Thema: Belgien: Postbelege (ohne Ganzsachen)
dr.vision Am: 26.02.2018 10:11:54 Gelesen: 73445# 104@  
Moin zusammen,

ich beschäftige mich ja in der letzten Zeit mit den Auslandsdestinationen. Diese Karte konnte ich mir nicht entgehen lassen. Die vielen Stempel und die Geschichte dazu wollten entschlüsselt werden.

Am 14.11.1898 wurde die Karte in St. Nicolas abgesandt. Der Empfänger war in Bonthuin [1] auf Celebes (Sulawesi) [2] unbekannt und so landete sie am 18.2.1899 wieder beim Absender.













Jetzt aber mal der Reihe nach:

1. Abgangsstempel St. Nicolas am 14.11.1898
2. Niederländisch Indien Agent Singapore (Schiffspoststempel der Niederländischen Ostindien Kompanie) [3] am 10.12.1898
3. Surabaya (Java) [4] am 15.12.1898
4. Veltevreden (Weltefreden) [5] am 22.12.1898
5. Makassar [6] am 27.12.1898
6. Veltevreden (Weltefreden) am 1.1.1899
7. Surabaya (Java) am 3.1.1899
8. Makassar am 9.1.1899
9. Rückankunft St. Nicolas am 18.2.1899

Der Text der Karte ist ja deutlich lesbar, aber die Sprache kam mir doch sehr fremd vor. Deshalb fragte ich im Thread „Alte Belege: Wer kann das lesen“ nach und bekam auch prompt eine Antwort von meinem Namensvetter Ralf (buzones). Die Sprache heißt Volapük und ist, wie Esperanto, eine Kunstsprache, die zu dieser Zeit relativ verbreitet war. Die Internetrecherche war, wiederum durch Tipps von Ralf und Volkmar (volkimal), erfolgreich. Der Leiter der internationalen Volapük-Bewegung war sofort bereit, mir den Text zu übersetzen.

Auszug aus seiner Antwort:
Hier der Text auf der Bildseite:

St. Nicolas, 13. November 1898

"Hochgeschätzter Herr,
Korrespondenz ist ein Mittel, ein Volapükist zu bleiben. Das ist der Grund, dass ich Ihnen dies schreibe. Was ist Ihrer Meinung nach das beste Mittel, Volapük zu verbreiten? Antworten Sie mir, geschätzter Herr, und sagen Sie mir bitte, ob Sie wünschen, dass ich Ihnen noch eine oder zwei Karten schreibe.

Sie werden sich sehr freuen*
Ihr ergebenster Diener,
Alf. de Cock, Lehrer, Knaptandstr. 16."

* Das klingt etwas seltsam. Vielleicht wollte der Verfasser hier statt ,ofredol' eigentlich ,ofredob' schreiben. In seiner Handschrift unterscheiden sich ,l' und ,b' nur wenig. Das würde dann heißen: „Ich werde mich sehr freuen”.

Auf der Anschriftsseite findet man einen Volapük-Stempelaufdruck vom
Volapük-Verein
St. Nicolas, Hofstraat 52, Belgien:
"Blesir Valadü Pöfüd" = Freude in Erwartung des Nutzens.


Mehrere Tage Recherche, aber es hat sich gelohnt. Und der nette Herr ist gerne bereit, weitere Übersetzungen zu tätigen. Wenn ihr also etwas in Volapük habt, schickt es mir. Meine Daten sind hinterlegt.

Beste Grüße von der völlig verschneiten Ostsee
Ralf

[1] d=IcVSAAAAcAAJ&pg=PA226&lpg=PA226&dq=Bonthuin&source=bl&ots=gaUwjRLDvZ&sig=jgsH9LLSZYLTOZlPw7HOW4CqGws&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjlwbvZ8L7ZAhUFDewKHW52BzAQ6AEIZjAJ#v=onepage&q=Bonthuin&f=false (niederländisch)
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Sulawesi
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Niederl%C3%A4ndische_Ostindien-Kompanie
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Surabaya
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Weltevreden
 
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