Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 21.02.2018 10:45:41 Gelesen: 289692# 246@  
Liebe Freunde,

das lustige Stempelstück kommt heute aus Ansbach vom 19.3.1857 (Inhalt) und stammte von G. I. Gutmann aus Ansbach, der einen einfachen Brief an Jonas Nordschild nach Schweinfurt verfasst hatte.



Nach der reinen Lehre hatte der Postkunde mit seinem Brief anzustehen, den Brief, den er frankiert aufgeben wollte, vorzulegen und der Postbeamte bzw. Postbedienstete dann auszurechnen, wie hoch das Franko sein würde, um ihm dann die Marke(n) zu verkaufen. Ein Aufkleben der Marke(n) durch die Post gab es also nicht, denn der Postkunde sollte nun, ärmer um 3 Kr. und reicher um eine ebensolche Marke, von dannen ziehen, die Marke auf dem Brief applizieren und in den Schlitz (gab es innen und außen) des Postlokals werfen, wo dergleichen Stücke später eingesammelt, die Marken gestempelt und die Post dann abtransportiert werden würde.

So ganz ohne Ausnahme kann dieses Standardprozedere aber nicht gewesen sein, wie uns dieser Brief zeigt. Der Brief weist nämlich einen Mühlradstempel UNTER der Marke auf, der nicht anders genau dorthin gekommen sein kann, als dass zuerst noch gar keine Marke aufgeklebt worden war. Erst nachdem der offene Mühlradstempel 19 dort abgeschlagen wurde, wo sonst die Marke zu kleben hatte, stellte man sein Mißgeschick fest und klebte die Marke hälftig über den Stempel, um sie alsdann satt und zentrisch zu entwerten.

Dass hierfür ein Randstück herhalten musste, habe ich billigend in Kauf genommen. Ich denke, die meisten von euch hätten das auch.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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