Thema: Deutsches Reich Feldpost 1. Weltkrieg
DFP14-18 Am: 07.10.2018 11:11:39 Gelesen: 411590# 537@  
@ Totalo-Flauti [#533]

Guten Tag Totali-Flauti,

der Beleg ist nicht uninteressant.

Postsendungen in Militär dienstangelegenheiten galten als Reichs dienstsachen und waren gebührenfrei. Sie waren zu Kriegsanfang mit "Militaria", später mit "Heeressache" oder "Marinesache" zu kennzeichnen und mussten mit einem Dienstsiegel oder -stempel versehen werden. Die Dienstsendungen von Feldpostanstalten wurden mit "Feldpostsache" gekennzeichnet. Die Gebührenfreiheit galt jedoch nur im Ferverkehr, nicht in Ortsverkehr!

Das Landwehr-Fußartillerie Batl. 52 wurde erst 1917 aufgestellt (sicher erst ab 6.4.17) in der Champagne. Versand im Sinne "Ferverkehr" nach Leipzig ist also offensichtlich, zumal auch ein gewöhnlicher ausgestanzter Feldpoststempel verwendet wurde.

Nun aber die Sache mit dem Vermerk "persönlich" und das ohne jede Namensnennung. Was soll also hier persönlich sein? Dienstsachen konnten auf der anderen Seite nicht "persönlich" sein. Beide Bezeichnungen Heeressache und persönlich passen also nicht zusammen.

Eingeschriebene Briefe waren bei der Deutschen Feldpost nur als "Heeressache" mit dienstlichem Inhalt zulässig und gebührenfrei. Private Sendungen konnten nicht eingeschrieben werden, sie mußten als nachzuweisende Sendung (z.B.) als Wertbrief versand werden und mit dem Vermerk "Wertbrief" versehen werden. Diese waren bis 50 g und 150 Mark Wertangabe aber ebenso gebührenfrei. Private Einschreibsendungen waren nur innerhalb des Reichsgebietes bei Reichspostanstalten, oder in den besetzten Gebieten über dortige deutsche Postanstalten möglich. Diese unterlagen dann allerdings der vollen Gebührenpflicht.

Facit in unserem Falle: Der Brief ist über die Feldpost gelaufen. Entweder es ist ein Dienstbrief, dann irritiert der Vermerk "persönlich" und es fehlt der R-Zettel (warum auch immer?). Oder es ist ein Privatbrief unter 50 Gramm, dann wäre es kein Einschreiben und der R-Zettel fehlt rechtens, der Vermerk "Einschreiben" wäre dann aber falsch. Beide Sendungsarten wären aber tatsächlich gebührenfrei.

Bei der Absender-Feldpostanstalt wurde der Brief wohl nicht als Einschreiben anerkannt und als gewöhlich Feldpost behandelt. Im Postamt "Leipzig 13" wurde dieser dann aber doch als Dienstbrief (Heeressache) aufgefasst und somit wie ein Einschreiben behandelt.

Wie gesagt, auch mal ganz interessant.

Gruß Uli
 
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