Thema: Die Sperati Fälschungen
Heinz 7 Am: 13.02.2018 14:17:12 Gelesen: 21697# 5@  
@ Heinz 7 [#4]

Richard hat aus meinen Beiträgen zu Fälschungen von Rumänien ein neues Thema eröffnet. Dieses ist in der Tat sehr spannend, und es lohnt sich, zum Leben des Meisterfälschers Jean de Sperati einige Informationen bekannt zu geben.

Giovanni de Sperati wurde 1884 in Italien (Pisa) geboren, lebte aber die längste Zeit seines Lebens in Frankreich und nannte sich Jean. Er war Drucker und Graveur. Dass er daneben Meisterfälscher von Briefmarken war, wusste lange Zeit niemand (meines Wissens), denn er produzierte zwar emsig Fälschungen, die er auch verkaufte, aber dies geschah meines Wissens diskret.

1942 nahm dann das persönliche Unglück des Fälschers seinen Lauf; damals war Sperati schon 58 Jahre alt. Er versandte Fälschungen nach Portugal. Zu seinem Pech aber öffnete der Zoll die Sendung und die Behörden gingen davon aus, dass Sperati wertvolle Marken illegal exportieren wollte. Vergessen wir nicht: es war Kriegszeit!

Damit hatte Sperati ein Riesenproblem! Um seine Haut zu retten versicherte Sperati, die Sendung seien gar keine echten Marken, sondern Eigenproduktionen (Fälschungen) (und damit nahezu wertlos). Sperati sagte damit sogar die Wahrheit! Nur - man glaubte ihm nicht, und Experten sagten, die festgehaltenen "Marken" seien echt!

Nun musste der Fälscher beweisen, dass seine Fälschungen falsch waren! Eine absurde Situation, die Sperati Einiges abverlangte. Schliesslich gelang ihm der Beweis, aber Sperati war vom Regen in die Traufe gekommen, denn nun wurde er als Fälscher angeklagt und 1948 vom Gericht verurteilt. Sperati wurde zu einer Geldstrafe und zu Schadenersatz verurteilt (hohe Geldstrafen).

Beim Schuldspruch war Sperati 64-jährig, dies galt als hohes Alter, deswegen musste er nicht auch noch ins Gefängnis. Um seine Schulden zu bezahlen verkaufte er 1954 alle Fälschungen und alle Druckstöcke an die "British Philatelic Association", die mithalf, diese ungemein gefährlichen Fälschungen aus dem Verkehr zu ziehen. Die BPA schrieb eine wichtige Publikation zu den Erkenntnissen aus diesem Fälscher-Skandal. Drei Jahre später (1957) starb der Meisterfälscher. Seine Fälschungen sind aber bis heute "ein Thema", wenngleich die BPA und ihre fleissigen Helfer (u.a. Robson Lowe) den Hauptschaden (den "Super-GAU") hatten verhindern können.

Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
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