Thema: Deutsche Post Neuheiten: Cryptowahnsinn erreicht auch Deutschland
Jürgen Häsler Am: 27.10.2023 00:52:27 Gelesen: 20246# 81@  
@ Eric Scherer [#79]

Die neue Kryptobriefmarke wurde heute im Museum für Post und Kommunikation in Berlin von Christian Lindner und Nikola Hagleitner von der Deutschen Post vorgestellt. Der Saal war rappelvoll und ich habe fünf verschiedene Fernsehteams gezählt. Herr Lindner betonte, wie wichtig ihm der Termin sei - sein Terminkalender war heute sogar Thema in der Presse.

Hallo Eric,

es ist toll, dass Minister Lindner die Vorstellung der Kryptomarke persönlich vorgenommen hat. "Digitalisierung" ist "sein" Thema. Das Medienecho ist tatsächlich enorm, wie ich heute abend festgestellt habe.

Und alle waren sich einig: niemand muss das Sammeln, aber wenn es neue Interessenten anspricht, ist das gut.

Exakt so sehe ich das auch. Nach Einführung des Matrixcodes bei Deutschen Briefmarken gibt es jetzt einen zweiten "Digitalisierungsschritt". Niemand MUSS das "mitmachen", man sollte dann aber im Gegenzug etwas Toleranz gegenüber jenen aufbringen, die das ausprobieren möchten.

Ich finde es schade, dass einige Sammler NEUES von vornherein abzulehnen scheinen, völlig egal, wie das Konzept überhaupt aussieht.

Wenn jemand die Meinung vertritt, dass die neue Kryptomarke von POST Luxembourg (Aufschrift Lëtzebuerg) mit 9 Euro Frankaturwert und einem Verkaufspreis von 9 Euro das bessere (und gerechtere) Konzept sei im Vergleich zu jenem der Deutschen Post AG, dann ist das für mich in Ordnung und ich respektiere diese Meinung natürlich.

Ich halte das Konzept unserer Post aber für "durchdachter". Was könnte ich als Sammler von modernen BUND-Belegen mit einer EUR 9,90-Briefmarke anfangen ? Nichts. Rein gar nichts. Was soll ich mit diesem Nennwert frankieren und in den Briefkasten stecken können ?

Würde die Post eine Kryptomarke im Nennwert von EUR 9,90 herausgeben, müsste in der Konzernrechnungslegung für alle postfrischen Kryptomarken eine Rückstellung gebildet werden. Gewinn (vorerst) Null.

Bei Mi-Nr. 3801 bleiben jedoch von den EUR 8,30 "Aufgeld" nach Abzug von (gerundet) EUR 1,33 Umsatzsteuer noch EUR 6,97 Bruttogewinn, mit dem sich nicht nur die Herstellung und der Vertrieb der Kryptomarken finanzieren lässt, sondern auch der Betrieb der "Kryptobörse" Ciphers.me. Und die sollte dann auch tatsächlich mindestens bis zum Ende der Verjährungsfrist, so diese denn tatsächlich am 31.12.2027 endet, betrieben werden.

Es sei noch eine Anmerkung zu den Themen "Blockchain" und "NFT" gestattet. Wenn ich mit Sammlern aus unseren Vereinen spreche, dann stelle ich häufig einen gravierenden Mangel an Informationen und Wissen über "Digitales" fest, was nicht überraschend ist, denn bis zur Ausgabe von BUND Mi-Nr. 3590/3592 "Digitaler Wandel" mit Matrix-Code waren Briefmarken "analog".

Selbst wenn man NFTs für (materiell) "wertlos" erachtet, hat die Blockchain-Technologie ihren Nutzen bei Kryptowährungen bereits unter Beweis gestellt.

Auf der (hochinformativen) Info-Seite der Europäischen Zentralbank zur (geplanten) Einführung eines digitalen Euro [1] findet sich nach den grundlegenden Erläuterungen auch

Frage 23: Würde ein digitaler Euro auf einer Distributed-Ledger-Technologie wie Blockchain basieren ?

Das Eurosystem testet bei der Entwicklung eines digitalen Euro derzeit verschiedene – zentralisierte und dezentralisierte – Technologien, darunter auch die Distributed-Ledger-Technologie. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.


Spätestens wenn die (digitale) Form unserer Währung, die wir täglich nutzen und die das Funktionieren unserer gesamten Volkswirtschaft sichert, auf der Blockchain-Technologie basiert, sollten sich auch Philatelisten mit diesem Thema beschäftigen, nicht nur der Finanzminister.

[1] https://www.ecb.europa.eu/paym/digital_euro/faqs/html/ecb.faq_digital_euro.de.html
 
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