Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 11.03.2021 13:35:18 Gelesen: 186130# 670@  
@ siegfried spiegel [#669]

Hallo Siegfried,

alles richtig so - prima.

Zu deiner Frage nach Kosten für den Expressbotendienst: Schwieriges Thema.

Prinzipiell war in der Vormarkenzeit (VMZ) den Absendern von Expressbriefen die Expressgebühr (eigentlich das Expressgeld, weil Gebühren nur die Obrigkeit verfügen konnte und Obrigkeiten hatten mit dem Betrag für expresse Zustellungen nichts zu tun) bei der Abgabepost unbekannt und konnte von daher auch nicht voraus bezahlt werden.

Die allermeisten Briefe, die "Cito", "Pressant" oder vergleichbare Notationen zeigen, wurden tatsächlich nicht von einem eigenen Boten, abseits postalischer Routine, ausgetragen. Aber ganz pauschal kann man es nicht sagen. Es gab auch Briefe (dienstliche wie private Briefe), die per Express zugestellt wurden, was i. d. R. hohe Kosten verursachte, ohne dass dies außen ersichtlich gewesen wäre. Die Höhe der Expresskosten hing vom Vertragsgeschick des Empfängers mit seinem Expressen ab und natürlich von der Entfernung Postabgabestelle bis zum Zielort. Die Minimalkosten dürften am Ort bei ca. 6 Kr. gelegen haben in der VMZ, ins flache Land teils über 2 Gulden pro Brief. Oft wurde die Höhe der erhaltenen Expresskosten auf dem Brief selbst notiert (vom Empfänger) und zwar teils vorn, teils hinten. Dann wanderte diese Briefhülle als Quittungsbeleg in die Rechnungsführung und blieb so bis heute erhalten. Die Masse dieser Briefe wurde damals aber vernichtet.

In der Markenzeit ändere sich auch hier vieles, manchmal alle 1 oder 2 Jahre, daher kann an dieser Stelle das nicht ausreichend dargestellt werden, weil ich sonst hier 10 Seiten A4 schreiben müsste, ohne die Spezialfälle auch nur annähernd erklärt zu haben.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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