Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 05.04.2020 11:01:43 Gelesen: 221738# 505@  
Liebe Freunde,

meine kleine Sammlung über die "Armensachen" wächst und gedeiht - wer hätte das gedacht?



Heute zeige ich ein außergewöhnliches Stück, das nicht nur ganz manierlich daher kommt, sondern auch einen Terminus aufweist, von dem ich behaupte, dass nicht mal Einer von einer Million Deutschen weiß, was das Wort bedeutete ...

In Nürnberg wurde am 26.3.1841 ein Brief an das Stadtgericht zu Leipzig offensichtlich von einem Portobefreiten (oder einer Behörde, die sich nicht an die Vorschrift zur Adressierung von Dienstbriefen gehalten hatte) aufgegeben, der unten links den Vermerk "Armen Pupillen S(ache)" trägt und darunter die Geschäftsnummer ("Expeditions-Nr.") 9094, so dass wir hier sicher keine kleine Behörde vor uns haben.

Der Brief wurde in Bayern portofrei belassen, wohl auf Grund der Franchise, jedoch mit 13 Pfennigen in Sachsen taxiert, ehe man der bayer. Annahme folgte, die Pupillen - Sache auch innersächsisch portofrei zu belassen und die Taxierung strich. Das dürfte sich ausweislich des Stadtpoststempels siegelseitig am 28.3.1841 abgespielt haben.

Aber was war eine Armen - Pupillen - Sache überhaupt?

https://books.google.de/books?id=FVtmAAAAcAAJ&pg=PA77&lpg=PA77&dq=armen+pupillen+sACHE&source=bl&ots=owuOCeBzqg&sig=ACfU3U2EeVcqO_OAbiZDjvCuOE5iGbz5wg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwji74TG9tDoAhVjyqYKHYvFA-4Q6AEwA3oECAsQLA

Das ist zwar eine preussische Verordnung, aber die Bayerische sah sicher genauso aus und belegt, dass die Portofreiheit erst einmal zu gewähren war.

Auch Wikipedia kann helfen, so wie hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Pupillen

Es ging also um Minderjährige, die unter Kuratel standen und die mittellos waren, warum auch immer.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
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