Thema: Philatelistische Vorträge
WPhV Stuttgart Am: 28.02.2018 17:37:19 Gelesen: 19019# 33@  
WPHV Stuttgart: Infla-Vortrag

Hundert Tage Hochinflation - Als jeder Milliardär war


Deutschland vor knapp hundert Jahren: Der Erste Weltkrieg war verloren. Die Siegermächte verlangten Reparationszahlungen, um die Schäden zu ersetzen, die das Deutsche Kaiserreich angerichtet hatte. Doch der Staat war pleite. Als Ausweg wurden in der Weimarer Republik die Druckerpressen in Gang gesetzt, bis sie heiß liefen. Unzählige Berge von Geldscheinen, die das Land überschwemmten, waren schließlich gedruckt – aber fast nichts wert. Die Inflationsrate betrug bis zu 70 Prozent – pro Tag!

Das Porto für einen Fernbrief, 20 Gramm, stieg von 20 Pfennig am 1.10.1919 auf 50 Mark am 15.1.1923. In den hundert Tagen der Hochinflation vom 24.8. bis 30.11.1923 musste man dafür zuerst 20.000 Mark und am Schluss 100 Milliarden Mark anlegen.

Die Inflation endete - nicht wirklich erklärbar - durch die privat verausgabte Rentenmark, die wegen ihrer hundertprozentigen Sachwertdeckung und festen Dollarparität im November das Vertrauen am Markt erhielt. Im Postbetrieb war es ab 1.12.1923 die offizielle Währung. Die sogenannte „Papier-Mark“ wurde in Geldgeschäften bis 1925 weiter verwendet, dann jedoch zum festen Kurs von 1 Billion Mark = 1 Rentenmark. Die privat verausgabte Rentenmark (RM) wurde offiziell erst mit der Währungsreform 1948, zugleich mit der staatlich 1924 herausgegebenen Reichsmark (RM) abgeschafft.

Michael Reitermann, in Philatelistenkreisen kein Unbekannter, kommt nach Stuttgart und präsentiert aus philatelistischer Sicht mit Powerpoint die dramatischen Auswirkungen dieser katastrophalen Entwicklung auf die Bevölkerung. Zusätzlich zeigt er Originalbriefe sowie Markenbögen. Auch die Auswirkungen auf den Postbetrieb und die Lebensumstände kommen am 11. April 2018 um 19 Uhr im Bürgertreff MuseO, Gablenberger Hauptstraße 130, 70186 Stuttgart, zur Sprache.

Alle zeitgeschichtlich und philatelistisch Interessierten sind herzlich zu einer spannenden Darbietung eingeladen – Eintritt frei!


 
Quelle: www.philaseiten.de
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