Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 16.05.2022 12:25:07 Gelesen: 122134# 804@  
@ Gernesammler [#803]

Hallo Rainer,

vielen Dank für deinen netten Kommentar - ja, ein Hammerbrief.

Zu dem Stempel der Königlichen Güter Expedition kann ich sagen, ohne die örtlichen Verhältnisse zu kennen, dass Post- und Güterexpedition oft im selben Hause zugange waren und wenn man da nicht sauber trennte zwischen Gütern und Briefen, konnte es wohl schon mal drunter und drüber gehen. Das mit der Bahn ist daher nicht auszuschließen und wenn der eine links keine Zeit hatte, hat halt der andere rechts des Flurs für ihm mitgestempelt.

Generell gilt: Alle Briefe mit KGE-Stempeln sind selten, teils äußerst selten, sowohl was die Auf-, als die Abgabe angeht. Briefe vom/ins Ausland sind extrem selten - ich habe 2 davon und keine 5 in meinem Leben gesehen. Findet man unerkannte Briefe damit, darf man getrost zuschlagen - oft wird einem dieses Glück sicher nicht so hold sein.

Aber es waren halt nicht Postbeamte, die KGE-Stempel führten, sondern Expeditoren der Güterexpeditionen. Was bei der Aufgabe passieren konnte, war folgender Fall: Ein Absender hatte ein Paket abzugeben, und einen simplen Brief mit 3 Kr. frankiert. Wichtig war ihm das Paket, also ging er zur KGE, um sein Paket abschicken zu lassen (war ja nicht mit Marken frankierbar, also musste man selbst an den Schalter dort gehen!). War dies dann erledigt, fragte er vlt., ob er auch gleich dort seinen Brief frankiert abschicken lassen könnte, dann müsste er sich nicht in der Reihe der Postkunden anstellen. Sagte dann der Güterexpeditor zu, gab er diesem seinen Brief und der stempelte die Marke ab und gab ihn später seinem Kollegen jenseits des Flurs. Service, wie wir ihn heute kaum noch kenne, aber als Sammler sicher lieben.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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