Thema: (?) (515) Zensurpostbelege
DERMZ Am: 07.11.2017 18:29:08 Gelesen: 324037# 423@  
Guten Abend,

ich weiß, eigentlich sollte man solche "Krücken" nicht zeigen, der Brief hat in den letzten 70 Jahren sehr gelitten, der Inhalt ist allerdings erhalten geblieben - und darum zeige ich Euch jetzt alles (unzensiert)



Dr med habil Eberhard Emminger schreibt am 1. September 1946 an Frau Rotraut von Troll in Wien



Ich habe folgendes gelesen:

Dr med habil E. Emminger
Hilfsarzt b. d. Regierung
von Niederbayern u. der Oberpfalz
Postscheckkonto München 17 179

Regensburg, den
Dreikronengasse 3/11
Telefon 58 41

Staatl. Gesundheitsamt
Deggendorf

Deggendorf, 1.9.1946.
Sehr geehrte gnädige Frau, liebe Frau von Troll,
Ihre beiden Briefe vom 26.7. u. 10.8., die fast gleich-
zeitig ankamen, waren trotz allem eien große Freude. –
Botschaften aus dem geliebten Wien!
Beide Briefe sofort erledigt. –
Leider habe ich vom Chef noch keine Nachricht, ob er
meinen Brief, in dem ich meine Ankunft in Reg.
- die sehr rasch ging, sowie die des Möbeltransportes
(ohne Küchengeschirr!!) mitteilte, Briefmarken
für Gleichenteil nur beizulegen erlaubte u. nach
meinen Arbeiten fragte. Ob er ihn wohl erhalten
hat? Nur ob er Meine „ Ertrinkungsarbeit“ bringen
will. Sonst muss ich es hier versuchen. So schwer
es auch hier allein für mich auch ist. – Meine
einzige echte Liebe, die Pathologie, scheint mir verschlossen
zu bleiben. Es will, trotz ... , nicht gelingen. Man will
anscheinend den Zustand, den die Nazis mit mir ge-
schaffen haben, verewigen. Nichts zu machen – schließlich
auch nicht „wichtig“! – Heute, habe ich mich sehr über
Lucas 10,25 , bez. 36,37 gefreut. Nur sonst ist mir
alles trotz der Riesenarbeit so gleichgültig, dass es mich
iIn meiner innersten Ruhe einfach nicht stört. Nicht
mal die Arbeit. – Ich freue mich, dass es Ihnen auch so
gut geht. Grüssen Sie alle, alle recht herzlich von
mir (wenn Sie halt meinen!)
Ihnen alles, alles Liebe u. Gute, Ihr Eberhard Emminger


Der Brief ging durch die amerikanische Zensur in München



und später noch durch die österreichische Zensur:



Einen schönen Abend wünscht

Olaf
 
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