Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 26.11.2021 09:37:26 Gelesen: 146584# 750@  
@ siegfried spiegel [#749]

Hallo Siegfried,

da hast du einen etwas komplizierten Brief ausgegraben, bei dem einiges schief lief.

Die Adresse lautet Berwangen bei Fürfeld, aber es gab mehrere Fürfelds und Berwangen kannte man nicht. Offenbar wähnte man bei der Aufgabepost den Empfänger in Fürfeld bei Bad Kreuznach (Preussen), weil es dort eine große, jüdische Gemeinde gab und große, jüdische Gemeinden zogen auch sehr oft größere Korrespondenzen nach sich. Also notierte der Absender "frei" und bezahlte 4 Kreuzer für Bayern bis Aschaffenburg und 4x von der bayer. Grenze bis Frankfurt am Main (FFM). Daher notierte auch FFM hinter frei "FFT", auch eine damals gebräuchliche Abkürzung von Frankfurt am Main in typisch blauer Tinte.

Jetzt stellte man aber fest, dass wohl nicht Fürfeld in Preussen gemeint war, sondern Berwangen in Württemberg und dort hatte ja Thurn und Taxis die Postgerechtsame gepachtet, daher notierte man in FFM 6x für sich bis zur württembergischen Staatsgrenze und in Württemberg kamen weitere 6x bis Fürfeld hinzu, so dass der Empfänger 12x zu zahlen hatte, wodurch der Brief wegen der Fehlspedition total 20x kostete.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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