umgesetzt worden, so z.B. die Arbeitshilfen für den Unterricht, welche mittlerweile in Bildung + Briefmarke umbenannt worden sind und bereits sechs Ausgaben umfassen (für das Fach Deutsch: Die Sterntaler; Die Bremer Stadtmusikanten, Hänsel und Gretel sowie Briefmarkenmemories zur Förderung der visuellen Wahrnehmungsfähigkeit; für das Fach Biologie: Ameisen; 2008 erfolgte die Herausgabe des Heftes Dinosaurier). Ein besonderer Dank gilt hier Herrn Siegfried Dombrowsky für seinen unermüdlichen Einsatz sowie Frau Helma Janssen.

Zusammen mit Herrn Frank Danels, Direktor PRO * POST von der belgischen Post wurde das Heft "Der Opa Emil spinnt" der in Belgien äußerst erfolgreichen Comic-Serie Stam & Pilou mit einer Auflage von 2.000 Stück ins Deutsche übersetzt, um sie in der Jugendarbeit einzusetzen. Allein die DPhJ erhielt hiervon 1.500 Hefte. Ferner wurden von der Philatelistischen Akademie Bayern 500 Philatelistische Lehrbriefe erworben, wovon wiederum die DPhJ 450 Stück für den Einsatz in der Jugendarbeit erhielt.

Ausstellunq Stararchitekten und Philatelie

Im Februar 2007 wurde in der Zentrale der Deutsche Post AG im Posttower mit großer Unterstützung der Stiftung die Sammlung des Herrn Josef Joraschek unter dem Ausstellungsnamen "Stararchitekten und Philatelie - Kunst im Groß- und Kleinformat" gezeigt. Josef Joraschek, dessen beruflicher Werdegang als Architekt ihn mit vielen Stararchitekten dieser Welt zusammenbrachte, hatte vor über 40 Jahren die Idee, sein Hobby, die Philatelie, mit seinem Beruf zu verbinden. Auf Zeichenblockblättern wurden Sonderbriefmarken, die ein architektonisches Highlight zeigen, angebracht. Anschließend wurde der Architekt um eine handsignierte Originalskizze, passend zu dem abgebildeten Bauwerk auf der Briefmarke, gebeten. Mit den Jahren kamen mehr als 100 solcher Originalzeichnungen weltberühmter Stararchitekten wie Walter Gropius, Mies van der Rohe, Norman Foster, Egon Eiermann, Hans Scharoun und viele andere mehr zusammen. Durch die Stiftung in enger Zusammenarbeit mit der Deutsche Post AG konnte in der dortigen Zentrale, entworfen vom Stararchitekten Helmut Jahn, ein idealer Ausstellungsrahmen für die Präsentation der Sammlung gefunden werden und Freunde der Baukunst wie der Briefmarke begeistert werden.

Bibliothekskatalog

Ebenfalls im Jahr 2007 konnte die Stiftung erstmalig einen Bibliothekskatalog präsentieren, der den gesamten Bestand der Stiftungsbibliothek von annähernd 4.000 Bänden umfasst. Interessenten können den Bibliothekskatalog kostenlos bei der Stiftung anfordern.

Internationales Treffen der Philateliestiftungen

Alle zwei bis drei Jahre treffen sich die bestehenden europäischen Philateliestiftungen zu einer Arbeitstagung und zu einem Gedankenaustausch zur Förderung und Weiterentwicklung der europäischen Philatelie jeweils in einem der Mitgliedsländer der A.D.P., der Association for the Development of Philately. Die Länder, die neben Deutschland eine Philateliestiftung haben, sind Großbritannien, Frankreich, Belgien, Niederlande und die Schweiz.

Nach 2002 in Amsterdam, Niederlande und 2005 in Mechelen, Belgien, war diesmal Deutschland der Gastgeber und so hatte die Stiftung zur Förderung der Philatelie und Postgeschichte nach Berlin vom 3. bis 6. Mai eingeladen.

