Thema: DPAG: Frankierservice mit "Frankierwelle"
Araneus Am: 17.04.2022 21:01:21 Gelesen: 20040# 102@  
@ Stefan [#101]

Hallo Stefan,

mir ist nicht klar, wie du zu dem Schluss gelangst, dass hier „ keine mechanische Stempelung wie sonst bei diesem Frankiergerät in den Briefzentren üblich“ vorliegt. Vom gezeigten Bild her hätte ich den FRANKIERSERVICE-Vermerk als Stempelung mit einer alten AEG/Siemens Stempelmaschine angesehen (vgl. z.B. Beitrag [#45] auf dieser Seite. Dafür sprechen z.B. die schwankende Positionierung sowie das beschädigte „E“ am Ende des Wortes FRANKIERSERVICE. Solche Brüche treten bei älteren Stempelmaschinen ja häufiger auf. Bei einem „Druck“ wären eher unbeschädigte Buchstaben zu erwarten.

Überraschend ist allerdings die Kombination der FRANKIERSERVICE-Stempelung mit einer kundenindividuellen Darstellung.

Bestandteil einer solchen kundenindividuellen Darstellung ist ausdrücklich die „Wellendarstellung mit Posthorn“, also die „Frankierwelle“ [1]. Ich vermute, dass im vorliegenden Fall die Sendungen zwar mit einem kundenindividuellen Bild bedruckt waren, die Frankierwelle aber fehlte, sei es auf Grund eines Druckausfalls oder auf Grund von Unkenntnis der Vorgaben in der Druckerei. Um die fertigen Sendungen nicht in den Müll zu entsorgen und neu herzustellen – was sicher der Philosophie des Absenders Deutsche Umwelthilfe widersprochen hätte – fand man als kreative Lösung, die Sendungen über den Frankierservice abzufertigen und abzurechnen. Ich kann mir vorstellen, dass man so einen Kompromiss mit der Deutschen Post gefunden hat: Die Deutsche Post kassierte zusätzlich zum Porto das Frankierservice-Entgelt, und der Absender ersparte sich die Neuanfertigung der gesamten Auflage der Sendungen.

Schöne Grüße
Franz-Josef

[1] Rahmenbedingungen für die Verwendung kundenindividueller Darstellungen bei einheitlichen Frankiervermerken
https://www.deutschepost.de/content/dam/dpag/images/F_f/frankiervermerk/dp-frankiervermerk-merkblatt-202001.pdf
 
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