Thema: Altdeutschland Bayern: Ganzsachen der Kreuzerzeit
bayern klassisch Am: 20.06.2009 00:22:45 Gelesen: 48296# 1@  
Bayern entschloß sich spät zur Ausgabe von Ganzsachenumschlägen (GU), wie man sich früh für Freimarken stark gemacht hatte.

Die U1 wurde am 1.2.1869 zuerst bei den Hauptbriefpostexpeditionen am Sitz der Oberpostämter (OPÄ) viererweise für 13 Kr. verkauft. Bei einer Nominale von 3 Kr. musste das geneigte Publikum also für je 4 GU einen Kreuzer Zuschlag zahlen.

Von daher verwundert es nicht, dass die ersten GU keine Massenhysterie in den Postbüros auslösten, sondern wie Blei liegen blieben.

Die U1 vom 1.2.1869 gibt es mit Klappenstempel 1 und 2; der 1. hat ein 16,5 mm großes Posthorn, der 2. ein auf 18 mm vergrößertes.

Dergleichen sehen wir bei der U2 vom Juli 1872.

Seltener sind die U3 ab September 1874, zu erkennen an dem fehlenden Überdruck, und die U4 auf bläulichem Papier, die erst 1875 und damit kurz vor dem Ende der Kreuzerzeit emittiert wurde.

Ungebraucht finden diese Ganzsachen kaum Abnehmer, während gebrauchte schon (U1 und U2) für 10 bis 20 Euro in guter Erhaltung über den Tisch gehen. Die U3 dürfte man mit 50 Euro bezahlen müssen, während die U4 ab 150 bis 200 Euro an Finanzmitteln erfordert. Wie bei AD üblich gelten diese Marktpreise natürlich nicht für besondere Verwendungen bzw. dann, wenn seltene Stempel oder Stempeltypen zum Einsatz kamen.

Aber beginnen wir sachte. Die GU waren primär dazu da, den einfachen Briefverkehr abzudecken, denn die Drey Kreuzer waren für einfache Briefe bis 1 Loth (später dann nur noch 15g) gut. Wog eine GU mehr, so konnte man mit Freimarken zufrankieren, was recht selten ist und ganz erhebliche Preiserhöhungen nach sich zieht.

Sie galten daher in Bayern und waren auch für das Ausland zugelassen, wenngleich Auslandsfrankaturen selten sind.

Die Entwertung sollte zu Beginn gleich der von Freimarken erfolgen, also durch den Mühlradstempel. Da dieselben aber nach dem 9.3.1869 eingezogen wurden, und bis dahin wenige Exemplare erst verkauft worden waren, sind alle GU mit Mühlrädern sehr selten und werden gut bezahlt (ab 300 Euro, seltene Mühlräder sind wesentlich teurer).

Mit der Verordnung vom 9.3.1869 konnte die Abstempelung der Wertstempels entfallen und der Aufgabestempel war lediglich auf der Adress - Seite abzuschlagen.

Erst mit der Verfügung vom 2.10.1869 änderte sich die "Rechtslage" und ab diesem Tag war der Wertstempel mit dem Aufgabestempel zu bedrucken.

Diese rudimentären Informationen wird man bei einem Thread erwarten dürfen, wie man von mir erwarten darf, dass ich keine 08/15 Stück en masse hier zeige.

Die U1 aus Nürnberg vom 7.10.1869 ist ein Musterstück dafür, wie es nicht gemacht werden sollte. Die erst kürzlich erlassene Verfügung wurde ignoriert, wobei gesagt werden muss, dass Ausschnitte der Wertstempel nicht frankaturgültig waren.

Die U2 aus Nürnberg vom 29.4.1870 zeigt, dass die Vorschrift nun vielleicht schon wieder zu alt war, als dass man sich ihrer noch genau erinnerte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch




 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/1563
https://www.philaseiten.de/beitrag/17158