Thema: Deutsches Reich Feldpost 1. Weltkrieg
Postgeschichte Am: 25.08.2010 20:30:56 Gelesen: 751109# 2@  
@ JFK [#13]

Hallo Jürgen,

nachdem ich mir nun auch die vergangenen Beiträge näher ansehen kann, bin ich auf Deine Fragen gestoßen, die noch nicht beantwortet wurden.

Bei Deinem Beleg handelt es sich um einen Feldpostbrief, der, wie Du selbst festgestellt hast, eng mit der türkischen 4. Armee verknüpft ist. Die türkische 4. Armee, der auch der Absender als deutscher Armeeangehöriger (evtl. auch als Zivilist) unterstellt war, war u.a. in Jerusalem stationiert. Zu Deinen Fragen:

1. Den Inhalt des Negativ-(Petschaft)-Stempels kann ich Dir leider nicht übersetzen. M.E. dürfte es sich um ein Dienstsiegel der 4. Armee handeln und die Berechtigung zur Benutzung der Feldpost ausdrücken.

2. Bei dem Beleg handelt es sich um einen (portopflichtigen) Feldpostbrief. Auch so etwas gab es. Nicht alle Feldpostbriefe waren gebührenfrei. Gebührenfrei waren nur Briefe Feldpostberechtigter (diese waren genau definiert) mit einem Gewicht bis 50 g. Briefe mit einem höheren Gewicht über 50 g bis 275 g waren mit 10 Pf, über 275 bis 550 g waren mit 20 Pf zu frankieren. Die Sendungen über 50 g gingen als "Feldpostpäckchen" in die Geschichte ein. Da in dem von Dir gezeigten Beleg mikroskopische Präparate versandt wurden, ist ein Gewicht über 50 bis 275 g glaubhaft und war mit 10 Pf zu frankieren.

3. Die Postverbindungen aus Jerusalem wurden meist durch Kuriere aufrecht erhalten. Die Beförderung dieser Sendung lief offensichtlich über das Auswärtige Amt. Dies ist aus der Abfertigung der Sendung zu erkennen. Feldpostpäckchen, auf denen wegen Unebenheiten kein deutlicher Stempelabdruck des Aufgabeortes angebracht werden konnte, war angeordnet worden, den Aufgabestempel vorher auf einem gummierten, gut haftenden Zettel anzubringen und an einer geeigneten Stelle der Aufschriftseite zu bekleben. Diese Vorschrift wurde offensichtlich mit dem von dem Auswärtigen Amt (AA) in Berlin C 2 vorgefertigten Aufklebern erfüllt. Ob der Aufkleber in Jerusalem angebracht oder die Sendung über das Auswärtige Amt in Berlin lief und dort aufgeklebt wurde, lässt sich nicht sagen.

4. Der Stempel auf der Marke ist ein sogenannter "Päckchenstempel", die meist auf Feldpostpäckchen zu finden sind, deren Inhalt Unebenheiten hervorriefen und einen Abdruck eines Tagesstempels nicht zuließen. Hierzu habe ich bereits einiges gesagt:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=20964#M23

Ich hoffe, daß Dir meine Erklärung etwas weiterhelfen.

Gruß
Manfred
 
Quelle: www.philaseiten.de
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