Thema: Deutsches Reich Feldpost 1. Weltkrieg
volkimal Am: 16.07.2023 08:32:45 Gelesen: 57337# 732@  
@ evwezel [#731]

Hallo Emiel,

zu 1) Abkürzung D.K.: Das D ist eindeutig lateinische Schrift. Beim zweiten Buchstaben würde ich anstelle des "K" als lateinischer Buchstabe eher ein "H" oder "X" sehen. Gerade ist mir aber noch eine Idee gekommen. Vom Sinn her würde am besten D.U. = Dienstuntauglich passen. Kann es wirklich ein "U" sein?

Zu 2): Wie die Musterung genau ablief kann ich auch nicht sagen. Die Kriterien dafür waren aber wohl nicht sehr genau festgelegt. Dazu ein Abschnitt aus den Lebenserinnerungen meines Großvaters:

Ich hatte gesagt: Wenn wirklich der Krieg kommen sollte, dann melde ich mich sofort als Kriegsfreiwilliger und zwar bei den Gardefüsilieren, den "Maikäfern", wo mein Vater gedient hatte. ...

Täglich bemühten wir uns um Einstellung als Kriegsfreiwilliger, Aber bei allen Regimentern war Überandrang! Wenn man vor einer Kaserne erschien, der Posten fragte: „Was wollt ihr?“, dann wurde man schnellstens fortgeschickt. „Von der Gesellschaft haben wir schon übergenug!“ … Endlich nach viermaligen Versuchen und stundenlangem Stehen ist es Hans und mir gestern gelungen, einen Aufnahmeschein bei den „Maikäfern“ zu erhalten! Heute Vormittag war ich nochmal in Groß-Lichterfelde, machte erst einen weiten Fußweg, um meine neuen, in Gransee noch gekauften hohen Stiefel einzulaufen.

Nach dem Mittagessen mussten wir uns zur ersten Mal auf dem Kasernenhof in der Chausseestraße einfinden. … Wir traten in einer Ecke des Hofes, nicht weit von einem halb offenen Tor an, als viele wartende junge Männer das erspäht hatten und sich dazu gesellten, um auch angenommen zu werden. Aber der alte Feldwebel nahm nur die, die einen Schein hatten und auf seiner Liste standen. Uns ließ er antreten, setzte sich an die Spitze des Zuges, um uns vorläufig zur Untersuchung in eine Schule in der Müllerstraße zu bringen. …

Als wir in der Schule anlangten, traute unser Feldwebel seinen Augen nicht. Denn während er voranmarschiert war, hatten sich immer mehr „Freiwillige“ an unseren Zug angehängt, so dass er statt mit 50 mit mehreren hundert ankam! Auf dem Schulhof schimpfte er tüchtig, nahm seine Liste nochmal vor; aber während er einen Namen: Müller, Krause, Becker u.a. verlas, sprangen immer gleich fünf oder sechs auf die andere Seite, do dass er knurrend seine Versuche aufgab! Nun wurden wir untersucht, allerdings nicht allzu gründlich. Einer war als nicht tauglich befunden worden und war darüber sehr traurig. Er stand bei uns und klagte; da sagte so ein heller Berliner Junge: Mensch, komm doch mit uns noch einmal rein; vielleicht klappt es dieses Mal! Er trat wieder mit an und --- ward genommen!


Viele Grüße
Volkmar
 
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