Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Heinz 7 Am: 01.07.2018 10:53:22 Gelesen: 503554# 407@  
@ bayern klassisch [#405]
@ Martin de Matin [#406]

Freunde, das macht echt Spass so!

Herzlichen Dank, dass Ihr Euch da gleich mit so guten Beiträgen einschaltet. Das ist sehr interessant.

Ralph - ich bin einverstanden mit Dir. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass wir 1912 uns nicht mehr in den Gründerjahren der Philatelie befinden, sondern schon sehr viel Wissen sich angesammelt hatte. Dutzende, hunderte hoch talentierter Sammler hatten damals schon die Marken erforscht, und ihr Wissen floss zusammen in Kompetenzzentren, die phantastische Arbeit leisteten. Die Katalogherausgeber waren damals äusserst kenntnisreiche Philatelisten, die eng mit den führenden Sammlern zusammenarbeiteten. Ein Blick in zeitgenössische Literatur zeigt uns das immer wieder (vgl. dazu auch Beitrag: Literatur).

Natürlich müssen wir auch akzeptieren, dass gewisse Marktpreise damals wie heute zwar real waren/sind, aber trotzdem als "nicht angemessen" bezeichnet werden müssen. Und - wenn die Kataloghersteller bei den "Achterbahnfahrten" nicht jede Laune des Marktes mitmachen, dann ist dies nur zu loben. Es ist (war) die noble (aber schwierige) Aufgabe für sie, zu erkennen, welche Preisentwicklungen nachvollziehbare Gründe hatte, und welche schlicht einer momentanen Laune entsprangen. Oder einem Zufall.

Martin - super, dass Du die Ferrary-Sales schon analysiert hast!

Los 141 der dritten Auktion brachte nur FFR 2'500 ein, obwohl da offenbar 6 Exemplare (davon sogar ein Paar) enthalten waren. Im 3. Katalog sind 2 der 6 Marken im Foto gezeigt



Aufgrund des Rand-Verlaufes nehme ich an, dass beide nicht aus der Reid-Sammlung stammen. 2.500 FFR für sechs Marken (davon ein Paar) ist natürlich nicht sehr viel. Aber in Kontrast dazu steht Los 311 der 10. Auktion!



Diese Marke brachte nun immerhin FRF 8.100 ein! Also rund 20 x soviel wie eine Marke aus Los 141/3.Auktion ! Das ist schwer nachzuvollziehen. An den Rändern der Marke kann es ncht gelegen haben, denn auch diese 8 Pence Marke (Los 311) ist sehr eng geschnitten/beschnitten.

Zur Farbfrage ist auch noch einiges zu sagen.

Gemäss Stanley Gibbons (Katalog 1906/07) gab es zwei Nuancen:

no. 75: 8d. yellow
no. 76: 8d. orange

dazu noch Abarten:

"no leaves right of "SOUTH"": no. 77
"no lines in corners over "P" and "E" of "POSTAGE"": no. 78.

Dies ist also EIN Grund für die hohen Nummern bei Stanley Gibbons; er verteilte oft Hauptnummern auch für Abarten ("varieties"), was meines Erachtens klar abzulehnen ist: Das deutsche System (Senf) war eindeutig besser: Abarten und Nuancen erhalten z.B. (Buchstaben-) Zusätze, aber keine eigenen Hauptnummern).

Bei Senf 1912 war nur die gelbe Variante notiert, aber dafür wurde nach Papieren unterschieden: Papier grau (= 9a) oder Papier bläulich (= 9b). Die Abart (ohne das dreiblättrige Ornament rechts von SOUTH) war auch bei Senf erwähnt: 9 I.

Moens hingegen hatte schon 1882 die zwei Nummern vergeben: no. 67 für gelb ("jaune"), no. 68 für orange. Leider waren im Kataloge 1882/83 aber beide Nummern unbewertet.

Paul Kohl nannte in seinem grossartigen Briefmarkenhandbuch folgende Varianten:

Nr. 16: gelb
Nr. 16b: orange
und DREI Abarten (Nr. 16 I. - 16 II. - 16 III.

(Fortsetzung folgt)
Heinz
 
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