Obwohl die Stiftungen von der Historie, ihrer gesellschaftsrechtlichen Struktur, ihrem Förderauftrag, als auch von der Bereitstellung der Mittel für die Stiftung doch recht unterschiedlich aufgebaut sind, und die nationale Ausgabepolitik von Briefmarken in den einzelnen Ländern stark voneinander abweichen, sind die Probleme in der Philatelie doch gleich gelagert.

Grundsätzlich kann man auch künftig von einem Fortbestehen aller bestehenden Stiftungen ausgehen, auch wenn bei einigen Stiftungen die finanziellen Mittel sehr begrenzt sind und ein Haus der Philatelie noch in weiter Ferne liegt. Das Hauptproblem bei den Philateliestiftungen und den von ihnen geförderten Philatelieverbänden ist und bleibt, ohne Unterschied auf die Nationalität, die Überalterung, der fehlende Sammlernachwuchs und das allgemeine Desinteresse an der Philatelie, vor allem bei der Jugend. Es gibt zwar hoffnungsvolle Ansätze in der Jugendarbeit, Belgien ist hier beispielhaft zu nennen, aber insgesamt ist der Trend nach wie vor negativ. Man ist sich auch einig, dass Senioren und Wiedereinsteiger mobilisiert werden sollen, es mangelt aber an Konzepten und Aktionen.

Ein weiteres Problem, welches in allen Ländern mehr oder weniger Sorgen bereitet, ist, bedingt durch die Liberalisierung der Postmärkte die Privatisierung der Posten, und damit einhergehend das reine kommerzielle Denken und das Shareholder-Value-Prinzip. Grundsätzlich wird die Zusammenarbeit mit den Postunternehmen als gut bezeichnet, gleichermaßen haben aber alle Philatelieverbände Probleme mit dem Verkauf von Sonder- und besonders Zuschlagsmarken am Schalter.

Die größten Unterschiede in den einzelnen Ländern konnte man in der Zusammenarbeit mit dem Handel feststellen. Während in Deutschland der Handel und die organisierte Philatelie und die Stiftung völlig getrennte Wege gehen, sind in den Niederlande Handel und Stiftung Partner, der Handel finanziert zu einem Drittel mit. Zur Zeit werden sogar Überlegungen angestellt zusammen mit dem Händlerverband ein Haus der Philatelie zu erwerben. In Belgien wird der stellvertretende Vorsitz der Stiftung mit einem Vertreter des Handels besetzt; nach den neuen Statuten gibt es jetzt drei Partner, nämlich Händler, Philatelisten und Post. In der Schweiz ist die Situation ähnlich wie in Deutschland.

Dem Handel selbst geht es in allen Ländern nicht gut, die Umsätze sind rückläufig und der Verkauf über das Internet deckt nicht die Umsatzeinbrüche des Laden- oder Versandhandels.

Im Bereich der internationalen Zusammenarbeit ist man über reine gedankliche Überlegungen wie z.B. grenzüberschreitende Aktionen oder gar eine europäische Philateliestiftung noch nicht hinausgekommen. Sorge bereitet aber die Menge an Ausstellungen weltweit, hier soll mehr Abstimmung in der Multilateralen Gemeinschaft erfolgen. Kritik wurde auch an der FIP geübt, da die Anforderungen der FIP nicht mehr finanzierbar sind. Hier werden die Verantwortlichen auf der FEPA tätig werden.

Insgesamt zeigte sich, dass diese Treffen notwendig sind. Es zeigte sich aber auch, dass ein Zusammenkommen alle paar Jahre für zwei oder drei Tage viel zu wenig ist, um dauerhaft Neues zu initiieren und wirklich etwas zu bewegen. Es wird Zeit, dass alle europäischen Stiftungen über regelmäßig sich treffende Arbeitsgruppen und Competence Center viel öfter zusammenkommen müssen, um Erfahrungen auszutauschen, Ideenschmiede zu werden und nicht zuletzt treibende Kraft, um den stotternden Philateliemotor wieder flott zu bekommen.

