Thema: Gedanken zur Zukunft der organisierten Philatelie
10Parale Am: 22.04.2017 22:21:57 Gelesen: 6288# 8@  
@ Cantus [#1]

Als ich einmal begonnen hatte, mich für Briefmarken zu interessieren, war ich ein kleiner Junge von vielleicht acht Jahren, der seinem Vater beim Briefmarkenablösen über die Schulter schaute und es spannend fand, sich mit Briefmarken aus Ungarn, Israel oder Somalia zu beschäftigen, da das alles damals für mich ferne und unbekannte Länder waren. Und so wie mir ging das auch ganz vielen Anderen aus meiner Altersgruppe, was zur Folge hatte, dass fast jeder in meiner Schulklasse Briefmarken sammelte.

Diese wunderschöne Bild vor Augen (mein Vater sammelte Münzen, hatte aber auch Faible für Briefmarken) meine Gedanken zum Thema:

Wir sollten uns gar keine Gedanken machen über Dinge, die ihren Lauf nehmen werden. Selbst wenn es am Ende aller Zeiten nur noch in England und China Sammlervereine geben wird, dann trete ich eben in einen chinesischen oder englischen Verein ein.

Spaß beiseite: Sammler wird es immer geben, auch im Land der Dichter und Denker. Ortsvereine werden schrumpfen oder aussterben. Der Motivationsschub (wie es DL8AAM in [#6] nennt) muss von jedem einzelnen kommen, der die Faszination der Philatelie verinnerlicht hat. Landes- und Bundesverbände und ARGEN sollten sich dessen bewusst sein und vor allem die altmodischen Strukturen abschaffen, schleunigst.

Um bei Cantus Bild zu bleiben: Ungarn, Israel oder Somalia sind längst keine fernen unbekannten Länder mehr. Sie sind uns nahe gerückt, so nahe, dass wir sie mit einem Mausklick ins Wohnzimmer holen können. Dazu braucht es keiner Briefmarken mehr.

Meiner Meinung nach sollten uns Briefmarken im Alltag begegnen, ohne dass wir mit ihnen rechnen. Ja, das hört sich vielleicht seltsam an. Jahnnusch [#7] ist zuzustimmen: "Werbung für die Philatelie ist meines Erachtens notwendiger denn je." Philatelie braucht Marketing, Events und Sponsoren. Nur ein Beispiel: An der EFIRO 2008 in Bukarest begrüßten uns attraktive Hostessen am Haupteingang und verteilten noch Gewinnspiele für einen neuen Dacia. Sie machten uns auf eine Autoshow in der Nähe aufmerksam und Abendprogramme in Bukarest. Das rumänische Fernsehen war vor Ort und auch ich wurde interviewt, als ich aus der Schatzkammer trat. Vor 2 Minuten hatte ich noch die Originalklischees der Ochsenköpfe bestaunt und mit diesem Gedanken im Kopf bist du gar nicht auf eine Kamera vorbereitet. Ich lispelte dann auch zur netten Interviewerin "I was impressed of the Red Bull" anstatt zu sagen "The Bull Heads" (Ochsenköpfe der Moldau). Meine Frau musste so lachen.

In meinem Kollegenkreis bin ich schon als der "Briefmarkensammler" bekannt. Das gibt mir Motivation. Jeder achtet mich und ehrt mich dafür, keiner ist versucht, mich zu mobben (siehe Cantus Beitrag). Da gibt es kleine Herausforderungen wie z.B. "Was ist die teuerste Marke der Welt, wieviel blaue Mauritius gibt es noch, was ist die erste Briefmarke der Welt, was ist die teuerste Marke Deutschlands, wieviel Briefmarken hast du, was ist deine teuerste Marke?" Wüssten Sie als Experte gleich die Antwort?

Mein Smartphone piepst ab und zu und dann fragen mich die Kollegen: "Na bietest du wieder auf eine Marke?"

Ich mach mir keine Sorgen um die Zukunft, fände es aber schade, wenn diese ganz "unorganisiert" bliebe.

Gutes Thema, Cantus

Schönen Sonntag

10Parale
 
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