Thema: Philatelie in der Presse
Richard Am: 20.11.2009 08:15:07 Gelesen: 1303143# 320@  
Briefmarkenverkauf von Tür zu Tür ist für Kinder zu gefährlich

Von Helene Arnet

Tagesanzeiger.ch (14.11.09) - Pro Juventute bietet ihre Sonderbriefmarken fast nur noch via Bestellformular an.

Wer konnte den Kindern widerstehen, wenn sie an der Türe klingelten und fragten: «Kaufen Sie auch Marken für Pro Juventute?»

Diesen Dezember klingelt nur noch in wenigen Wohnungen ein Schulkind, das Briefmarken verkaufen will. Dafür flatterten dieser Tage Faltprospekte von Pro Juventute in alle Haushaltungen. «Ich war früher das gelbe Couvert», steht darauf. Und dass der Briefmarkenverkauf und die Tätigkeit von Pro Juventute sich der heutigen Zeit angepasst haben. Die Marken können nun per Post oder über das Internet bestellt werden.

Die letzten fünf Prozent

«Wir würden den Markenverkauf sehr gerne weiterhin über Schulklassen abwickeln», sagt Monica Mutti von Pro Juventute Kanton Zürich. Nur gebe es leider immer weniger Lehrerinnen und Lehrer, die mit ihren Kindern diese Aufgabe übernehmen. Dieses Jahr sind die Kinder noch in einzelnen Gemeinden der Bezirke Affoltern und Winterthur unterwegs sowie in den Bezirken Hinwil, Pfäffikon und Dielsdorf. Sie klingeln an rund 30'000 Wohnungstüren, das entspricht etwa fünf Prozent aller Haushaltungen im Kanton. In der Stadt Zürich ist der Markenverkauf an der Tür völlig verschwunden. «Hier hätten wir zwar noch vereinzelte Lehrpersonen, die mitmachen würden, doch fehlte uns eine Person, welche die Aktion koordiniert», sagt Mutti.

Für das Verschwinden des direkten Markenverkaufs sind laut Mutti vor allem die veränderten Lebensumstände der Leute verantwortlich. «Früher gingen die Kinder am Nachmittag auf Klingeltour und trafen meist jemanden zu Hause an.» Heute sei untertags kaum jemand zu Hause. «Die Kinder müssten abends von Tür zu Tür ziehen, was potenziell gefährlicher ist als tagsüber.» So hätten sich in den letzten Jahren vermehrt besorgte Eltern bei den Lehrern gemeldet, die nicht mehr wollten, dass sich ihre Kinder am Markenverkauf beteiligen. Für Pro Juventute ist das ein herber Verlust. «Wenn Kinder Marken verkaufen, nehmen wir sehr viel mehr ein als durch Flyeraktionen», sagt Monica Mutti. «Wir würden uns freuen, wenn wieder mehr Lehrerinnen oder Lehrer mitmachen würden.»

Schlechtes Ergebnis

Pro Juventute Schweiz schreibt rote Zahlen. In der Rechnung 2008/09 steht sie trotz einer grösseren Rückzahlung aus der Grundstückgewinnsteuer mit 430'000 Franken im Minus. Mitverantwortlich für das negative Resultat ist ein erneuter Ertragsrückgang beim Markenverkauf: 4,7 Millionen brachte er letztes Jahr noch ein. Vor zehn Jahren waren es knapp 8 Millionen. Der Markenverkauf ist seit der Gründung der Stiftung Pro Juventute im Jahr 1912 die wichtigste Einnahmequelle der Organisation. Anfang September dieses Jahres hat sich der Verein Pro Juventute Kanton Zürich formiert, der zwar autonom ist, aber eng mit der schweizerischen Stiftung zusammenarbeitet. Der Erlös des Briefmarkenverkaufs wird vollumfänglich für kantonsinterne Projekte wie den Ferien(s)pass eingesetzt.



Die Sujets «Ferienpass» (links) und «Beratung 147» aus der neuen Serie von Pro-Juventute-Briefmarken (Foto: Pro Juventute)

(Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/Briefmarkenverkauf-von-Tuer-zu-Tuer-ist-fuer-Kinder-zu-gefaehrlich/story/17039316)
 
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