Thema: Deutsche Post Neuheiten: Cryptowahnsinn erreicht auch Deutschland
Holo-Gert Am: 20.11.2023 08:42:00 Gelesen: 12184# 175@  
Grundsätzlich kann bei dem Begriff Krypto-Briefmarke wohl endlos darüber diskutiert werden, was so eine Marke mit Krypto-Währungen zu tun hat. Streng genommen ist eine Krypto-Briefmarke erst dann eine solche, wenn ihr "digitaler Zwilling" in eine wallet eingelesen ist und damit dieser NFT mit einer Krypto-Währung gehandelt werden kann. Dazu Beispiele:

Die crypto stamp 1.0 Einhorn der AT Post hat direkt etwas mit Kryptowährung zu tun. Auf jeder Marke liegt ein Guthaben von 0,0046 Ether. Das waren damals die "Gaskosten", d.h. die Kosten um eine Marke von der wallet einer Person in die wallet einer anderen Person zu transferieren.

Je ein Zwanzigstel der kroatischen Krypto-Briefmarken V1 bis V5 konnte nur mit Krypo-Währung gekauft werden. Damit unterschieden sich diese Marken im Vertriebsweg. Die physische Marke bekam der Käufer zugeschickt, der digitale Zwilling wurde direkt in die wallet des Käufers übertragen. Bei den mit der nationalen Währung gekauften Marken erhielt der Käufer die physische Marke und konnte selbst entscheiden, ob er seine Marke in eine wallet einliest oder nicht.

Katastrophal die deutsche Ausgabe Brandenburger Tor Kryptomarke Gold-Edition. Ich habe sie sehr frühzeitig korrekt schriftlich in Weiden bestellt. Am 16.11. bekam ich ein Schreiben, dass sie ausverkauft sei und ich nicht beliefert werden könnte. Höchstwahrscheinlich gibt es aber einen Sammler, der sie telefonisch bestellt hatte und der sie bekam. Angeblich war sie aber nur im online shop erhältlich. Ich war seit 8 Uhr damals im shop angemeldet. Ab 8.34 Uhr konnte man den Folder bestellen. Mir gelang es ca 15 mal einen Folder in den Warenkorb zu legen, ich kam aber immer nur bis zur Zahlung, dann scheiterte das Vorhaben. Also ging ich leer aus.

Übel ist aber, was sich jetzt auf "kleinanzeigen" abspielt. Da ebay den Begriff "krypto" ja aus rechtlichen Gründen untersagt hat, spielt sich das ganze Gezocke und das Spekulantentum auf kleinanzeigen ab. Hier werden angeblch Folder für 2.400 € bis 5.100 € verkauft. Als ich drei Verkäufer sachlich angeschrieben habe, wurde ich beleidigt (Hochstapler, schräger Vogel, Depp, ... ).

Jetzt ist abzuwarten, wie Michel reagiert. Ich befürchte aber auch da, dass sie "einknicken" werden. Rein sachlich gesehen müsste m.E. das Markenheftchen (sprich: der Folder) mit ca 35 € bewertet werden: 20 € die selbstklebende Kryptomarke, 3,20 € die nassklebende Marke und einige € eben das Heftchen. Seit fast 2 Jahren haben alle deutsche Marken einen Matrixcode. Bei keiner dieser Marken sind die daraus abzulesenden Nr. 1 bis Nr. 100 besonders bewertet. Warum also sollte das bei dieser Kryptobriefmarke anders sein? Dass die beiden Marken im Folder die selbe Nummer haben, was soll's? Der Sinn einer Kryptomarke wäre doch eigentlich sowieso, sie in eine wallet einzulesen. Das passiert aber nicht, sonst würden die 2 Marken ja jeweils ein Eigenleben führen und die Gleichartigkeit der Nummern wäre völlig für die Katz!

In diesem Gold-Edition-Folder sind auch die Ersttagsstempel abgebildet. Das sind selbstverständlich die Stempel der nassklebenden Marke. Hier zeigt sich schon das Dilemma dieses Folders, denn die Krypto-Briefmarke könnte ja nur mit einem Erstverwendungsstempel abgestempelt werden.

Weiterhin ergeben sich interessante Fragen. Jede physische Krypto-Briefmarke ist natürlich frei verkäuflich: Es muss dann immer eindeutig feststellbar sein, ob sie bereits in eine wallet eingelesen wurde oder nicht. Sollte sie eingelesen sein, verbleibt der digitale Zwilling zuerst einmal im Besitz dieses ersten Käufers oder der zweite Käufer muss sich gleichzeitig auch den entsprechenden NFT in seine wallet transferieren lassen um die "gesamte" Krypto-Briefmarke zu besitzen.

Mein Fazit ist, dass sich jetzt auch die Deutsche Post AG den Totengräbern der Philatelie angeschlossen hat. Als Sammler echt gelaufener Belege kann man die "normale" Krypto-Briefmarke ja noch auf einem Großbrief, wenn auch zu völlig überzogenen Kosten verwenden. Wer aber diese Krypto-Briefmarke aus der Gold-Edition dafür verwenden würde, wäre ja völlig gaga. d.h., diese Krypto-Briefmarken mit den Nummern 1 bis 100 sind nicht philatelistisch, sondern nur im Folder ein Produkt für geldgierige Spekulanten und Glücksritter.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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