Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
bayern klassisch Am: 22.06.2023 11:53:05 Gelesen: 50782# 908@  
Liebe Freunde,

manche Briefe kauft man äußerlich, weil sie gut aussehen, oder von vorn (dem einzigen vorliegenden Bild) schon etwas Außergewöhnliches zeigen und stellt erst beim Empfang fest, dass auch oder gerade der Inhalt ein Schmankerl der besonderen Art ist.



So geschehen in der Bucht bei einem schönen Dienstbrief vom K. Bair.-Stadtgericht Nürnberg an das Landgericht in Schwabach als portopflichtige Partei-Sache vom 30.1.1812, taxiert mit 4 Kr. Porto.

Mein Kaufgrund war der herrliche Abschlag des Behörden-Absenderstempels, denn bei Dienstbriefen galt die Vorschrift, die Absenderbehörde oben mittig zu notieren und hier hat man sich durch Abschlag eines eigens für diese Behörde hergestellten Stempels der Umständlichkeit von Feder, Tinte usw. entledigt. Hingegen gelang der Aufgabepost nicht das Kunststück, ihren Zweizeiler adäquat abzuschlagen, aber das war wohl auch wegen des erstklassigen Abschlags des Nürnberger Gerichts dann nicht mehr so notwendig.

Das Interessante aber kommt im Inneren (90% gottlob noch vorhanden):

Es war ein Empfangsschein über 3 Kr. Stempelgebühr, den Anna Susanna Mo(ser?) in Nürnberg zu quittieren hatte und der dann retour zu senden war.

Oben unter "Empfangs-Schein" lesen wir noch "pr(aesentirt) den 2.2.12, 4x Porto".

Dergleichen ist so früh von Bayern nicht häufig und macht mich noch glücklicher, als ich es eh schon gewesen wäre.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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