Thema: Ansichtskarten: Alte Ansichten
10Parale Am: 27.05.2020 21:56:02 Gelesen: 201259# 309@  
In [#307] habe ich schon über die Ferdinands-Nordbahn geschrieben.

Diese Ansichtskarte zeigt die Generaldirektion der Ferdinands-Nordbahn in Ostrava (Mährisch-Ostrau). Auf Grund des Datums, welches der Verfasser uns hinterlässt, tippe ich, dass die Karte am 12. August 1945, kurz nach Kriegsende (tsch: srpen) in Ostrava geschrieben wurde. Im April 1945, als die russischen Truppen vor Wien standen, sprengten deutsche Truppen in einer Art Verzweiflungsakt die Donaubrücke, über die die Nordbahn Einfahrt an den Wiener Nordbahnhof hatte. Der Wiener Nordbahnhof hatte den grausigen Krieg fast unbeschadet überstanden, stand dann aber als Symbol für den Niedergang der Nordbahn. Eine wichtige Verbindung von West- nach Osteuropa wurde in Folge der Kriegshandlungen unbedeutend.

Schon nach Ende des 1. Weltkrieges und der Auflösung des k.u.k. Monarchie wurde das einst 1.420 Streckenkilometer lange Gebilde der Nordbahn auf die Nachfolgestaaten (Unternehmen) aufgeteilt. Für Österreich waren 161 Kilometer geblieben (D-Ö.ST.B Deutsch-Österreichische Staatsbahn), 239 Kilometer gingen an Polen (PKP - Polske Koleje Panstwowe) , die Tschechoslowakei bekam den größten Anteil von 1019 Bahnkilometern (CSD - Ceskoslovensko Statni Drahy). Quelle:
Ich zitiere aus dem Buch "Im Zug der Zeit" von Manfred Tuchel und Csaba Szekely, herausgegeben im Österreichischen Bundesverlag:

"Nach dem Zusammenbruch der Monarchie ff. …..kam die Hauptstrecke nach Krakau noch einmal unter eine gemeinsame Verwaltung: für kurze Zeit zwar nur, aber die war schon viel zu lang." - Gemeint war der "Österreicher Hitler", der "seine alte Heimat heim ins Reich holte".

Wenn heute in Stuttgart ein großer Bahnhof entsteht mit Gleisen und Anschlüssen auch nach Osten, ist dies ein wichtiger Schritt für ein wiedervereinigtes, starkes Europa mit guten, umweltfreundlichen und dem Handel und Tourismus dienenden Trassen.

Um den geschichtlichen Zusammenhang dieser "tschechischen" Karte noch etwas weiter zu vertiefen, zeige ich im Scan3 eine Teilschuldverschreibung der Ferdinands-Nordbahn Prag über Zehntausend Kronen, die im Herbst 1942 mit einer jährlichen Verzinsung von 4 % ausgegeben wurde. Es gab also zu Zeiten des 2. Weltkrieges durchaus den Bedarf an Investitionen in die Eisenbahn, die vom Deutschen Reich (Protektorat Böhmen und Mähren) vorangetrieben wurde. Die Gesellschaftskasse befand sich in Mährisch-Ostrau. Am 14. April 1945 war dann Ende Gelände für die DRB (Deutsche Reichs-Bahn).

es macht riesig Spaß, an Hand solch einfacher Briefe geschichtliche Hintergründe zu studieren. Natürlich kann man sich auch mal irren oder Zusammenhänge falsch verstehen.

Liebe Grüße

10Parale




 
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