Thema: Deutsches Reich Feldpost 1. Weltkrieg
evwezel Am: 12.11.2023 20:45:07 Gelesen: 23145# 770@  
Liebe Sammelfreunde,

ich versuche mal wieder eine vernünftige(?) Frage zu stellen. Ich zeige Euch heute den Umschlag eines Feldpostbriefes, verschickt vom Ostfront am 6. Juli 1915 nach Gymnasiumlehrer Franz Waters in Euskirchen.

Der Briefschreiber, Karl Buys, wurde zu Trier geboren als ältester Sohn von Gymnasial-Oberlehrer Karl Buys und seine Frau Elsa geboren Schultz. Es war ein kluger Junge. Er machte 1901 sein Abitur am Friedrich Wilhelm Gymnasium in Trier und studierte von 1903 bis 1907 klassischer Philologie an der Universität in Bonn. April 1912 wurde er als Lehrer zum Auguste Viktoria-Gymnasium in Euskirchen angestellt. In demselben Jahr trat Franz Waters dort als Gymnasiumlehrer an.

Ein großes Unglück traf die Familie Buys im Jahre 1911 als eine jüngere Schwester von Karl, Lehrerin Berta Buys, im Alter von 31 Jahre starb[1]. Es drohte aber noch mehr Unheil. „Am 15. März 1915 wurde auch Oberlehrer Buys zum Heerdienste einberufen.“ [2]

Karl hatte nicht viele Freunde in der Armee:

Ich komme mit meinen
Gefährten gut aus, obwohl ein
engeres Verhältnis so leicht
nicht zustande kommt; nur einer,
ein Bauarbeiter, ist mir etwas
näher getreten.
In der Kompagnie kenne ich nur
noch einen Einjährigen; ich bin deshalb
eine Art Unikum und muß mir alle
möglichen Titel gefallen lassen: Doktor,
Professor, Schulmeister, Magister, u.s.w.
“ [3]

Laut Karl befand er sich nicht in einer sehr gefährlichen Lage:

Und wenn ein-
mal ein Schuß fällt, so wird er
auf die sich im Wasser tummeln-
den Fischlein abgegeben, was aller-
dings neuerdings strengstens un-
tersagt ist, zuweilen verirrt
sich aber auch eine russische Kugel,
die eigentlich unseren Schützen-
gräben galt, hierher und pfeift
bedenklich über unseren Köpfe hin-
weg.


Hatte er das Risiko unterschätzt? Oder wollte er seinen Kollegen nicht beunruhigen? Wie es auch sei, Karl hat den Krieg nicht überlebt und ist gefallen am 16. September 1915. Sein Name wird noch erwähnt auf einer Gedenkplatte in der Liebfrauenkirche in Trier.

Meine Frage ist jetzt: wäre es vielleicht möglich anhand der Informationen auf dem Umschlag herauszufinden wo Karl Buys gefallen ist?

Absender:
Abs. Ldw. mann Buys,
9. Komp. Ldw. I.R.29,
29. gemischte Ldw. I. Brigade
im Osten

Viele Grüße,

Emiel



[1] General-Anzeiger. 1889-1945. Samstag 1911, Seite 8
[2] Kaiserin Auguste Viktoria-Gymnasium zu Euskirchen. Bericht über das Schuljahr 1914, Seite 12.
[3] Sammlung Emiel van Wezel. Brief Karl Buys, geschrieben am 6. Juli 1915, Seite 4-5
 
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