Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 25.04.2009 17:33:50 Gelesen: 1195341# 145@  
Die „Abarten“ sind besonders beliebt

Von Johannes Mager

Kölnische Rundschau, Bad Münstereifel (22.04.09) - Stirbt das Briefmarkensammeln aus? Eine Frage, die Dieter Kaspari, Geschäftsführer der Briefmarken-Freunde Bad Münstereifel, mit Sorge erfüllt. „Die Jüngeren interessieren sich kaum noch dafür. In unserer Jugendgruppe gibt es nur noch vier Jugendliche“, berichtet er.

Auch die „Modernisierung“ der Briefmarke macht den Sammlern zu schaffen. Denn wie soll der Philatelist eine selbstklebende Marke in ein Album stecken können? Ganz zu schweigen vom Wert der vollständig intakten Gummierung einer postfrischen Marke. Der fällt bei neuen Postwertzeichen natürlich weg. „Wenn die Post die Sammler als Kunden behalten will, muss sie sich etwas einfallen lassen“, prognostiziert Kaspari. Beim Großtauschtag des Vereins im St.-Angela-Gymnasium suchten die Philatelisten das ein oder andere Stück, um ihre Sammlung zu erweitern. Kaspari selbst hatte einige seiner Schmückstücke ausgestellt.

Seine Leidenschaft gehört der Abtei Maria Laach und dem Münstereifeler Friedrich Joseph Haass, der in Russland als „der Heilige Doktor von Moskau“ berühmt ist. Neben den Marken zieren auch Postkarten seine Sammlung. Deren Bedeutung war allerdings einst viel größer: „Zwischen 1900 und 1905 war das ein Riesengeschäft. In einem dieser Jahre sollen sogar 80 Millionen Karten in Deutschland versandt worden sein“, erklärt er.

Besonders beliebt sind natürlich Fehldrucke, die so genannten „Abarten“. „Heute passiert so etwas beim Druck allerdings so gut wie gar nicht mehr“, weiß Kaspari.

Der Wert und die Preise für die Marken ergeben sich übrigens ganz einfach durch Angebot und Nachfrage. Jedes Jahr wird der Michelwert, benannt nach dem Katalog, in dem die Sammler die aktuellen Preise der Briefmarken finden, neu bestimmt. Das Angebot ist schier unendlich.

Was sammelt man denn da so? Rolf Kurth, Vorsitzender des Briefmarkensammler-Vereins Kall, hat eine Vorliebe für Marken aus Deutschland von 1872 bis heute. Besonderes Interesse hegt er für die Marken der Inflationszeit. Hans-Peter Leisten aus Zülpich hat sich einen kleinen Teil Deutschlands vorgenommen, nämlich Berlin. Es fehlen ihm noch Marken, auf die mit schwarzem und roten Stempel „Berlin“ gedruckt wurde - zwei Raritäten aus der Zeit der Währungsreform, die von den Streitigkeiten zwischen Sowjets und Westmächten zeugen und die heute bis zu 3000 Euro wert sind.

Sogar einen Einblick in die Geschichte Bad Münstereifels konnte man auf dem Großtauschtag bekommen. Zahlreiche Postkarten von Kurt Reidenbach, teilweise über 100 Jahre alt, zeugen von Geschehnissen wie der 1100-Jahr-Feier 1932.

Die beiden Radioteleskope in Effelsberg und Eschweiler sind natürlich auf unzähligen Postkarten zu sehen. Eines ist den Postkarten bis heute aber gleich geblieben, sagt Kaspari. Den Text, den der Absender auf die Karte schreibt: „Viele Grüße“. Oder wie Kaspari scherzt: „Gruß und Kuss, Dein Julius.“

(Quelle: http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1238775222417.shtml)
 
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