Thema: Altdeutschland Bayern: Drucksachen
bayern klassisch Am: 19.12.2009 10:36:23 Gelesen: 18886# 1@  
Liebe Sammlerfreunde,

Drucksachen waren früher eine verachtete Gattung, denn sie waren arbeitsaufwändig, oft in Massen abgegeben worden und mussten dennoch im Rahmen gegenseitiger Kontrolle überprüft werden, denn wegen der geringen Kosten versuchten viele, Briefe als Drucksachen frankiert zu versenden und sich so Geld zu sparen.

Sie waren, wenn sie unter Kuvert gelegt waren, offen zu versenden. Dies setzte die individuelle Prüfung eines jeden Poststücks voraus. Oder, bei einer Massenaufgabe, prüfte man eine oder zwei und ließ den Rest durchlaufen.

Sie durften, außer dem Ort, dem Datum und der Unterschrift, nichts Geschriebenes enthalten. Preise, Einfügungen, Erläuterungen oder gar private Texte waren verboten, wollte man den günstigen Drucksachentarif behalten.

Weil es in Bayerns Vormarkenzeit (VMZ) nur ganz wenige Drucksachen (DS) gab und gibt, befassen wir uns hier mit der Markenzeit von 1849 bis 1875, wodurch die Optik und Vielfalt ungemein gesteigert werden kann.

Wer also Poststücke zeigen kann, die portomoderiert (vom einfachen Brief aus gesehen) waren, also Streifbänder, Drucksachen, offene Kuverts, Bücherbestellzettel, Kreuzkuverts oder ähnliches darstellten, der darf und soll das gerne tun.

Die Basis bildete in Bayern das neue inländische Gebührenregulativ vom 1.7.1849, welches bis zum 30.6.1850 galt. Die Gebühren waren schon ganz auf die ersten 3 Bayernmarken abgestimmt, doch wie wir alle wissen zog sich das Abenteuer mit der schwarzen Eins, der blauen Drei und der braunroten Sechs noch etwas länger hin.

So wenige Drucksachen vom 1.7.1849 bis zum 31.10.1849 erhalten blieben (ich besitze keine), so viele wurden mit der schwarzen Eins gerettet, was ich für ein eindeutiges Indiz für die Aufbewahrung von markenfrankierten Poststücken halte, wohingegen die bar frankierten DS zu 99,99% der Rundablage überantwortet wurden. Schade!

Anfangen möchte ich daher auch mit der ersten Drucksachenmarke Bayerns, die in Marktbreit am 26.1.1851 eine DS bis 1 Loth Gewicht inklusive (15,625g) nach Schwabach treffend frankierte. Hier wurde sie mit dem Mühlradstempel (ab 1.8.1850 eingeführt) entwertet, jedoch finden wir häufig DS, bei denen die Marke(n) auch mit dem Ortsstempel entwertet wurde(n), ohne das es dafür eine entsprechende Verordnung gegeben hätte. Über die Gründe darf spekuliert werden.



Die Marke ist eine typische 1II in glasklarem Druck, wie ihn die 1. Platte stets vermissen ließ.

Dass auch andere Marken der Erstausgabe auf DS vorkommen können, ist den meisten Sammlern unbekannt, denn dies setzte voraus, dass eine DS über 2 bis 3 Loth gewogen haben musste (da das Maximalgewicht bei 4 Loth lag, könnte es sogar 4 Kreuzer - Frankaturen gegeben haben, jedoch ist eine solche mit der Erstausgabe noch nie aufgetaucht und würde bei einem Viererblock der schwarzen Eins auf Brief, sicher den Wert eines Einfamilienhauses tangieren).



Die 3 Kr. Marke war ursprünglich für Fernbriefe bis 12 Meilen und 1 Loth gedacht, kam hier jedoch auf einem Streifband mit Zeitung aus Schwabach vom 31.10.1850 nach Mörnsheim zum Einsatz. Etwas zur Häufigkeit: Wenn man 1.000 Belege der 2I vor sich hätte, könnte eine solche auch dabei sein - hier gelten also nicht Michel - Briefpreise, sondern ganz andere Bewertungen, wie sie Spezialkatalogen vorbehalten sind.

Interessant ist noch, dass man den Ortsaufgabestempel vergaß - vielleicht mag die seltene Verwendung dieser Marke auf einem Streifband der Grund für dieses vorschriftswidrige Verhalten gewesen sein.

Mit dem 1.7.1850 erfolgte der Beitritt Bayerns in den Postverein, und auch im rein internen Verkehr änderte sich vieles damit, jedoch nichts bei den Drucksachen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/2065
https://www.philaseiten.de/beitrag/23052