Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Heinz 7 Am: 07.07.2019 12:24:00 Gelesen: 425070# 557@  
@ Heinz 7 [#556]

Die Postmeister-Ausgabe von Perot wird besprochen im monumentalen Werk über Raritäten: "Encyclopaedia of rare and famous stamps" von Leon N. Williams, 1993. Damit wird deutlich, dass Ende XX. Jahrhundert diese Marke wirklich zu den berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt zählte und zu Recht in diesem Thema besprochen wird.

Die Leser, welche meine Beiträge zu diesem Thema schon länger verfolgen, wissen, dass ich mich bemühe, aufzuzeigen, welchen Stellenwert die Briefmarken denn knapp 100 Jahre früher schon hatten. Ich beziehe mich auf die genialen Studien von Theodor Haas (1905) und Schubert (1912), auf die mich Bernd aufmerksam gemacht hat, siehe

BD [#2] und [#132].

Beide Autoren zogen hauptsächlich den damals sehr wichtigen Katalog "Senf" zu Rate. Bei beiden Autoren sucht man die erste Postmeister-Marke von Bermuda vergeblich.

Warum?

Nun, die Briefmarke wurde relativ spät entdeckt. Erst 1897 erfuhr die philatelistisch interessierte Öffentlichkeit von der Existenz dieser Briefmarke, also erst ein knappes halbes Jahrhundert nach der Herausgabe der Marke! In der Zeitschrift "Alfred Smith & Co.'s Monthly Circular" wurde die Briefmarke erstmals beschrieben. Alfred Smith war ein führender Briefmarken-Händler des XIX. Jahrhunderts.

Im Katalog von Senf 1911 FEHLTE die Marke noch im Katalog. Schubert verwendete den Katalog 1912, den habe ich leider nicht, kann also nicht nachsehen. Im "Senf 1913" wird aber die Marke erwähnt! (erstmals oder zum zweiten Mal). Sie ist allerdings nicht bewertet, und darum hat Schubert sie in seiner Studie sowieso nicht berücksichtigen können.



Das oben gezeigte Exemplar weckte nach der Beschreibung bei Alfred Smith natürlich das Interesse der grossen Sammler und ... einmal mehr machte der "Briefmarkenkönig" Ferrary das Rennen: der Brief floss in seine gigantische Sammlung. Gemäss vorliegenden Angaben (Williams) kam erst bei der Verauktionierung der Ferrary-Sammlung dieser Brief zum ersten Mal öffentlich auf den Markt (Ferrary hatte ihn vermutlich direkt gekauft, nicht an einer Auktion).

Bis 1922 wusste also niemand, was dieser Brief mit dieser einzigartigen Marke bei einer öffentlichen Auktion "bringen" würde. "Einzigartig" ist zwar nicht ganz korrekt, denn es gibt eine weitere Stanley Gibbons number 4, aber die ist in der königlichen Sammlung von Georg V / Queen Elizabeth, und also unverkäuflich.

Wie ich den Ausführungen von Leon N. Williams entnehme, waren bis 1917 überhaupt nur drei Stücke dieser Marke bekannt:

SG - no. 4 - der einmalige Brief (1897)
SG - no. 2 - ein Stück auf Fragment (1898)
SG - no. 2 - lose (1904)

1918 wurden dann gleich 5 Stück zusätzlich entdeckt (alle: lose), wovon zwei in die königliche Sammlung gingen. Eines ging an Caspary und eines an Arthur Hind.

Damit war der "Hunger" einiger der grössten Sammler gestillt, als im November 1922 die Ferrary-Auktion stattfand. Ein weiterer "ganz grosser" Sammler konnte sich damals "sein" Stück erobern.

Heinz
 
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