6. Was bringt die Zukunft ?

Seit meinem Antritt als Geschäftsführer der Stiftung verfolge ich mehrere Ziele, um die Stiftung sicher auch durch schwierige Zeiten zu bringen. Bedingt durch IBRA 1999 und den Bau des Hauses der Philatelie ist das Stiftungskapital einerseits stark reduziert worden, andererseits hat sich - wie bekannt ist - das Zinsniveau sehr stark nach unten bewegt; 10-jährige Bundespapiere bringen kaum über 3 %. Damit sind unsere Zinserträge gesunken, was zur Folge hatte, dass die Fördermaßnahmen nicht mehr in dem Umfang aufrecht erhalten werden konnten, wie das in den neunziger Jahren üblich war. Es wurden daher die Fördermaßnahmen reduziert und ein gemäßigter Sparkurs gefahren. Zugute kam uns hierbei, dass noch ein Mittelvortrag bestand, der laut Stiftungsgesetz zeitnah aufgebraucht werden muss. Dadurch gelang es, die Kürzung der Fördermaßnahmen jedes Jahr moderat vorzunehmen und den Geforderten auch genug Zeit zu geben, sich auf die gekürzten Fördermaßnahmen einzustellen.

Gleichzeitig begann ich mit der Umsetzung einer neuen Anlagestrategie mit dem Ziel, das Stiftungskapital zu stärken. So konnten neben den Zinserträgen auf unsere Anlagen jedes Jahr höhere Erträge an Gewinnen aus Abgängen des Umlauf- und Anlagevermögen realisiert werden, im Jahr 2005 erstmalig mehr als an Zinserträgen. Da ein Teil dieser Gewinne zusammen mit den Zuschlagserlösen aus unserer Stiftungsmarke in das Stiftungskapital wanderte, ist das Stiftungskapital deutlich gestärkt worden (siehe hierzu Punkt 2).

Es ist unverkennbar und jedem bewußt, dass das Briefmarkensammeln als Massenmarkt in einer ernsthaften Krise steckt und Briefmarken sammeln schon seit einiger Zeit nicht mehr zu den boomenden Freizeitbeschäftigungen gehört. Die seit Jahren rückläufigen Mitgliederbestände in den Vereinen sprechen da eine mehr als deutliche Sprache. Zusammen mit dem BDPh und der DPhJ investiert die Stiftung stark in Jugendarbeit. Viele neue Konzepte werden zur Zeit in ausgedacht, zahlreiche Aktionen sind bereits angelaufen bzw. durchgeführt worden. Auch wenn der andauernde Abschwung wohl nicht vollständig aufzuhalten ist, so vermögen wir ihn vielleicht doch deutlich abzubremsen. Hierbei spielen Investitionen in die Jugend eine maßgebliche Rolle, aber auch die Aktivierung ehemaliger Sammler sowie das intensive Bemühen um den immer größer werdenden Bevölkerungsanteil der Rentner und Pensionäre zählen hierzu.

Die Zukunft der Philatelie als Hobby der Massen auch nur einigermaßen verlässlich vorauszusagen ist ungemein schwierig, wenn nicht unmöglich. Eines lässt sich aber mit Sicherheit vorhersagen, die Stiftung wird im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten alles tun, das Markensammeln in seiner ganzen Vielfalt weiterhin nachhaltig zu fördern, die benötigten finanziellen Mittel bereit zu stellen und Neuem gegenüber stets offen zu sein.

7. Dank

Am Schluss dieses kurzen, unvollständigen Rechenschaftsberichtes ist es mir ein aufrichtiges Bedürfnis, all jenen zu danken, die in dieser oder jener Form mitgeholfen haben, die Philatelie im allgemeinen und die Stiftung im besonderen auf gutem Kurs zu halten. Besonderer Dank für die enge, freundschaftliche und sachbezogene Zusammenarbeit ergeht an die Herren Dieter Hartig, Dr. Eckart Bergmann, Franz Fischer, Dr. Heinz Jaeger, Franz-Karl Lindner, Lutz Richter und Reiner Wysomirski. Mein allergrößter Dank geht an Wolfgang Maassen, der mir immer und zu jeder Zeit, auch wenn er selbst bis zum Hals in Arbeit steckt, schnell und unkompliziert mit Rat und Tat zur Seite steht und mir sehr viel weitergeholfen hat.

