Thema: **** (?) (200) Plusbrief Individuell - eigene 'Briefmarkeneindrucke' ab 20 Stück
Richard Am: 04.02.2008 12:50:24 Gelesen: 205287# 1@  
Post hat ein Problem mit Porno-Briefmarken

Von Oliver Haustein-Teßmer und Birger Nicolai

Die Welt (31.01.08) - Die Briefmarke zum Anfeuchten benutzen immer weniger Postkunden. Die Ära der gezackten Wertzeichen neigt sich dem Ende zu. Doch jetzt gibt es Bastelsets für echte Marken im Internet. So werden Freundin, Ehepartner oder Lieblingstier zum Briefmotiv. Aber nicht alles ist erlaubt.

Die Zukunft der Briefmarke liegt im Internet. Vielleicht: Denn rund 180 Jahre nach der Einführung der ersten staatlichen Postwertzeichen in Großbritannien und beinahe 170 Jahre nach dem Erscheinungstag des Schwarzen Einsers in Bayern neigt sich Ära der klassischen, gezackten Marke dem Ende zu.

Zwar gehen traditionelle Motive immer noch: Laut der Deutschen Post ist die Serie „1000 Jahre Fürth“ derzeit der beliebteste Zehner-Markenbogen. Aber der Anteil der mit Briefmarken frankierten Sendungen beim Briefpost-Marktführer Deutsche Post beträgt nur noch rund zehn Prozent. „Die Auflagen gehen zurück“, sagt Post-Sprecher Uwe Bensien.

Laut den neuesten verfügbaren Zahlen aus dem Jahr 2006 werden von den rund 21 Milliarden über den einstigen Monopolisten versandten Briefen noch 2,2 Milliarden Briefe wie früher mit Marke frankiert – wobei die meisten dieser Marken heute nicht gummiert sind und vor dem Aufkleben angefeuchtet werden müssen, sondern selbstklebend am Brief haften.

Elektronische Frankierung immer häufiger

Den größten Anteil an den Frankierungen haben Barfreimachungen werblicher Infopost: Sie werden nur noch mit einem aufgedruckten Hinweis versehen. Rund 23 Prozent der Briefpost werden bereits elektronisch oder über das Internet freigemacht. Auf diesen computergestützten Service, den für größere Postkunden Dienstleister übernehmen, entfallen heute schon bundesweit mehr Frankierungen als auf klassische Frankiermaschinen.

Dennoch stirbt die Briefmarke nicht aus, wie Post-Sprecher Bensien betont. Sein Unternehmen vermutet, dass die Kunden ein Bedürfnis nach individueller Briefgestaltung haben. Dabei müssen es ab sofort nicht mehr nur die Dauerserie Blumen, 1000 Jahre diese Stadt oder 200 Jahre jener Maler sein.

Jetzt können Postkunden online gehen und ihre eigene Briefmarke gestalten. Die Post übernimmt den Service und bedruckt mit dem Bildnis Umschläge. Das Angebot ist nicht ganz billig. Ab etwa 36 Euro inklusive Porto gibt es 20 Standardumschläge mit dem selbst gebastelten Motiv. Das Foto oder die Grafik dafür lassen sich vom heimischen Computer über den Internetservice der Deutschen Post hochladen.

„Das kostet halt mehr als ein normaler Brief, eignet sich aber auch für Privatleute, weil es eben schon ab 20 Stück losgeht“, sagt Post-Sprecher Bensien. Als mögliche Nutzer nennt er Kunden, die Einladungen zum Geburtstag, zur Hochzeit oder zu Jubiläen persönlich gestalten wollen. Als Lieferzeit gibt die Post ab der Online-Bestellung etwa sechs Tage an.

Porno und Bilderklau auf Marken nicht erlaubt

Allerdings ist beim Selberbasteln nicht alles erlaubt. „Wir fragen bei der Bestellung, ob der Kunde das Recht an dem Bild besitzt. Außerdem gibt es für uns strenge ethische und moralische Grenzen, was wir als Motiv zulassen“, sagt ein Sprecher der Post. So sind politische Aussagen oder anstößige Bilder nicht erlaubt. „Unsere Sachbearbeiter prüfen die Bestellungen, damit kein Unsinn mit dem Angebot getrieben wird.“

Die Post sei nicht dazu verpflichtet, Aufträge anzunehmen und könne diese ohne Begründung ablehnen. Konkret könnte das dann bedeuten, dass ein Bild eines nackten Babys auf der Briefmarke abgelehnt wird, weil ein pornographischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann.

Seit dem 1. Januar ist der Postmarkt in Deutschland vollständig geöffnet. Hunderte Konkurrenten haben Lizenzen beantragt. Ihnen geht es darum, der Post vor allem im Bereich der Geschäftskunden Marktanteile abzujagen. Das einstige Staatsunternehmen wiederum setzt auf die Strategie, sich mit solchen „höherwertigen Dienstleistungen“ wie individuellen Briefmarken zusätzliche Einnahmen zu erschließen. „Wir werden um jeden Brief kämpfen“, sagt der Post-Sprecher.

Briefe mit den persönlichen Marken sind bereits im Umlauf. Den neuen Online-Dienst hatte die Post zunächst bei den eigenen Mitarbeitern getestet – nach Angaben aus dem Unternehmen mit sehr guter Resonanz. Für passionierte Briefmarkenfreunde, bringt neue Briefmarkenvielfalt auch Probleme. Philatelisten fürchten, dann den Überblick zu verlieren. „Für einige Briefmarkensammler wird die Lage unübersichtlich“, sagte Dieter Hartig, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Philatelisten, WELT ONLINE.

Offiziell ist die eigene Marke gar keine Briefmarke

Allerdings handele es sich bei dem via Internet produzierten Aufdruck auf den Umschlägen offiziell nicht um eine Briefmarke, sondern lediglich um einen Freimachungsvermerk. Dies erkennt der Experte daran, dass der Zusatz „Deutschland“ fehlt und lediglich „Deutsche Post“ auf dem Porto steht. Dieses wichtige Unterscheidungsmerkmal lässt die Sammler dann doch mit der Neuerung leben.

(Quelle: http://www.welt.de/webwelt/article1618283/Post_hat_ein_Problem_mit_Porno-Briefmarken.html)
 
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