Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 18.07.2021 00:02:02 Gelesen: 165270# 721@  
Liebe Freunde,

Bayern kam mit den beiden Währungen der thurn und taxisschen Postgebiete nie zurecht - mal lag der Zielort im Kreuzergebiet, man hatte in Bayern aber in Silbergroschen taxiert, mal war es genau anders herum.



Bei diesem Brief aus Würzburg nach Kassel vom 24.5.1867 verklebte man eine 6x Marke, die wegen der Entfernung (über 20 Meilen) leider nicht ganz ausreichte, weil man dafür hätte 9x verkleben müssen.

Daher fehlten 3 Kreuzer für das Franko und es gab noch 3 Kreuzer Strafporto obendrauf, also 6 Kreuzer total, die allein der Aufgabepost zustanden.

Weil man in Bayern nicht wusste, dass Kassel zum Groschenbezirk von Taxis zählte, notierte man 6 Kreuzer, statt 2 Silbergroschen, die der Empfänger zu zahlen hatte. Aber bei der Leitung über Frankfurt am Main erkannte man die falsche Währung und notierte 7 Kreuzer, dann korrekt 2 Silbergroschen, die paritätisch 7x entsprachen, postalisch waren sie nur mit 6x anzurechnen. Aber Taxis war clever - sie kassierten vom Empfänger einen Tag später 2 Sgr., gaben an Bayern aber nur 6x weiter und durch diesen Zwischenschritt blieb rechnerisch/haushalterisch 1/4 Sgr. in der Portokasse des Fürsten und Bayern war trotzdem zufrieden.

Ab 1.7.1867 übernahm ja als Folge des Krieges von 1866 Preussen die taxische Lehenspost und Preussen rechnete intern nur in Silbergroschen ab, auch wenn sie ab 1.7.1867 schweren Herzens Marken in Kreuzerwährung emittieren mussten.

Es wäre interessant zu sehen, wie ein unterfrankierter Bayernbrief in den Kreuzerbezirk Preussens in diesem halben Jahr taxiert wurde. Leider habe ich da keinen, obwohl ich sonst mit unterfrankierten Briefen gesegnet bin.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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