Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 06.07.2019 07:37:24 Gelesen: 241717# 442@  
Liebe Freunde,

wenn ein Brief mit Marke nur aufgabegestempelt auf die Reise ging, sollte die Marke nachentwertet werden. Je länger also ein Brief in den Händen der Post war, also bei Umspedierungen z. B., desto wahrscheinlicher war es, dass einem Postbediensteten dieser Umstand auffiel und damit die Marke nachentwertet wurde.

Bei Briefen, die nur von A nach B verschickt wurden, also gewissermaßen an die benachbarte Poststelle, sind Nachentwertungen eher selten, weil die Funktion der Kontrolle nur schwach ausgeprägt war und die Obrigkeit kaum dazwischen funken konnte.



Ein Brief aus Passau vom 3.7.1863 war Abends um 19.00 Uhr (Sommerzeit gabs noch keine) aufgegeben und tarifgerecht mit 3 Kreuzern frankiert worden - nur stempelte man die Marke nicht, den Brief aber schon. Der Mühlradstempel war wohl nicht mehr im Einsatz zu so später Stunde.

Die ca. 9 km östliche gelegene Postexpedition in Obernzell hätte den Brief also am selben Tag, oder spätestens am Folgetag erhalten müssen und bei korrekter Auslegung der Vorschriften die Marke entwerten müssen - aber wenn wir uns den Stempel von Obernzell anschauen, entdecken wir den 5.7. und 2 Tage für 9 km Luftlinie sind nun wahrlich äußerst lang und für mich nicht erklärbar.

Keine Rose ohne Dornen - dieser Sofortkauf in der Bucht zeigt leider einen Bug durch die Marke, den ich nicht ungeschehen machen kann, aber 3 Pizzen war er mir allemal wert, zumal man Briefe mit Halbkreisstempel von Obernzell nicht in der Wühlkiste finden dürfte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/8122
https://www.philaseiten.de/beitrag/206790