Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 19.04.2023 16:53:17 Gelesen: 60236# 895@  
Liebe Freunde,

Chargébriefe in Bayern gibt es heute noch Zehntausende. Aber Chargébriefe, bei denen die Aufgabepost die Reco-Nummer vergessen hatte, obwohl sie eindeutig als Einschreiben gekennzeichnet waren, gibt es nur eine Handvoll (wenn wir von den wenigen Briefen unter Recommandation der Notare und Anwälte absehen, die eigene Reco-Scheine benutzen durften).



Hier aus den 1870-er Jahen ein Kuvert ohne Inhalt und Ankunftsstempel von Vilshofen an den k. Advocaten Dr. Petzold in Pfarrkirchen.

Obwohl klar mit Chargé bezeichnet, bekam er keine Reco-Nr. von der Aufgabepost zugeteilt, was ein schwerer Fehler war und ob ein Postschein für ihn ausgestellt worden war, muss offen bleiben. In der Briefkarte hätte er unter den Chargébriefen namentlich (Empfänger) aufgeführt sein müssen, aber auch das wissen wir nicht.

Im Rahmen des Postlaufs wurde der Fehler festgestellt und jemand schrieb " ohne Nummer !" neben die Marke, vergab jedoch selbst keine Reco-Nummer.

Die Vorschriften wechselten sich zwar ab, aber im Prinzip war die Kontrolle bei Reco-Briefen stets sehr streng, waren sie doch mit 24 1/2 Gulden versichert und das war fast ein Monatslohn. In mehreren Anweisungen mit dem In- und Ausland verlangte die bayerischen Postverwaltung, dass in Fällen, in denen eindeutig als eingeschrieben gekennzeichnete Briefe in den Postsäcken vorgefunden wurden, diese selbst zu recommandiren waren und der zuleitenden Post sofort gegen Postlieferschein (Rückschein für Behörden) Kenntnis zu geben war, dass ein solcher Fall aufgetreten war. Hinten ist das Kuvert blank, was wohl dem damaligen Stress mit ihm geschuldet sein könnte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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