Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 01.02.2019 13:25:54 Gelesen: 252277# 373@  
Liebe Freunde,

es gibt Briefe, von denen man träumen kann, aber nicht immer werden diese Träume erhört. Bei diesem wurde ein Traum von mir erhört und ich will ihn euch gerne vorstellen.



Die K. B. Polizey - Direktion in München sandte am 7.1.1842 einen frankierten Brief an die "Mairie", also das Bürgermeisteramt der Stadt Strasbourg im Elsaß. Auf den Inhalt gehe ich später ein - er ist rein staatsdienstlich. Daher war der Brief auch zurecht mit der Franchise R.S. unten links zu versehen, was die Portofreiheit in Bayern zwingend nach sich zog. Weil man aber nicht wollte, dass der Brief vlt. in Frankreich als portopflichtig anzusehen wäre, notierte man ursprünglich unten links "franco Gränze".

Dann aber entschied man sich um und nahm den Brief wieder zurück. 3 Tage später erschien man wieder auf der Bildfläche, jetzt aber mit gestrichenem Vermerk "... Gränze", beließ aber das "franco", so dass man in Bayern gebührenfrei blieb, aber das französische Franko tragen wollte. So zeigt uns die Siegelseite im Nenner für Bayern die klassische NULL - Paraphe, also nichts bezahlt worden, weil portofrei, aber im Zähler das Franko eines einfachen Briefes in den 1. französischen Rayon mit 6 Kreuzern, die von Strasbourg später korrekt in 2 Decimes reduziert worden sind.

Welche Probleme die Post damals bei solchen sehr seltenen Briefen hatte, wird deutlich, dass ein C.B.R.4 - Stempel abgeschlagen wurde, aber auch zwei Abschläge des P.P. - Stempels angebracht wurden. Der 1. weist auf einen bayer. Portobrief aus dem 4. Rayon (München) nach Frankreich hin, die beiden anderen aber auf einen voll frankierten Brief, wie er es auch tatsächlich war. Das liegende X verdeutlichte nochmals die Frankatur.

Inhalt: "Die Polizey - Vorschriften für die Eisenbahn betreffend.

Höheren Auftrage zu Folge, gibt man sich die Ehre, um gefällige Mittheilung der Polizey - Vorschriften für die von der Stadt Strasburg ausgehende Eisenbahn das freundliche Ansuchen zu stellen, und erbietet sich unter Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung zu den bereitwilligsten Gegendiensten. München den 7ten Jaenner 1842 - In Geduld".

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/8122
https://www.philaseiten.de/beitrag/196533