Thema: Zurück und nachgeschickt
Journalist Am: 07.03.2018 21:24:52 Gelesen: 381227# 487@  
Hallo an alle,

zur Abwechslung möchte ich hier mal wieder einen modernen Beleg zeigen. Um festzustellen wie die Post heutzutage arbeitet, schicke ich gelegentlich aus speziellen Anlässen auch mal einen Brief an eine fingierte Anschrift. Der 30. Dezember 2017 war so ein besonderer Tag. Es war ein Samstag und die letzte Möglichkeit eine Eilsendung international zu versenden, denn ab dem 1. Januar 2018 gibt es diese Zusatzleistung nicht mehr. Der Nummernkreis wird für die zukünftige trackbare Warenpost International benötigt. Als Zielland habe ich mich für die Schweiz entschieden, da diese hier oft noch interessante Aufkleber oder Zusatzvermerke anbringt. Ich hatte daher am 30.12.2017 eine ATM zu 5,40 Euro am MWZD gezogen, um eine schöne portogerechte Einzelfrankatur zu erhalten. Da man Eil-Internationalsendungen auch über die Sendungsverfolgung beobachten kann habe ich auch hier immer mal wieder nach meiner Sendung geschaut und die Daten, die die Deutsche Post und die die Schweizer Post dazu lieferte mittels Bildschirmkopie dokumentiert. Nach langer Reise kam der Brief nun endlich am 7. März 2018 zurück:



Betrachten wir nun aber zuerst einmal den Brief, das Porto aus 5,40 Euro setzt sich zusammen aus 0,90 Cent für einen Auslandsbrief sowie 4,50 Euro für Eil-International. Da es sich um eine mehrwertsteuerpflichtige Zusatzleistung handelt, konnte man diese nur am Schalter einliefern und musste dazu noch für die 4,50 Euro bar die MWST entrichten. Zur Kennzeichnung der Sendung wurde eine Digitalmarke mit der Sendungsnummer LX 54 621 147 2DE erzeugt und auf der Sendung angebracht.

Überrascht hat mich im Nachhinein, das der Poststempel auf den 31.12.2017 eingestellt war - denn dies war ja ein Sonntag und da hat kein Postamt offen, ob dies so sein muss kann ich leider nicht beantworten.

Die Sendungsverfolgung der Deutschen Post ist ja leider immer noch sehr umständlich und liefert nur den aktuellen Status der Sendung zu dem Zeitpunkt, wo man nachfragt. Die erste Meldung die ich erhielt lautete "Die Sendung wurde am 30.12.2017 eingeliefert". Normalerweise hätte die Sendung am 1. Januar nachts im IPZ sein müssen und als Eilsendung bearbeitet werden. Sie war zwar auch am 1. Januar im IPZ, wurde aber erst am 2. Januar 2018 um 5 Uhr 2 im passenden Postsack für die Schweiz eingetütet (laut späteren Sendungsdaten der Schweizer Post. Im Deutschen System erhielt man dann ab dem 3. Januar die Angabe, das die Sendung am 2.1.2018 vom IPZ zur Weiterbeförderung an die Schweiz übergeben worden war und das man zur weiteren Beobachtung die Sendungsverfolgung der Schweiz bemühen müsste. Eine Abfrage im dortigen System am Mittwoch den 3.1.2018 abends um circa 20 Uhr erbrachte folgendes Ergebnis:



Hier konnte man nun plötzlich den ganzen bisherigen Lebenslauf des Briefes sehen - eine Sendungsverfolgung die tatsächlich ihren Namen verdient. Interessanterweise zeigte die Schweizer Post auch die Daten der Deutschen Post AG an, die diese bis heute nicht in der Lage ist, anzuzeigen. Der Brief wurde also am Dienstag den 2.1.20188 im IPZ (DEFRAA) in einen Beutel eingetütet, kam aber erst 2 Tage später am Mittwoch abend um 17 Uhr 19 in Zürich an.

Da ein Auto keine 2 Tage von Frankfurt nach Zürich mit den Postsendungen benötigt, muss die Sendung also erst Mittwoch früh in Frankfurt in ein Auto nach Zürich verladen worden sein. Ein normaler Brief vom selben Tag (30.12.2017) in die Schweiz wäre zu diesem Zeitpunkt schon längst beim Kunden angekommen - eine Eil-Internationalsendung benötigte dafür wohl etwas länger. Vermutlich wurde in Zürich auch der gelbe Swisspost Aufkleber angebracht, das die Sendung vor dem Zustellvorgang zu scannen sei.

Einige weitere Zwischenabfragen will ich hier überspringen, ich hoffte ja das die Sendung Ende Januar wieder bei mir wäre - aber auch der Februar verging und nichts passierte - ich hatte die Sendung schon als Verlust verbucht, bis ich diese dann gestern endlich im Briefkasten zurück hatte. Daher habe ich an diesem Tag noch einmal das deutsche und das Schweizer System befragt, was mit meiner Sendung denn in der Zwischenzeit passiert ist.

Das deutsche System lieferte mir folgende Aussage:



"Die Sendung ist am 29.1.2018 im IPZ eingegangen" - von Frankfurt nach Kelkheim hat die Sendung dann für die restlichen 26 Kilometer geschlagene 37 Tage benötigt - eine stolze Geschwindigkeitsleistung - der Brief hat sich mit noch nicht einmal 1 Kilometer pro Tag bewegt - super!

Abschließend wollte ich zum Vergleich auch noch mal wissen, was die Schweizer Post mitteilte:



Diese Daten waren natürlich viel informativer:

Nachdem die Sendung am Mittwoch den 3.1.2018 angekommen war, wurde sie am selben Tag an die Inlandssortierung übergeben. Es dauerte allerdings weitere 2 Tage, bis eine Zustellung versucht wurde, die natürlich aufgrund der fingierten Anschrift nicht erfolgreich sein konnte. Dazu wurde in Thun der kleine Zurückaufkleber mit Datamatrixcode angebracht.

Ob die Sendung wegen falscher Adresse noch mal einige Tage gelagert wurde, ist dem Autor nicht klar. Zumindest war die Sendung nachweislich laut Computer am 17.1.2018 wieder in Zürich und wurde angeblich am selben Tag nach Deutschland zurück geschickt. In Deutschland erfasst wurde die Sendung aber erst am 29.1.2019 - ob die Sendung von Zürich mit einem Pferdefuhrwerk nach Frankfurt zurück transportiert wurde, darf bezweifelt werden.

Wo die Sendung also zwischendurch gelagert wurde, ist nicht klar entweder lag sie noch etliche Tage in der Schweiz oder sie kam zwar in Frankfurt an, wurde aber erst am 29.1.2018 erneut gescannt. Danach verliert auch dieses System die Datenspur, denn ein scannen einer zurückgeschickten Eil-Internationalsendung vom Zusteller zur abschließenden Dokumentation ist diesbezüglich nicht vorgesehen - dies ist vielleicht auch besser so, denn so würde schwarz auf weiß festgehalten werden, das die Sendung für die abschließenden 26 Kilometer weitere 37 Tage benötigte.

Wilde Gerüchte besagen, das solche Retourensendungen per Staffettenfußboten von Aushilfskräften schrittweise zum Absender transportiert werden sollen :-)

Soweit eine kleine Kurzgeschichte zu einer modernen Retourensendung.

Viele Grüße Jürgen
 
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