Mein Dank geht auch an die vielen "kleinen", aber nicht minder wichtigen Helferinnen und Helfer, die meist im Stillen wirken und dafür sorgen, dass im Verband, in den Vereinen, an Ausstellungen und sonstigen Veranstaltungen alles rund läuft.

Bonn, den 29.9.2008
Rüdiger Krenkel
Geschäftsführer der Stiftung zur Förderung der Philatelie und Postgeschichte

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Soweit der Rechenschaftsbericht der Stiftung Philatelie, Bonn.

Fassen wir zunächst wesentliche Punkte des Rechenschaftsberichts zusammen, die sich an verschiedenen Stellen befinden:

[...] haben sich der BDPh und die Stiftung geeinigt beginnend mit dem Philatelistentag 2005 in Bruchsal, den Rechenschaftsbericht in schriftlicher Form am Philatelistentag an Interessierte abzugeben.

Das Kuratorium, bestehend aus zehn Personen, tagte, vor allem zur Beratung der Geschäftsberichte, des Wirtschaftsplanes und der Fördermaßnahmen, wie üblich zweimal jährlich jeweils im Frühjahr und Herbst.

Der Kuratoriumsvorsitzende Herr Hartig und der Vorstand der Stiftung werden darüber hinaus laufend und lückenlos, vor allem über die vorgenommenen Anlagen der Stiftungsmittel, informiert.

Gleichzeitig begann ich mit der Umsetzung einer neuen Anlagestrategie mit dem Ziel, das Stiftungskapital zu stärken.

So konnten neben den Zinserträgen auf unsere Anlagen jedes Jahr höhere Erträge an Gewinnen aus Abgängen des Umlauf- und Anlagevermögen realisiert werden, im Jahr 2005 erstmalig mehr als an Zinserträgen. Da ein Teil dieser Gewinne zusammen mit den Zuschlagserlösen aus unserer Stiftungsmarke in das Stiftungskapital wanderte, ist das Stiftungskapital deutlich gestärkt worden (siehe hierzu Punkt 2).

Die Stiftung schließt das Jahr 2007 mit einem Jahresüberschuss i.H.v. T€ 1.137 ab (2006: Jahresüberschuss i.H.v. T€ 371). Dieses hervorragende Ergebnis ist durch den kontinuierlichen Umbau des Finanzanlagevermögens möglich geworden; neben T€ 441 an Zinserträgen konnten auch noch T€ 1.339 an Gewinnen aus den Abgängen von Anlage- und Umlaufvermögen erwirtschaftet werden. Das Stiftungskapital beträgt zum 31.12.2007 17,114 Mio. Euro, das Eigenkapital der Stiftung beträgt 22,786 Mio. Euro.

Seit meinem Antritt als Geschäftsführer der Stiftung am 1.8.2000 ist das Stiftungskapital von 13,788 Mio. Euro auf 17,114 Mio. Euro angewachsen, das Eigenkapital von 17,687 Mio. Euro auf 22,786 Mio. Euro gestiegen.

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Die Bonner Stiftung Philatelie veröffentlicht im Internet ihre Verfassung.

Auszug:

§ 3 Vermögen der Stiftung

3) Im Interesse eines langfristigen Bestandes der Stiftung ist das Stiftungsvermögen ungeschmälert in seinem Wert zu erhalten. Vermögensumschichtungen sind zulässig. Die Stiftung weist Umschichtungsgewinne und –verluste in einer Umschichtungsrücklage (Ergebnis aus Vermögensumschichtungen) aus, die zum Stiftungskapital gehört. Der Stiftungsvorstand kann bestimmen, dass diese Rücklage ganz oder teilweise für den Stiftungszweck verwendet wird.

§ 7 Aufgaben des Kuratoriums

c) Kontrolle der Finanz- und Wirtschaftsführung, Vorschlag an die Aufsichtsbehörde nach § 12 HStG zur Beauftragung einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

§ 12 Geschäftsführer und Geschäftsführung

(3) Der Geschäftsführer verwaltet das Stiftungsvermögen und führt Buch über alle Einnahmen und Ausgaben. Er erstattet dem Kuratorium unaufgefordert mindestens einmal im Jahr eine Übersicht über die Finanzanlagen, im übrigen auf Anforderung durch ein Mitglied des Kuratoriums oder des Vorstandes.

