Thema: Motiv Flugzeuge
filunski Am: 23.11.2018 11:22:27 Gelesen: 636361# 807@  
Der Schneider von Ulm

Verehrte Freunde des Themas,

heute mal etwas weiter zurück, gute 200 Jahre zu einem etwas unglücklichen Flugpionier, dem Albrecht Ludwig Berblinger, besser bekannt unter dem Namen „der Schneider von Ulm“.

Hier zu sehen als Karikatur auf einer Postkarte, die auch noch „stilecht“ in Ulm entwertet wurde:



Im Gegensatz zu einem seiner Nachfolger, der 80 Jahre später sein Pionierwerk fortführte, Otto Lilienthal, blieb ihm lange der Ruhm versagt und er galt als tragische Figur, da von seiner aerodynamischen Meisterleistung nur der unglückliche Absturz ins Wasser der Donau, lange Zeit in Erinnerung blieb.

Berblinger war schon immer ein echter schwäbischer Tüftler und der u.a. von ihm entwickelte Flugapparat war ein ausgeklügeltes technisches Meisterwerk . Es gelangen ihm schon vor seiner unglücklichen Vorführung an der Donau einige Gleitflüge und sein Flugapparat war durchaus flugtauglich. Was er nicht wusste und auch damals, wir befinden uns im Jahre 1811, nicht bekannt war, das waren die Gesetzte der Thermik. Bei seinen erfolgreichen Testflügen am Ulmer Michelsberg konnte er unbewusst die dortige Thermik nutzen, nicht ahnend, dass über kalten Gewässern keine Thermik herrscht. Dies und eventuell auch noch dazu vorhandene Fallwinde über der kalten Donau am Tage seines Flugversuchs wurden ihm wie bekannt zum Verhängnis und er stürzte ruhmlos in die Donau. All dies nur, weil die Ulmer Stadtväter damals dem zu dem angekündigten spektakulären Flugversuch in der Stadt weilenden „dicken“ König die Mühen ersparen wollten zum Michelsberg zu kommen.

Berblinger endete dadurch tragisch und stirbt schließlich verarmt und verspottet. Es dauerte dann auch lange bis er rehabilitiert wurde und er einen verdienten, ehrenvollen Platz nicht nur in der Ulmer Stadtgeschichte bekam. Dort ziert heute sogar ein Nachbau seines Gleiters das Rathaus.

Auch in der Philatelie fand der Schneider seine Anerkennung. Hier auf einer Marke der DDR aus dem Jahre 1990 (MiNr. 3313):



Immer wieder taucht er auch auf diversen Sonderstempeln seiner Heimatstadt Ulm auf, hier zwei Beispiele:



Im Jahre 1986 gab es sogar ein Maschinenstempel-Werbeklischee zum Andenken an den 175 Jahre zurückliegenden Flugversuch (war auch hier im Thema schon mal zu sehen). In diesem Jahre wurde auch bei einem Flugwettbewerb mit einem Nachbau von Berblingers Flugapparat dessen Flugtauglichkeit nachgewiesen.



Viele Grüße,
Peter
 
Quelle: www.philaseiten.de
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