Thema: Vorphilatelie Schweiz
SH-Sammler Am: 10.07.2017 22:30:19 Gelesen: 43655# 38@  
Liebe Philatelistenfreunde

Heute stelle ich Euch einen weiteren Brief aus der Vorphilatelie vor. Es ist ein Portobrief vom 5. Mai 1806 nach Frankreich.



Schaffhausen nach St.-Gilles, Departement de Gard, Südfrankreich, Rückseitig sind keine weiteren Angaben

Abgang von Schaffhausen, " Schaff" handschriftlich notiert oben rechts. Warum handschriftliche Notiz? Schaffhausen hatte doch ab 1800 schon Stabstempel benutzt?

Der Stempel Winkler Nr. 3481 ist bei mir bis 5. Februar 1806 registriert, dann sehr wahrscheinlich defekt geworden. Ab 15. Juli 1806 ist der Nachfolgestempel, Winkler 3482 in Einsatz gegangen. Vielleicht finden sich weitere Belege, um diesen kleinen Zeitbereich noch weiter eingrenzen zu können.

Jetzt aber weiter mit der Erklärung des Briefes:Von Schaffhausen ging die Reise nach Brugg (Kanton Aargau), wo die bernische FISCHERPOST den Brief übernahm und bis Genf transportierte.

Das Austauschbüro zwischen der Fischerpost und dem (noch) französischen Genf befand sich an der Landesgrenze in Versoix am Genfersee.

In Versoix wurde der Brief an die französische Post verkauft, Fischer erhielt für den ersten Teil der Reise eine Vergütung von 11 Kreuzern, wovon Schaffhausen noch 2 Kreuzer gehörten. Diese 11 Kreuzer wurden umgerechnet zu 4 französischen Décimes.

Nun kommt die Taxe des Innerfranzösischen Streckenabschnittes dazu. Von Versoix nach St.-Gilles ist die direkte Distanz 320km. Das waren zu jener Zeit ca. 70 Lieus (a 4.55km). Für diese Distanz reklamierte die französische Post eine Gebühr von 14 Sols, umgerechnet zu 7 Décimes. Zusammen mit dem Anteil der Fischerpost ergab das Porto 11 Décimes, wie auf dem Brief notiert.

Wieviel hat der Brief denn nun gekostet? Sols und Décimes sagen uns doch nicht viel aus.

14 franz Sols entsprachen 28 Schweizer Kreuzern, dazu kommen noch die 11 Kreuzer der Fischerpost, zusammen 39 Kreuzer. 2 Kreuzer waren, allerdings erst ab 1852, gleichzusetzen mit 5 heutigen Rappen, 4 Kreuzer waren 1 Batzen. Der Brief mit 39 Kreuzern kostete damals so knapp 1 Franken, was schnell mal 10 Mahlzeiten ergeben hätte.

Einmal mehr mein Kommentar: Da sag mir einer, dass Philatelie langweilig ist.

Angaben zu den Taxen und Postvertrag aus dem Buch von Richard Schäfer, Auslandpostverkehr Schweiz - Frankreich - Transit.

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
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