§ 16 Bericht über die Prüfung des Jahresrechnung

(1) Spätestens vier Monate nach Abschluß des jeweiligen Geschäftsjahres ist ein Bericht über die Prüfung der Jahresrechnung einschließlich des Anhangs für das Geschäftsjahr zu erstellen. Der Jahresbericht gibt insbesondere über die Tätigkeit der Stiftung, über Einnahmen und Ausgaben im abgelaufenen Rechnungsjahr sowie über die wesentlichen Ergebnisse der durchgeführten Prüfungen Aufschluss.

(2) Der Bericht ist in geeigneter Form zu veröffentlichen.

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Aus den Jahresberichten 2007 und 2015 ergeben sich Fragen, die wir per Mail Ende vergangener Woche an die aktuellen Mitglieder des Kuratoriums und weitere Personen aus dem Umfeld der Stiftung gestellt haben:

(1) In welcher Form und an welchen Personenkreis wurden die Rechenschaftsberichte der Jahre 2008 bis 2014 veröffentlicht ?

(2) Auf welchen Philatelistentagen wurden die Rechenschaftsberichte verteilt ?

(3) Wurden die Mitglieder des Kuratoriums in 2008 bis 2015 mindestens einmal jährlich über die vorgenommenen Anlagen der Stiftungsmittel informiert ?

(4) Wurde Herr Hartig laufend und lückenlos (!) über die vorgenommenen Anlagen der Stiftungsmittel informiert ?

(5) Wurde Ihnen persönlich detailliert die "neue Anlagestrategie" erklärt ?

(6) War Teil der Anlagestrategie die Anlage in Aktien und wurden Sie über das Risiko von Wertpapieren informiert ?

(7) Gab es eine Beschränkung der Anlage in risikobehafteten Anlagen auf einen festgelegten maximalen Höchstbetrag der Stiftungsmittel und haben Sie diesen überwacht oder nachgefragt ?

(8) Bezeichnen Sie sich als Fachmann (Fachfrau) für Risokoanlagen ? Alternativ: Welche Person(en) im Stiftungskuratorium waren fachlich in der Lage, Risiken zu erkennen und in ihrem Ausmass zu beurteilen ?

(9) Das Gesamtvermögen der Stiftung hat sich von Ende 2007 bis Ende 2014 von 22,8 auf 12,9 Millionen Euro vermindert, ein Rückgang um nahezu 10 Millionen Euro in 7 Jahren. Können Sie erklären, welche Beträge in den Jahren 2008 bis 2014 insgesamt an Fördermassnahmen ausgezahlt wurden und falls diese unter als 10 Millionen Euro lagen, wie die restlichen Rückgänge von Ihnen oder an Sie erklärt wurden ?

(10) Sind Ihnen die Gerüchte bekannt, dass es zu Millionenverlusten durch den Wertpapierhandel der Stiftung gekommen ist und entsprechen die Millionenverluste der Wahrheit ?

Selbstverständlich sind Sie nicht verpflichtet auf unsere Fragen zu antworten. Wenn es aber von Ihnen nichts zu verstecken oder zu verbergen gibt, freuen wir uns auf Ihre Antwort in den nächsten 14 Tagen. Auch Antworten auf einzelne Fragen oder Hinweise auf Denkfehler oder fehlerhafte Interpretationen und Berechnungen sind gerne willkommen.

Soweit die von uns gestellten Fragen.

Bis gestern 24 Uhr haben wir nur zwei Antworten erhalten, beide mit dem Inhalt, dass wir uns an Herrn Krenkel wenden sollen. Es bleibt der Verdacht von Fehlspekulationen im Höhe mehrerer Millionen Euro in Wertpapieren (Commerzbank, RWE) und in spekulativen Derivaten wie Aktienanleihen, bei denen ein limitierter Gewinn einem unbegrenzten Risiko gegenüber steht.

Schöne Grüsse, Richard
 
Quelle: www.philaseiten.de
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