Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 01.04.2009 20:19:12 Gelesen: 1197144# 130@  
Vom Sammelvirus infiziert - Verein feiert 100. Geburtstag - Seltene Briefmarken und Münzen ausgestellt

Von Teresa Winter

Memminger Zeitung, Memmingen (30.03.09) - Andreas Machner zeigt stolz auf eine kleine, schwarz-weiße Briefmarke. Die schlichte Gestaltung lässt den Wert des Sammlerstücks nicht erahnen. «Das ist der Schwarze Einser», sagt Machner mit leuchtenden Augen: «Die erste Briefmarke Deutschlands aus dem Jahre 1849.» Zwischen 3000 und 5000 Euro müsste man heutzutage für dieses Wertzeichen bezahlen. Begeistert führt der Vorsitzende der Memminger Briefmarken-, Münzen- und Heimatsammler dann weiter durch die Ausstellung in der Stadthalle, die der Verein zu seinem 100-jährigen Bestehen an diesem Sonntag organisiert hat.

Alte Ansichtskarten, Ausgaben der Memminger Zeitung, Bücher, Frachtbriefe und Irrläufer, die beispielsweise 1908 nach über einjähriger Reise von den Samoainseln schließlich in Marktbreit ankamen, sind zu sehen. Ebenso Geldscheine und Briefmarken aus dem Inflationsjahr 1923. Damals kostete das Porto für einen Fern-Brief 80 Milliarden Reichsmark.

«Jetzt kommen wir zu den wertvollsten Stücken der Ausstellung», kündigt Machner an. Nach wenigen Schritten bleibt er vor einem Schaukasten mit vergilbten, in schwarzer Schnörkelschrift beschrieben Briefen stehen. «Das sind Originalbriefe des Herzogs Wallenstein aus dem Jahr 1630», fährt er fort. Solche Schätze seien oftmals Zufallsfunde auf Dachböden oder Flohmärkten. «Ich habe im Internet auch schon Stücke für zehn Euro gekauft, die eigentlich über 1000 Euro wert sind», so der 39-Jährige weiter.

Am Nebentisch steht Kurt Ebenhoch. Das älteste Mitglied des Vereins kann zu jedem der knapp 1000 Ausstellungsstücke etwas erzählen. Sorgfältig nimmt er ein kleines, braunes Fahrkartenbuch aus dem Jahr 1906 in die Hand, in dem 30 Fahrscheine von Memmingen nach Buxheim klemmen. «Dieser Zeitzeuge ist unheimlich selten, weil man die Fahrscheine früher nach jeder Fahrt abgeben musste», erzählt der Rentner, bevor er sich einer Auswahl alter Briefe zuwendet. «Früher gab es keinen Absender», berichtet er weiter, «der Empfänger musste das Porto übernehmen.»

In Männerdomäne eingedrungen

Während in der hinteren Ecke des Saals Tauschgeschäfte über die Bühne gehen und im Nebenraum mit Silber- und Goldmünzen, Medaillen und Marken gehandelt wird, berät Gertrud Vahlbruch vom bayerischen Philatelistenverband interessierte Sammler. «Ich habe es früh gewagt, in eine Männerdomäne einzudringen», schmunzelt die 73-Jährige. So wurde sie bereits mit vier Jahren von ihrer Tante mit dem Briefmarkensammelvirus «infiziert». «Meine Bilderbücher waren damals Briefmarkenalben.» Auch heute macht es ihr noch Spaß, Wertzeichen in allen Formen und Farben zu sammeln. «Für viele sind Briefmarken nur bunte Bilder, für mich sind sie wie Weihnachten und Ostern zusammen.»

(Quelle: http://www.all-in.de/nachrichten/allgaeu/memmingen/Memmingen-lok-geo_memmingen-lok1-sammler;art2758,526359)
 
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