Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 03.11.2009 08:24:33 Gelesen: 1303608# 310@  
Neue Briefmarke: Marion Gräfin Dönhoff

Thüringische Landeszeitung / bmst (30.10.09) - Mit drei Sonder- und zwei Zuschlagsmarken klingt am 12. November das Ausgabejahr 2009 aus. Eine 55-Cent-Marke erinnert an die Publizistin Marion Gräfin Dönhoff. "Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit", steht groß auf der 1,45-Euro-Sondermarke zum 250. Geburtstag Friedrich Schillers. Die dritte Sondermarke macht auf das Tier des Jahres 2010 aufmerksam. Welches Tier gewählt wird, steht noch nicht fest, folglich auch nicht das Markensujet. Zwei Initialen aus der Hoya-Missale sind auf den Weihnachtsmarken zu sehen.

Über die Frage nach dem bedeutendsten Publizisten des 20. Jahrhunderts können die Gelehrten lange diskutieren. Kaum Debatten dürfte die Frage nach der bedeutendsten Publizistin hervorrufen. Marion Hedda Ilse Gräfin Dönhoff (2. Dezember 1909 bis 11. März 2002) gilt zu Recht als Ausnahmeerscheinung.

Marion Dönhoff wuchs in Ostpreußen auf. Das Schloss der Familie, Friedrichstein, stand rund 20 Kilometer östlich von Königsberg. Ihre Gymnasialzeit verbrachte sie großenteils in Berlin. Als einziges Mädchen ihrer Klasse legte sie 1929 das Abitur ab. In Königsberg und Frankfurt am Main studierte sie Volkswirtschaft, wechselte 1933 nach Basel, wo sie summa cum laude promovierte.

Zwischen 1938 und 1945 verwaltete Dönhoff die Familiengüter. Im Januar 1945 musste Dönhoff dann fliehen. Auf ihrem Pferd Alarich ritt sie in sieben Wochen 1200 Kilometer westwärts und fand zunächst in Westfalen Unterschlupf. Nach der Befreiung nahm Dönhoff Kontakt zu den Alliierten auf, denen sie über den Widerstand gegen Hitler berichtete. Selbst hatte sie Kontakte zum Kreisauer Kreis, für den sie Kurierdienste leistete.

Den Opfern des 20. Juli 1944 widmete sie mehrere Bücher und engagierte sich für das ehrenvolle Gedenken an die Widerstandskämpfer. Was heute selbstverständlich klingt, war in den fünfziger und sechziger Jahren höchst umstritten. Seinerzeit galten die Attentäter vielen Deutschen als Verräter. Über die Alliierten fand Dönhoff Zugang zur 1946 in Hamburg gegründeten Wochenzeitung "Die Zeit", wo sie als politischer Redakteur mit kurzer Unterbrechung und die letzten vier Jahre als Chefredakteur bis 1972 tätig war. Als Herausgeberin machte sie danach die Wochenzeitung zu einem bis heute einzigartigen Hort des bürgerlichen Liberalismus. Nach dem Machtwechsel engagierte sie sich für die Ostpolitik Willy Brandts, ohne allerdings den Verlust der eigenen Heimat zu vergessen. Diese konnte sie erstmals 1989 wieder besuchen. In Artikeln und Büchern rief sie zur Versöhnung mit Polen und Russen auf. 1992 setzte sie ein Zeichen, das ihr Denken und Handeln fast schon perfekt symbolisiert: Auf ihre Initiative wurde in Kaliningrad, dem früheren Königsberg, ein Denkmal zu Ehren Immanuel Kants aufgestellt. Das erste Denkmal, geschaffen von Christian Daniel Rauch (2. Januar 1777 bis 3. Dezember 1857), war in den Wirren des Krieges verloren gegangen.

Die von Kym Erdmann entworfene Marke im Format 46 mm x 27,32 mm zeigt ein Porträt Dönhoffs neben Zeitungszeilen, die gewiss aus der "Zeit" stammen.



(Quelle: http://www.tlz.de/tlz/tlz.kultur.volltext.php?kennung=on8tlzTRETreNational40114&zulieferer=tlz&kategorie=TRE&rubrik=Treffpunkt®ion=National&auftritt=TLZ&dbserver=1)
 
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