Thema: Deutsches Reich Inflationsbelege
philast Am: 08.04.2018 15:36:13 Gelesen: 2590472# 6846@  
Hallo,

heute eine interessante Ganzsache P I gestempelt in Hannover- / Hainholz a am 1.6.23 9-10 V mit 40 Mk portogerecht für eine Fernpostkarte freigemacht.



Das wäre ein tolles Fundstück, wenn es echt wäre, denn bislang heißt es zu dieser Ganzsache, daß sie 'Zur Ausgabe vorbereitet, jedoch nicht ausgegeben' wurde (siehe Ganzsachen Katalog). Verwendet ist die Ganzsache bislang nur als Formblatt bzw. als Postsache bekannt meist aus ca. 1925.

Dazu einige Belege aus dem Postnachrichtenblatt vom Januar und März 1923.



Vom Augenschein her ist mit der Karte soweit alles in Ordnung, das Stempeldatum passt, es ist portogerecht, der Text vom 30.5.23, ein plausibler Absender (Mitarbeiter (?) der Fa. Vereinigte Schmirgel in Hannover), eine angemessene Menge Text, der Entwertungsstempel ist auch von einer Art, die in der Inflationszeit verwendet wurde (12 Stunden Stempel mit V, bzw. N in der Zeitangabe). Auch im Infla Band 13 (Falschstempel der Inflation von 2001) ist er nicht aufgeführt. Sind vielleicht doch einige Ganzsachen zu 25 Mk an die Postschalter gekommen? Jetzt sollte man ein paar Vergleichsstücke des Stempels von Hannover Hainholz haben aus dieser Zeit. Wenn nicht im Original, so kann man auch im Internet danach suchen, z.B. bei ebay (Suchbegriff Hainholz, Kategorie Briefmarken) oder bei https://www.stampsx.com/ratgeber/stempel-datenbank.php und dort als Suchbegriff eingibt.

Ortsname ohne Zusatz: Hannover
Ortsname mit Zusatz: Hainholz
Stempelsorte: Kreis/Brücke zwei Bogen eingibt
https://www.stampsx.com/ratgeber/stempel-bilder.php?id=510080
https://www.stampsx.com/ratgeber/stempel-bilder.php?id=408654

Ergebnis sind zwei recht passende Suchergebnisse mit Stempeldatum vom 17.5.23 und 3.8.23, die dem Stempel auf meiner Ganzsache entsprechen, aber sich dennoch deutlich unterscheiden:

Bei meiner Ganzsache ist das untere Segment bei der Datumsbrücke über Hainholz gebrochen, insgesamt zeigt mein Stempel klare, scharfkantige/schmale Linien wie nachgearbeitet/gesäubert. Das sollte genügen, um den auf der Ganzsache abgeschlagenen Stempel als falsch oder richtiger als nach der Inflationszeit abgeschlagenen Stempel zu identifizieren.

Fazit ist, dass man auch mit einfachen Mitteln sich durchaus schnell selbst helfen und zu eigenen Erkenntnissen kommen kann. Wäre auch zu schön gewesen, wenn das Stück 'Echt und Einwandfrei' gewesen wäre.

Übrigens: Auch wenn auf der Ganzsache ein entsprechendes Prüfsignum drauf gewesen wäre, sollte man bei derlei außergewöhnlichen Stücken so einen Check ebenfalls machen, ab und zu soll es auch gefälschte Prüfzeichen geben. ;-)

Grüsse
philast
 
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