Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 23.06.2018 12:29:08 Gelesen: 277310# 280@  
Liebe Freunde,

wie wir alle wissen, zog die bayerische Postverwaltung die Nummernstempel, die amtlich "Entwerthungs - Stempel" hießen (von uns heute Mühlradstempel genannt - ein Terminus, den man damals gar nicht kannte) zurück. Die Verordnung Nr. 1704 datierte vom 9.3.1869. Die nun nicht mehr benötigten Nummernstempel waren, wie auch die Controllverzeichnisse, alsbald (also sofort) an das vorgesetzte Oberamt zurück zu senden.

Nun gibt Peter Sem, auch der Michel und andere Abschreiber, genau diesen 9.3.1869 als Letzttagsstempel an, womit sich erklärt, dass Entwertungen nach dem 9.3.1869 zu Seltenheiten stilisiert werden.

Dabei vergisst man jedoch, dass diese o. g. Verordnung ja nicht separat veröffentlich wurde, sondern, wie die allermeisten Verordnungen in Bayern, gesammelt und dann in einem Verordnungsblatt summarisch publiziert.

Dies geschah auch hier, indem man mit dem 21. Verordnungs- und Anzeigeblatt vom 13.3.1869 "Entwerthung der Frankomarken" jeden Postexpeditor von dieser Neuerung unterrichtete.

Es ist davon auszugehen, dass am 13.3.1869, spätestens am 14.3.1869 diese Vorschrift überall in Bayerns Amtsstuben der Post vorlag und man sich danach richtete bzw. hätte richten sollen. In keinem Fall sind Entwertungen bis zum 13.3.1869 postgeschichtlich eine Besonderheit, allenfalls ab dem 14.3.1869 könnte man davon reden, wobei dann die uns bekannten Stücke schon sehr selten sind.



Als Beispiel für diesen Modus operandi zeige ich eine Drucksache aus München vom 12.3.1869 nach Plössberg, die am Folgetag dort ankam. Dieses Stück beweist auch, dass München nicht schon vor allen anderen von dieser Verordnung etwas wusste, weil sie sonst süätestens am 10.3. die dort im Einsatz befindlichen Mühlradstempel abgegeben hätten. Da sie aber noch am 12.3. (und wohl auch noch einen Tag später) die Marken auf der Briefpost bedruckten, gehe ich nicht davon aus.

Schön wäre es, wenn wir hier die Daten 9.3.1869 bis vlt. 14.3.1869 aus München, oder von anderswo, anhand netter Belege zusammen tragen könnten, um uns ein Bild von der tatsächlichen Rückgabe machen zu können.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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